Boros István (szerk.): A Magyar Természettudományi Múzeum évkönyve 2. (Budapest 1952)
Dely, O. G.: Schildkrötenreste (Emys orbicularis L.) aus einem Awarengrabe
Ischia finden wir eine deutliche, aber gleichfalls nur mangelhaft erhaltene Kante. Die Form der Pubes und die des Foramen obturatoriums stimmen ebenfalls mit den beim Weibchen beschriebenen Verhältnissen überein, da wir die Verlängerung der Pubes voraussetzen können. Neben dem zweiten Panzer wurden nur ein 8. Halswirbel ohne Processi, sowie zwei weitere Knochen gefunden, uzw. ein linkes Femur, mit stark abgenütztem Trochanter major und minor und ein Fragment des linken Pubis mit dem sich dem Ischium anschliessenden Unterteil und Proc. lat. pubis. Diese beiden Knochen und der Halswirbel stimmen mit den Verhältnissen der verglichenen rezenten Exemplare überein, weshalb wir auch dieses Tier als ein Weibchen betrachten können. Die Form der Hals- und Rückenschilde bekräftigen diese Feststellung. Emys orbicularis L. kommt in Ungarn überall dort vor, wo sie ihre zusagende Lebensbedingungen vorfindet. Es bleibt nun noch die Frage offen, auf welche Weise die beiden Schildkröten in das Grab gelangten. Am Beginne meiner Arbeit wies ich schon darauf hin, dass die' Schildkrötenreste und die übrigen tierischen Knochen eine regelmässige Anordnung zeigten. Wir wissen, dass die Schildkröten, wie auch die übrigen Reptilien einen Winterschlaf halten. Wenr wir nun die Tiefe des Grabes (95 cm) und den Umstand berücksichtigen, dass die Tiere 15 cm unter dem Niveau des Gerippes (also 110 cm unter der Erde) lagen, so können wir annehmen, dass es sich hier kaum um einen Winterschlaf gehandelt haben mag. Emys orbicularis L. lebt nämlich normalerweise in Sümpfen, Mooren, Teichen, also im allgemeinen in stillen Gewässern und durchschläft die ungünstige Zeit —"wie schon. S с h r e i b e r erwähnt im Schlamme dieser Wasseransammlungen. In Erde gräbt sie sich nur sehr selten ein und geht auch in diesem Falle nur so tief hinab, bis ihr Körper gegen Erfrierung bezw. gegen Austrocknen geschützt erscheint. Dazu ist aber eine Tiefe von 110 cm nicht erforderlich. Diesbezüglich fand ich leider nur eine einzige Angabe, uzw. bei Kalabuchow (1946), der erwähnt, dass sich die in Mittelasien lebende Testudo horsfieldii Gray zum Sommerschlaf bis in eine Tiefe von 70 cm zurückzieht und dort in einer selbstgegrabenen im Durchmesser 2 m beträgenden Höhle die harten Zeiten durchschläft. Bedenken wir nun, dass beide Schildkröten an der linken Seite des Gerippes, in gleichem Abstände von diesem gefunden wurden und dass die anderen Tierknochen an der rechten Seite des Gerippes in gleichei Anordnung lagen, so wird es wohl klar, dass aie Tiere nicht auf natürliche Weise dorthin gelangt sein können, sondern dass es sich entweder um mit ihrem Besitzer bestattete Lieblingstiere gehandelt haben mag, oder aber um bisher unbekannte kultische Grabbeigaben. Literatur: Bou lenger, G. A. : Catalogue of the Chelonians, Rhynchocephalians and Crocodiles in the British Museum. (London, 1889). — Fejérváry-Lángh, A. M.: Beiträge und Berichtigungen zum Reptilien-Teil des ungarischen Faunen-Kataloges. (Fragm. Faun. Hung. 6, 1943.) — Hoff mann, Fr. K. : Reptilien I. (In Bronn's Klass. u. Ordn. d. Thier-Reichs. VI. Leipzig, 1890.) — Kalabuchow, N. 1.: Spjatschka zsiwotnüch. (Moskwa, 1946.) — Schreiber, E. : Herpetologia europaea. (Jena, 1912.) — S z a 1 a i, T. : Die fossilen Schildkröten Ungarns. (Fol. Zool. Hydrobiol. 6. 1934.) — Werner, Fr.: Die Reptilien und Amphibien Oesterreich —Ungarns. (Wien, 1897.). Erklärung zu Tafel VIII. * 1. Carapax, 2. Plastron des ersten Wcibchens. 3. Carapax, 4. Plastron des zweiten Weibchens. 5. Im Grabe gefundenes Becken. 6. Becken eines rezenten Weibchens. 7. Becken eines rezenten Männchens, 166