Rotarides Mihály - Székessy Vilmos (szerk.): A Magyar Természettudományi Múzeum évkönyve 37. (Budapest 1944)
Bartha, F.: Richtungen in der Biologie und ihre Beziehungen zur Paläontologie
gemeinen Gesetzmässigkeit untergeordnet werden kann — bloss mechanisch zu erfassen. Dennoch empfinden wir C a j a l's Behauptung, dass alles, was der materiellen Darstellung widerstrebt, höchst wahrscheinlich nur ein Verstandesspiel ohne jede Grundlage sei (Ramon y Cajal: Führer zur wissenschaftlichen Forschung), heute bereits als Übertreibung. Jedenfalls überlebte die mechanistische Forschungsrichtung ebenso die Romantik des 19., wie die spiritualistische Richtung des 20. Jahrhunderts. Dies mag wohl auch in der ausserordentlichen Plastizität der mechanistischen Richtung liegen. Zahlreiche Beispiele könnten angeführt werden, dass Forscher von spiritualistischer oder dualistischer Weltanschauung in mechanistischer Richtung arbeiteten (Newton, Planck). Dass aber die Atome letzten Endes Quanten, Corpuskeln oder Wellen sind, berührt die Gesetze der Biologie nicht. Vitalismus und Holismus sind mehr gebundene Forschungsrichtungen, indem der Vitalismus die materialistische, der Holismus aber die dualistische Weltanschauung ausschliesst. Die neuen Erkenntnisse der Jahrhundertwende, wie P 1 a n c k's Quantentheorie und die Mutationsbetrachtung von De V r i e s, waren auf die Gestaltung unseres physikalischen, bezw. biologischen Weltbildes von entscheidender Wirkung. Sie übermittelten den Grundsatz „natura non facit sal tus" der Vergangenheit. Gleichzeitig wurden auch die Gesetze M e n d e Ts zur Vererbungslehre wiederentdeckt, was zu einem gewaltigen Aufschwung in der Entwicklung der Genetik führte. Diese Erkenntnisse gaben den mechanistischen Überlegungen unseres Jahrhunderts eine neue Richtung. Die Wirkung zeigt sich vor allem auf dem Gebiete der Theorien zur Abstammungslehre. Einerseits verschob sich das Interesse gegenüber den äusseren Kräften gegen die inneren Voraussetzungen der Entwicklung zu, anderseits erhielten auch die parallelen Entwicklungsreihen Beachtung. Schliesslich trat an Stelle der in der Abstammungslehre von Darwin festgelegten einheitlichen Grundsätze eine fast sämtliche Möglichkeiten erschöpfende Verzweigung. Die Ursachen dafür sind folgende: 1. Immer neue Tatsachengruppen treten in den Vordergrund, so dass die Forscher heute ausser den von Darwin herangezogenen Tatsachen der Systematik, vergleichenden Anatomie, Paläontologie und Tiergeographie bereits auch die statistische Erforschung der Veränderlichkeit, die Vererbungslehre, Physiologie, Ontogenie, Biophysik und Chemie zu beachten haben. 2. Die Forscher erblicken das Wesentliche je nach ihrer individuellen Einstellung stets in anderen Tatsachengruppen. 3. Aus den Forschungsergebnissen innerhalb einer engeren systematischen Einheit werden Gesetze der allgemeinen Stammesentwicklungslehre er-