Matskási István (szerk.): A Magyar Természettudományi Múzeum évkönyve 93. (Budapest 2001)

Röhrer-Ertl, O.: Der Mann von Kunbábony - oder über Schauen und Messen. zu Definitionen von Mass- und Index-Eigenschaften in der Anthropologie

Die Linguistik meinte - und meint z.T. auch heute noch in diesem Sinne - im­mer tiefer liegende "Sprachstraten" erschließen zu können (unter Einschluß einer "Sprachrekonstruktion"), indem sie z.B. auch nach Gemeinsamkeiten voneinander offensichtlich nicht verwandter Sprachen sucht (z.B. SCHARF 1975c). Auf diese Weise wurden z.B. die "nostratische" und dann auch die "boräische Sprache" po­stulierbar (z.B. SCHARF 1980, 1982). Von dort bis zum Postulat einer - seit For­schungsbeginn angenommenen (z.B. KRÄHE 1943) - "Ursprache" (z.B. MlLO & QUIATT 1993, SCHARF 1978, 1988) scheint der Weg nur konsequent. "Es wird für wahrscheinlich gehalten, daß der Monophylie von Homo sapiens auch eine Mono­phylie der menschlichen Sprache zuzuordnen ist" (SCHARF 1975c, S. 213). Dafür wurden dann - bei Annahme unterschiedlich zeitlicher Tiefe - 3 Sprachschichten erschlossen (z.B. SCHARF 1988): Stratum primum: Schnalzlaute (sog. Clicks, wie sie in einigen afrikanischen Sprachen vorkommen), welche der Mensch mit Tier-Primaten, speziell Ponginae gemeinsam hat; Stratum secundum: Lallworte (aus der "Babysprache" entlehnt, z.B. "Mama"); Stratum tertium: Elementarparal­lelen (lautmalende Schallworte, z.B. "Kuckuck"), wie sie - in unterschiedlichen Häufungen - in de facto allen bekannten Sprachen nachweisbar sind. In einem solchen Zusammenhang mußte sich wohl ganz zwangsläufig ein Streit um den "Beginn der menschlichen Sprache" als Kommunikationssystem primär artikulierter Vokalisation ergeben, welche man bis dato vorzugsweise nur dem modernen Menschen, Homo sapiens sapiens LINNAEUS, 1758 zuzubilligen bereit war. Dabei stützte man sich primär auf das von BOULE (1923) konstatierte Fehlen eines Zungenbeins (Os hyoideum) - es erhält sich im Boden nicht immer gut und wird auch bei modernen Ausgrabungen gern übersehen - bei Neanderlhaler­Skelet-Resten. Nachdem in Kebarah/Israel 2 Zungenbeine in eindeutigem Zusam­menhang gefunden wurden, lebte diese Diskussion wieder auf (z.B. DAVIDSON et al. 1993, FRAYER 1993, LIEBERMAN 1993«, RICHMAN 1993). Im Übrigen scheint derzeit die Diskussion über eine einheitliche "Ursprache" neuen Auftrieb zu erhalten (z.B. MlLO & QUIATT 1993, SCHARF 1975c, 1981). Am Rande sei dazu bemerkt, daß Verf.E. ein solches Postulat allein aus verglei­chend-ethologischer Sicht anzweifelbar erscheint, weil - altbekannt (z.B. KAWAI 1975) - z.B. benachbart lebende Tier-Primaten-Populationen des gleichen Taxons durchaus unterschiedliche Kommunikations-Systeme (auch akustische) besitzen können, ein überwechselndes Tier also auch Teile seines Kommunikations-Ver­haltens umstellen bzw. neu erlernen muß. Ferner sei angemerkt, daß - das Postulat "Sprache" und "Religion" (hier spe­ziell "Totenkult") bedingten einander als richtig unterstellt - neue und eindeutig belegte Grabfunde dann ebenfalls für eine "Sprachfähigkeit" des Neanderthalers

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