AZ ORSZÁGOS SZÉCHÉNYI KÖNYVTÁR ÉVKÖNYVE 1978. Budapest (1980)
IV. Könyvtörténeti és művelődéstörténeti tanulmányok - Fallenbüchl Zoltán: A Blaeu-térképofficina atlaszkiadásai és magyar vonatkozásaik - Die Atlasausgaben des Amsterdamer Verlages Blaeu und ihre ungarischen Beziehungen
Schreibung vor (z. B. 300 Dörfer und 15 000 Einwohner auf der Insel Schütt-Csallóköz; 30 000 Katholiken in den vom Türken besetzten Gebieten Ungarns usw.). Die Karte von Ungarn ist schwächer, als die Beschreibung. Im Allgemeinen sind übrigens im Blaeu'schen Atlas — wie auch in den früheren Ausgaben — die Landkarten der niederländischen Gebiete die besten und reichhaltigsten; die von Frankreich — in dieser Ausgabe — etwas vernachlässigt. Die Betätigung von Cassini und De la Hire fällt besonders in die Jahre nach dem Erscheinen vom Atlas Maior. Spanien ist im Atlas auch nicht der Bedeutung gemäss bearbeitet, Portugal aber ganz ärmlich vertreten. Der Novus Atlas Sinensis von M. Martinius (1614—1661) ist eine grosse Bereicherung {sie erschien zuerst 1656), besonders wichtig sind die Blätter über die amerikanischen Gebiete. 1663 war eine noch grössere französische Ausgabe des Atlanten in 12 Bänden erscheinen: Le Grand Atlas ov Cosmographie Blaviane . . . betitelt. In Ungarn ist davon kein Exemplar bekannt. Auch eine spanische Ausgabe war in Arbeit nach 1662. Die Ungarnkarten der Blaeu'schen Offizin. Die Vorgänger der Ungarnkarte der alten (noch von Willem Jansz Blaeu vorgebrachten) Ausgaben gehen auf die Ungarnkarten von Wolfgang Lazius, Mathias Zündt, Johann Sambucus (Zsámboky), Abraham Ortelius und Gerhard Mercator (Kremer) zurück. Gemeinsam ist in diesen Karten, dass die — wegen der Türkenbesetzung des Mittelteils von Ungarn — bei Lazarus Strigoniensis (im Jahre 1528 erschienenen) noch gute Darstellung des Ungarlandes Schritt für Schritt verdirbt, besonders durch die unrichtige Zeichnung des Donaulaufes. Der Ost-Süd laufende Fluss macht bei Vác-Weitzen eine Biegung von fast 90° südwärts. Mercator dagegen zeichnete den Donaulauf von Wien nach Belgrad eindeutig in Richtung Nordwest-Südost, verdarb damit das transdanubianische Gebiet, aber auch die Donau-Theisebene vollständig. Blaeu übernahm diesen kartographischen Fehler. Auch war die Verwüstung Südungarns — teils durch Eingang von Siedlungen in der Wüstungsperiode des Spätmittelalters, teils durch die direkte Vernichtung durch die Türken — für ihn nicht bekannt. Im Jahre 1664 erschien im Verlag von Blaeu eine neue, veränderte Ausgabe der in den Atlanten auffindbaren älteren Ungarnkarte. Der Titel ist: Regni Hungáriáé nova et exactissima delineatio. Diese Karte ist dem Obersten Landesrichter von Ungarn, Grafen Ferenc Nádasdy (1625 — 1671) gewidmet. Obwohl im Grunde mit der älteren Blaeu'schen Ungarnkarte identisch — das geographische Gradnetz und das Gewässerbild sind die selben — sind doch auf dieser Karte in der Topographie und in der Toponymie viele Veränderungen, besonders Verbesserungen, zu finden. So ist z. B. die frühere falsche Situation der Tihanyer Halbinsel im Plattensee-Balaton (vom südöstlichen Ufer gegen Nordwesten vorspringend) rektifiziert, das heist, es hat eine Richtung von Nordwesten gegen Südosten. Grenzfestung Tihany gehörte zur ungarischen Grenzfestungskette auf der nordwestlichen Seite des Plattensee-Balatons. Auf der Karte aus 1664 von Blaeu ist diese wirkliche Situation schon wohl dargestellt. Auch das Gebiet von Csáktornya (Tschakathurm, heute Cakovec) und die MurDraumündung, wo der Heerführer und Dichter Nikolaus Graf Zrínyi (1620 — 1664) sich betätigte, weist mehrere Verbesserungen auf. Ferner das Gebiet um den Neusiedlersee-Fertő und die Wieselburg-Mosoner Gegend, die Grosse und Kleine Schüttinsel — Csallóköz, Szigetköz — wo viele Güter der Familie Nádasdy lagen, zeigen auch viele toponymische Verbesserungen auf der Karte von 1664. Dagegen ist die Veränderung bei den Grenzfestungen nicht immer positiv. So im Falle der Festungen Gesztes, Visegrád-Plintenburg, Léva-Lewenz etc. Die Stadt Vác-Waitzen wurde auf der neue Karte mit besonders verdorbener topographischer Lokalisierung fixiert. Die königlichen Gebiete Ungarns sind auf der neuen Karte als Hungária Austriaca bezeichnet, die türkisch besetzten als Hungária Turcica. Beide Bezeichnungen sind aber der ungarischen Verfassung wiedrig, denn die türkische Besetzung des grösseren Teils von Ungarn wurde niemals — 145 Jahre lang — weder vom König, noch von den Ständen oder vom Volke als rechtsmässig anerkannt. Die Zweiteilung des Landes kann keineswegs auf einen ungarischen Ratgeber von Blaeu zurückgeführt werden, sondern scheint seine eigene Veränderung auf der neuen Karte zu sein. Die Frage: wer die topographischen Änderungen von Blaeu vorgeschlagen hatte, ist nicht sicher zu klären. Ausser Nádasdy und Zrínyi kommen noch Erzbischof von Esztergom György Lippay (1600—1666) ungarischer Staatskanzler und zugleich Wissenschaftler, der Landespalatin Graf Ferenc Wesselényi (1605 — 1667) und der 404