Folia Theologica et Canonica 1. 23/15 (2012)

SACRA THEOLOGIA - Zoltán Rokay, Leo Scheffczyk und die Tübinger Schule

100 ZOLTÁN ROKAY 3. Die Katholische Kirche Es ist schon auf den ersten Blick deutlich, dass es Möhler um die Katholische Kirche geht, einschliesslich ihrer Apologetik und damit einer „Kontroverstheo­logie“. Erst daher lässt sich über die Offenbarung und von dem „Sinn der Ge­schichtliche“ sinnvoll sprechen. Diese ekklesiologische, ja katholische Aus­richtung bringt ihn Scheffczyk nahe, dessen Herzensanliegen die Darlegung der Katholizität ist. Über Möhler lesen wir bei ihm: „Von seinem Lehrer Drey die organische Auffassung von der Kirche und ihrer Geschichte übernehmend, sucht Möhler in diesem Werk (Die Einheit in der Kirche - Z. R.) das Wesen der Kirche in Anlehnung an einen noch stark klassizistischen Kanon in der Urzeit der ersten drei Jahrhunderte zu ergreifen, und in Abhängigkeit von Schleierma­chers romantischen Gemeingeist-Lehre aus dem mystischen Vitalprinzip des Gottesgeistes zu erklären.“30 Nach Scheffczyk ist darin eine Wende vom phi­losophischen Geiste des ausgehenden 18. Jahrhunderts in die Richtung der Romantik zu merken.31 In der „epochenmachenden Symbolik“32 hatte Möhler, dessen theologisches Denken „im Grunde immer um das Kirchenthema kreis­te... eine Wendung zur hegelisch orientierten Idee der Kirche als objektiv ge­wordenen absoluten Vernunft vollzogen, die zugleich auch eine Wendung von der theoretischen zur anthropozentrischen Konstruktion der Kirche und zu ihrem Verständnis als christusgetragener Erlösungsgemeinschaft bedeutete. So vermochte er es zunächst mit den Denkmitteln der Romantik und danach mit denen des dialektisch-idealistischen Denkens die Wirklichkeit der Kirche (im Zusammenhang mit den Grundwahrheiten der Schrift, der Tradition, der Ge­meinschaft der Heiligen und des Priestertums der Gläubigen) aufs neue ins christliche Bewusstsein zu heben und als gotterfülltes Leben darzustellen, eine Tat, die nach der religiösen Dürre der Aufklärung befreiend und beglückend wirken musste.“33 Die Kontroverse, welche mit der Schrift Baurs „Der Gegensatz des Katholi­zismus und Protestantismus nach den Prinzipien und Hauptdogmen der beiden Lehrbegriffe mit besonderer Rücksicht auf Möhlers Symbolik“, hat Möhler nicht einfach in die Deffensive gezwungen, sondern erbrachte eine immer gründlichere Überlegung des Katholischen, und eine immer präzisere Formu­lierung derselben. 31 Vgl. ebd. 31 Ebd. 33 Ebd. 30 f. - Wahrscheinlich meint Scheffczyk unter dem „Priestertum der Gläubigen“, sich auf Möhler berufend etwas anderes, als man heutzutage von einigen gewohnt ist zu verstehen. Zu dieser „Wende“ Möhlers vgl. Geiselmann, J. R., Der Einfluss der Christologie des Konzils von Chalkedon auf die Theologie J. A. Möhlers, in Das Konzil von Chalkedon (Hrsg, von Grill­maier, A. - Bacht, H.), Würzburg 1954. III. 341-420. Der Einfluss Hegels (neben Schelling) auf die Tübinger ist annehmbar, aber dessen Darlegung schwerfällig.

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