Folia Canonica 3. (2000)

STUDIES - Peter Landau: Die Canones Apostolorum im Abendländischen Kirchenrecht, insbesondere bei Gratian

DIE CANONES APOSTOLORUM IM ABENDLÄNDISCHEN KIRCHENRECHT 33 Entsprechend der Zuschreibung der Hispana zu Isidor von Sevilla als Autor zitiert Gratian die Stelle des Hispana Vorworts als ‘Ysidorus scribens dicens verweist also für die Abwertung der Apostelkanones als apokryph auf die Autorität eines großen Kirchenvaters.29 Es folgen bei Gratian dann aber drei Kapitel mit positiver Bewertung der Apostelkanones. Zunächst wird in c.2 die angebliche Stellungnahme des Zephe- rinus zitiert, also ein pseudoisidorischer Text.30 Daran anschließend wird in c.3 Papst Leo IX. zitiert, in Wahrheit ein Text aus einer Streitschrift Humberts von Silva Candida, der sog. Contradictio Nicetae.31 Humbert bezeichnet hier die Canones apostolorum als Teil eines ‘liber Clementis’ und bemerkt, dass dieses Buch ‘exceptis capitulis quinquaginta’ zu den apokryphen gerechnet werde.32 Ohne dass hier klar ist, was Humbert unter ‘Clementis librum’ versteht,33 ergibt sich jedenfalls aus dieser Stelle, dass die 50 Apostelkanones von einem allgemeinen Fälschungs­vorbehalt gegenüber Schriften des Clemens ausgenommen werden. Schließlich bringt Gratian noch ein weiteres Kapitel, das zunächst mit einer lateinischen Paraphrase des Eingangstextes von c.2 des Trullanum einsetzt, wo die Rechtsgeltung von 85 Apostelkanones offiziell bestätigt wurde.34 Es folgt im selben Kapitel die positive Einstufung der Apostelkanones in der Vorrede Pseudoisidors, die von Gratian mit der Inskription ‘Epistola Ysidori in capite canonum’ versehen wird.35 Es scheint Gratian nicht zu irritieren, dass er Isidor einmal als Gewährsmann für den apokryphen Charakter und dann für die Authentizität der Canones apostolorum anführt. Das Ergebnis war für ihn, dass er die Einstufung der Canones apostolorum als apokryph ablehnte - er sagt abschließend: ‘patet, quod non sunt inter apokrifa deputandi.’36 Aus welchen Sammlungen hat sich nun aber Gratian seine Texte über die Rechtsnatur der Canones apostolorum zusammengesucht? Es sind eindeutig die Sammlungen des Ivo von Chartres, die hier von Gratian als Textmagazine verwendet wurden. p. 897. 29D.16, Dict.ante c.l: “Hos (sc.canones apostolorum, P.L.) non recipiendos, sed inter apokrifa deputatos, Ysidorus scribit dicens...” 30 Cf. hierzu oben Anm. 22. 31 Zur sog. Contradictio Nicetae cf. H. Hoesch, Die kanonistischen Quellen im Werk Humberts von Moyenmoutier (Forschungen zur kirchl. Rechtsgeschichte u. zum Kirchen­recht 10), Köln-Wien 1970, 29. Edition von C. Will, Acta et scripta quae de controversiis ecclesiae graecae et latinae saec. XI extant, Leipzig 1861, 136-150. 32 Will, Acta (Anm. 31), 141, Z.b. 24: “Nam Clementis librum, id est itinerarium Petri apostoli et canones apostolorum numerarunt inter apocripha, exceptis capitulis quinquaginta, quae decreverunt regulis othodoxis adiungenda.” 33 Cf. zu dieser Frage Hoesch, Die kanonistischen (Anm.31), 63 f. (no. 37). 34D.16,c.4: “VI.Sinodus cap.2.Placuit huic sanctae sinodo, ut amodo confirmata et rata sint canonum apostolorum LXXXV capitula.” 35D.16, C.4. 36D.16, Diet, p.c.4.

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