Csornay Boldizsár - Dobos Zsuzsa - Varga Ágota - Zakariás János szerk.: A Szépművészeti Múzeum közleményei 97. (Budapest, 2002)

GERSZI, TERÉZ: Porträtzeichnungen des Kindes Albert Rubens in Budapest und in Wien

der beiden Bildnisse im Kontext der Meisterwerke in der Münchner Kammerausstellung herausgestellt. Das Budapester Bildnis ist ursprünglich ebenfalls in schwarzer Kreide und in Rötel ausgeführt, wie die Mehrzahl der Bildnisstudien von Rubens. Bei stärkerer Beleuchtung sind die Kreidestriche am Haar deutlich sichtbar, die oben am Kopfe, wo die Lavierung ausgeblieben ist, selbst im Foto auszumachen sind. Die Konturen umschreiben das Profil genauso weich und zart wie in den Bildnissen der Clara Serena und des Nikolaus (Wien, Albertina). 16 Die Parallelschraffuren und die Kreuzlagen, die die Plastik und die Farbe des Gesichts angeben, liegen auch hier in verschiedenen Richtungen und haben unterschiedliche Länge. Das Auge, die Wimpern und der Mund sind mit der Feder nachgezogen, wie in der Mehrzahl der Bildniszeichnungen des Künstlers. Das vielleicht wichtigste Detail des Budapester Porträts ist der aufmerksame, lebhafte Ausdruck des Auges, wodurch die Lebendigkeit des Gesichts erheblich gesteigert wird. Demselben aufmerksamen Blick eines sehr intelligenten Kindes begegnet man beim Johannesknaben des Kasseler Bildes, während im Wiener Bildnis der Blick leer ist. An der Budapester Zeichnung ist die vollkommene Harmonie der Genauigkeit der Beobachtung und der Spontaneität der Ausführung genauso packend wie bei den sonstigen Porträtzeichnungen seiner Kinder. Rubens vermochte den Charakter und die Feinheiten der momentanen psychischen und physischen Verfassung seiner kleinen Modelle gleicherweise überzeugend zu vergegenwärtigen. In dem etwas geöffneten Mund ist die Kindernatur treffend erfaßt, dies geht mit der konzentrierten Beobachtung einher und stärkt zugleich den Ausdruck. Im Wiener Blatt ist wegen der ungeschickten Darstellung des Mundes auch dieser Ausdruck verlorengegangen. Der Kopist vermochte weder die richtigen Proportionen des Kopfes zu treffen, noch die Linie des Profils genau zu verfolgen. Die Profillinie der Stirn und der Nase unterscheidet sich in den beiden Darstellungen darin, daß sie auf dem Budapeser Blatt deutlicher gebogen ist, so daß darin durch die gewölbte Stirn und die Stupsnase die Liebenswürdigkeit und die Schönheit des kleinkindlichen Wesens überzeugend vergegenwärtigt ist. Im Original ist die Konturlinie des Kinns verschwommen, in der Kopie erhalten nicht nur diese Linie, sondern auch das Volumen des Kinns größeren Nachdruck, wodurch die Proportionen des Gesichts gewandelt wurden. Die Unterschiede im Ausdruck und die Abweichungen in der Qualität der Zeichung der Details zeigen deutlich an, daß die Wiener Zeichung ein Werkstattprodukt nach dem Budapester Original ist. Der Verfertiger der Wiener Zeichnung folgte dem Vorbild außer in der Kreidezeichnung auch in der Einsetzung des Pinsels und „korrigierte" es insofern, als in der Kopie die in Kriede ausgeführte Haarsträhne auf dem Scheitel rechts nicht sichtbar ist, weil er auch diese Stelle laviert hat. Es fragt sich nur, warum Rubens im Budapestcr Bildnis Lavierung einsetzte, obwohl er seine Porträtzeichnungen im allgemeinen nur in Kreide ausführte. Möglicherweise kam es bei der Benutzung des Budapester Bildnisses zum Gemälde von Kassel zur Lavierung des Haares und zum Nachzeichnen mit der Feder, 16 Mitsch 1977, Nr. 38,41,42.

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