AZ ORSZÁGOS SZÉCHÉNYI KÖNYVTÁR ÉVKÖNYVE 1986-1990. Budapest (1994)

II. Az OSZK történetéből és munkájából - Berlász Jenő: Kísérletek a Könyvtár elhelyezésére a XIX. században - Versuche der Unterbringung der Bibliothek im XIX. Jahrhundert

VERSUCHE DER UNTERBRINGUNG DER BIBLIOTHEK IM XIX. JAHRHUNDERT J.BERLÁSZ 1. Das Problem der Unterbringung Ein ungarischer Magnat, Graf Ferenc Széchényi verschenkte an die ungarische Nation seine aus 5000 Bänden Bücher, 700 Handschriften, 100 Stichen und 40 Landkartenmappen bestehende Hungarica­Sammlung, mit der Bestimmung, eine öffentliche, ständige Bibliothek, Biblioteca Nationalis Hungarica, zu gründen. Die Ausführung dieses Wunsches war aber bei weitem nicht problemlos. Ungarn war nämlich — wie alle osteuropäische Länder — ein in den Rahmen feudaler staatlichen und gesellschaftlichen Ordnung lebendes Land. Das bedeutete dass die Staatsmacht nicht von der Nation, sondern von dem Monarchen, dem König, ausgeübt wurde, die Staatseinkünfte gingen in die königliche Schatzkammer ein, die Nation hatte gar keine eigenen Einnahmequellen. Es war äusserst problematisch, ob die Nation — die in wesentlichen mit dem mittleren Adel identisch war — die grossartige Büchersammlung des Grafen Széchényi als öffentliche Institution zu organisieren und zu erhalten imsande sei. Der Stifter war natürlich der Situation im Bilde, und hat geschickt im voraus, vor der Übergabe des Geschenkes, für die grundsätzlichen Bedingungen der Ents­tehung der Institution Vorsorge getragen. Er verlangte und erhielt vom König, "Vater der Nation", ein Heim für die Bibliothek, und ständige Bezahlung der Administration, aus öffentlichen Mitteln. 2. Die erste Unterbringung der Bibliothek 1803-1806 In der Stadt Pest — heute Budapest — bieteten sich als Unterkunft für die National bibliothek mehrere Gebäude des königlichen Fiskus, die Ordenshäuser des von Kaiser Josef II. aufgelösten Mönchenstandes waren. Eines davon, das Pauliner Kloster, genauer ein Teil des Klosters, wurde laut Erlaubnis des Königs Franz I. der Bibliothek überlassen. Dieser Teil war der, für die Pauliner in der Mitte des 18. Jahrhunderts ein­gericheter (noch heute bestehender) Bibliothekssaal: ein geräumiger, grosser Raum, mit Bücherschränken künstlerischer Ausführung. Diese Lösung kam als sehr günstig vor, denn man hatte mit der Einrichtung keine Sorgen. Sie hatte nur eine Lücke: es fehlen die zusätzlichen Räumlichkeiten, die als Wohnsitz des Kustos und der Hilfkräfte dienen könnten. Doch fand im Frühjahr des Jahres 1803 die Einräumung, die fachgemässe Bestandsaufstellung und schlisslich die festliche Eröffnung der Bibliothek statt. Gleich danach begann die Erschliessung der Bestände, und auch die Besuche seitens der Intelligenz der Haupstadt haben angefangen. Auf diese Weise kam die Nation in Besitz eines grossen Teils der in den früheren Jahrhunderten entstande­nen, gedruckten und handschriftlichen Hungarica-Bücherschätze. Die ungestörte Benutzung der Bibliothek dauerte nicht lange, bloss anderthalb Jahre. Da geriet das Land zweimal nacheinander in grosse Gefahr. Im Jahre 1805 drohen die Truppen Napoleons, nach Eroberung von Wien, auch Ungarn zu besetzen. Es war zu befürchten, dass die Kodizes und andere Schätze der Natio­nalbibliothek den Franzosen zur Beute fallen können. Diese Schäze wurden also sehr schnell aufs Land, in Wagen geladen, abtransportiert. Glücklicherweise kamen die Franzosen nicht nach Ungarn und diese Gehafr war vorüber. Im nächsten Jahr kamen andere Probleme. Die katholische Kirche beanspruchte und erhielt das Gebäude des Pauliner Klosters vom Kaiser für Priesterseminar. So musste für die Bibliothek ein neues Heim gesucht werden. 166

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