Circulares literae dioecesanae anno 1903 ad clerum archidioecesis strigoniensis a Claudio Francisco Cardinale Vaszary principe primate regni Hungariae et archiepiscopo dimissae
XXI.
194 jenigen Gedanken, der die Krone trägt als, auch desjenigen, den grobe Leinwand deckt. “1 Der Erlöser kam auf die Erde, damit er der Menschheit den Weg zeige, der in das himmlische Vaterland führt, aber nebst diesem lehrte er auch und gab uns Beispiel, wie wir auch unser irdisches Vaterland lieben sollen. Jene Thränen, die er über den bevorstehenden Untergang Jerusalems vergoss, wurden zur Quelle wahrer Vaterlandsliebe, die unter allen Umständen, sei es in Leid oder Freud’, im Glücke wie im Unglücke dem Vaterlande Treue wahrt. Daraus entspringt auch unsere Vaterlandsliebe, deren Ideal dieser dreifache Wahlspruch ist: Gott, König und Vaterland. Gott anbeten, den König verehren, das Wohl des Vaterlandes fördern: das ist das Wesen unserer, durch Christum den Herrn geheiligten Vaterlandsliebe. Die Geschichte ist Zeuge, dass unser Vaterland eben damals stark war gegenüber seinen äusseren Feinden; damals zufrieden und glücklich auch im Inneren, als seine Bürger ihre Pflichten gegen Gott, den König und das Vaterland gewissenhaft erfüllten. Wenn wir deshalb unserem theueren Vaterlande die Segnungen des Friedens wieder verschaffen; wenn wir die Wunden, aus denen es jetzt blutet, heilen wollen: so erneuern wir in unseren Herzen die Kraft der durch Christum unseren Herrn geheiligten Vaterlandsliebe und erfüllen wir mit vollkommener Hingabe die Pflichten der reinen Vaterlandsliebe. Seien wir vor allem dem gekrönten Haupte des Landes, der gesalbten Person unseres apostolischen Königs mit begeisterter Ehrfurcht anhänglich. Nie fehle aus der Krone unserer Tugenden der Edelstein jener unerschütterlichen Treue, die unsere glorreichen Ahnen schon in Etelköz gelobten und Jahrhunderte hindurch standhaft bewahrten. Nur mit ihrem Könige vereint und eng verbunden kann die Nation die das friedliche Leben beunruhigenden Uebel überwinden. Immer, aber besonders jetzt, da wir die Segnungen des inneren Friedens entbehren, wollen wir die Mahnung des heiligen Apostels Paulus beherzigen: „Darum ermahne ich vor allen Dingen, dass Bitten, Gebete, Fürbitten, Danksagungen geschehen für alle Menschen, für Könige und für alle Obrigkeiten, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen mögen . . . im Glauben und in Liebe und Heiligung und Sittsamkeit.“1 Nebst dieser unerschütterlichen Anhänglichkeit zu dem Könige erfüllen wir auch jene Pflicht der Vaterlandsliebe, auf die uns der grosse Apostel aneifert, indem er schreibt: „Jedermann unterwerfe sich der obrigkeitlichen Gewalt; denn es gibt keine Gewalt, ausser von Gott, und die, welche besteht, ist von Gott angeordnet. Darum ist es eure Pflicht, unterthan zu sein, nicht nur um der Strafe willen, sondern auch um des Gewissens willen.“2 Ehrwürdige Brüder! Geliebteste in Christo ! Ausser den Mauern von Bethlehem, in der Krippe einer niedrigen Grotte liegt in dürftige Windel gewickelt der König der Könige, das göttliche Kind, zu dem gemäss den Worten des Propheten: „die Nationen strömen.“3 1 I. Tim. II. 1. 2, 15. a Röm. XIII. 1. 7. 3 Mich. IV. 2. 1 Jez. Sir. XL. 1. 5.