Tátrai Vilmos szerk.: A Szépművészeti Múzeum közleményei 88-89.(Budapest, 1998)
POSZLER, GYÖRGYI: Die Figuren eines Kärtner Flügelaltars in Budapester Sammlungen
DIE FIGUREN EINES KÄRNTNER FLÜGELALTARS IN BUDAPESTER SAMMLUNGEN „Das Interesse für unsere mittelalterlichen Flügelaltäre ist erfreulicherweise im Anstieg begriffen. [...] Es ist gewiß kein Zufall, daß der Aufschwung des Interesses und der wissenschaftlichen Bearbeitung gerade jetzt spürbar wird - behauptet László Eber im Jahr 1914 in der Zeitschrift Archaeologiai Értesítő 1 -, als andererseits manche Anzeichen dafür sprechen, daß die Flügelaltäre ... an einen kritischen Punkt ihrer langen Geschichte angelangt sind. [...] Infolge einiger erschreckender, übertriebener Nachrichten [...] ist es sozusagen allgemein bekannt, daß die Gefahr groß ist und unmittelbar bevorsteht, daß ein Teil der Flügelaltäre unabwendbar der Vernichtung anheimfallen wird, sofern nicht eiligst etwas zu ihrer Rettung unternommen wird." Die Sorge für die Rettung der Kunstgegenstände bedeutete für die Zeitgenossen nicht nur „die Erschließung, Beschreibung, Veröffentlichung der Altäre mit tadellosen Illustrationen, also die Erstellung eines Korpus der Flügelaltäre Ungarns," 2 und auch nicht nur die „systematische und planmäßige" Konservierung und Restaurierung unter der Leitung und in der Organisation des Landesausschusses für Kunstdenkmäler. Im Kreis des gebildeten, vermögenden Bürgertums, wie auch in den Aristokratenfamilien, ist das Kunstsammeln sozusagen zu einer öffentlichen Angelegenheit, zu einer Art des Auftritts im gesellschaftlichen Leben, beinahe zur Mode geworden, und nicht selten ging dies mit Liebhaber-Archäologisieren und mit literarischer Tätigkeit einher. 3 Im Jahr 1909 wurde die Sankt-Georgs-Gilde, der Verein der Ungarischen Kunstliebhaber und Sammler gegründet, der bemüht war, ,jene Punkte aufzudecken, wo die ungarische Liebhaberbewegung Organisation und Leitung braucht." 4 1912 wurde die Zeitschrift des Vereinst Gyűjtő (Der Kunstsammler) ins Leben gerufen, deren „Mitarbeiter die ausgezeichnetsten ungarischen Kunstschriftsteller sind", und die „durch die reichen Illustrationen, die sorgfaltige Typographie und das Papier von ausgezeichneter Qualität zur schönsten ungarischen Kunstzeitschrift erheben." 5 Da aber „nach allge1 Eber, L., Középkori szobrok, barokk oltárok [Mittelalterliche Skulpturen, Barockaltäre], Archaeologiai Értesítő 34 (\9\ 4) 29-30. 2 Éber, a. a. O. 3 Die Kunstsammlungen und ihre Besitzer erfreuen sich einer größeren Achtung als je zuvor, und daraus erklärt sich die beispiellose Opferbereitschaft beim Sammeln als hervorragend erkannter Kunstwerke. F. Takács, Z., Művészeti Múzeumunk legújabb szerzeményei, A Gyűjtő 1 (1912) 222. 4 A Gyűjtő 2 (\9\ 3) 309. 5 Auf der Rückseite der Nr. 9-10 von A Gyűjtő 2(1913). Die Zeitschrift wurde von László Siklóssy herausgegeben, seine Mitarbeiter waren unter anderen Kálmán Darnay, Koméi Divald, Károly Lyka, Simon Meiler, Jenő Radisics, Zoltán Takács.