Tátrai Vilmos szerk.: A Szépművészeti Múzeum közleményei 95. (Budapest, 2001)

KOVÁCS, ZOLTÁN: Ein unbekanntes Werk von Füger in einer ungarischen Privatsammlung

EIN UNBEKANNTES WERK VON FÜGER IN EINER UNGARISCHEN PRIVATSAMMLUNG Vor einigen Jahren ist im ungarischen Kunsthandel ein sehr bemerkenswertes Gemälde aufgetaucht, dessen herausragende künstlerische Qualität auf den ersten Blick Aufmerksamkeit erregte (Abb.87). 1 Das Bild stammte aus der Sammlung eines Budapester Architekten, über das frühere Schicksal des Gemäldes wissen wir aber nichts. Die Darstellung selbst ist ziemlich ungewöhnlich, man zögert nicht, sie sogar äußerst rätselhaft zu bezeichnen. Einen passenden Titel zu finden, hat das Auktionshaus daher auf die Probe gestellt; mehr aus Not griff man auf die kaum anfechtbare, aber wenig aussagekräftige Formel der „Allegorischen Frauenfiguren" zurück. Das Gemälde stellt zwei weibliche Halbfiguren dar. Die Dame im Vordergrund trägt über ihrem weißen Kleid einen rosafarbigen Mantel, den sie vor ihren Busen mit der rechten Hand zusammenhält. Im Ohr trägt sie ein tropfenförmiges, geschliffenes Ohrgehänge (vielleicht aus Kristall oder Diamanten), ihr Haarknoten ist mit einem roten Band geschmückt. Hinter ihr erscheint ein junges, in einen blauen Mantel gekleidetes Mädchen, das seine Hände in betender Haltung vor sich hebt. Sein Hals ist mit einer Perlenkette verziert, seine blonden Locken fallen ihm auf die Schulter, auf seinem Kopf ist ein grüner Myrthenkranz zu sehen. Vor dem neutralen, grau getönten Hintergrund blicken die beiden Frauengestalten nach oben, in die Richtung des aus der linken oberen Bildecke strahlenden Lichtes. Nach gründlichen technischen und kunsthistorischen Untersuchungen scheint das Gemälde sehr gut ins Lebenswerk eines der führenden Meister des Wiener Klassizismus, Friedrich Heinrich Füger (Heilbronn 1751-1818 Wien) zu passen. 2 Zahlreiche Werke von Füger, der jahrelang in Wien tätig war, sind während des 19. Jahrhunderts und auch danach nach Ungarn gelangt oder können gelangt sein. Das Museum der Bildenden Künste zu Budapest besitzt drei Gemälde und zehn Zeichnungen von dem Meister, die 1 Öl auf Leinwand, 58 x 47 cm. Das Gemälde tauchte in der Auktion der Galerie Nagyházi im Dezember 1998, als Werk eines deutschen Malers um 1780 auf. (Galerie und Auktionshaus Nagyházi, 30. Gemäldeversteigerung, 1-2. Dezember 1998, Nr. 62.) 2 Bei der Untersuchung des Werkes hat mir Frau Klára Garas unschätzbare Hilfe zukommen lassen. Für ihre freundlichen mündlichen Mitteilungen und Ratschläge möchte ich mich an dieser Stelle bedanken. Bei den technischen Untersuchungen war mir ein verstorbener Kollege, Sándor Szilágyi behilflich.

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