Folia Canonica 6. (2003)
STUDIES - Helmuth Pree: Die politische und gewerkschaftliche Betätigung geistlicher Personen im CIC (1983) und im CCEO (1990)
DIE POLITISCHE UND GEWERKSCHAFTLICHE BETÄTIGUNG 33 ,Aktive" Beteiligung umfasst nicht nur das öffentliche Eintreten für die Partei und ihre Ziele (z. B. bei Parteikundgebungen oder in Form namentlich gezeichneter parteipolitischer Stellungnahmen in Massenmedien), sondern auch die nichtöffentliche Mitarbeit wie z. B. die Besorgung organisatorischer und administrativer Parteiaufgaben. Ganz besonders vom Verbot betroffen sind führende Funktionen in einer politischen Partei.96 In Puebla hat Papst JOHANNES PAUL II. dies in die Worte gefasst: „Siete sacerdoti e religiosi; non siete dirigenti sociali, leaders politici o funzionari di unpotere temporale. Perciô vi ripeto: non facciamoci l'illusio- ne di servire il Vangelo se cerchiamo di diluire il nostro charisma attraverso un esagerato interesse verso l'ampio campo deiproblemi temporali.”97 Mit Blick auf die Religiösen präzisiert die Instruktion „Religiosi epromozio- ne umana”98: Der Einsatz für den Menschen sei zwar im Dienst des Evangeliums, berge aber ggf. das Risiko eines Verlustes der Identität des Ordenslebens und der Sendung der Kirche in sich, „insieme ad una pericolosa tendenza ad as- solutizzare idee e metodi, oggetto difacili e interessatestrumentalizzazioni” (Nr. 11). Es sei zu unterscheiden zwischen Politik” in einem weiteren Sinn, an der teilzunehmen jeder Mensch aus seiner Verantwortung als aktiver Bürger verpflichtet sei, und „politischer Praxis”99: Die Religiösen dürfen nicht der Illusion verfallen, die Entwicklung der Personen und Völker dadurch günstiger beeinflussen zu können, dass sie ihre (ordens-)spezifischen Aufgaben durch politischen Einsatz im Sinne politischer Praxis ersetzen.100 Die Sendung nicht nur der wird sich daran erinnern, das es 'nicht Sache der Hirten der Kirche ist, in die politischen Strukturen und in die Organisation des Gesellschaftslebens direkt einzugreifen. Diese Aufgabe gehört zur Sendung der gläubigen Laien, die aus eigenem Ansporn mit ihren Mitbürgern zusammen arbeiten' (Zitat aus KKK Nr. 2442). Allerdings wird er nicht versäumen, sich 'für die rechte Bildung ihres Gewissens' einzusetzen”: Nr. 33 c mit Verweis auf das Dokument der Bischofssynode 1971 überdas Amtspriestertum. Vgl. auch Vat II PO 9 b: Die Priester „mögen auch mit Bedacht die gebührende Freiheit, die allen im bürgerlichen Bereich zusteht, achten”. 96,Assumptio muneris ad moderationem pertinentis (leadership) vel actuose militandi modus pro aliqua factione politica excludi debent a quolibet presbytero, nisi id in concretis extraordinariisque circumstantiis bono communitatis reapse postuletur, de consensu quidem Episcopi, consultis Consilio Presbyterali et - si casus ferat - Conferentia EpiscopaliBischofssynode 1971 überdas Amtspriestertum (Anm. 35) 913. 91 AAS!\ (1989) 193. Vgl. T. Bertone, Obblighiedirittideichierici. Missione e spiritua- lità delpresbitero nelnuovo Codice, in MonEccl 109 (1984) 58-69, 67. 98 Vgl. Anm. 31, hier: Nr. 11 f. 99 Diese wird hier umschrieben als „participazione diretta a scelte di parté" (Nr. 12). 100 Nr. 12. In einer Fußnote dazu wird aus der Ansprache des Papstes an die Vereinigung der Generaloberen vom 24.11.1978 (Ochoa, Leges Nr. 4590) die Ermahnung zitiert, Ordensleute sollen „interpretare nella giusta luce evangelica l'opzioneper i più poveri eper ogni vittima dell'egoismo umano, senza cedere a radicalizzazioni sociopolitiche ...avvicinarsi alia gente e inserirsi in mezzo al populo, senza mettere in questione la propria identità religiosa, né offuscare l’originalità specifica della propria vocazione” (FN 40, zu Nr. 12).