Tátrai Vilmos szerk.: A Szépművészeti Múzeum közleményei 88-89.(Budapest, 1998)
POSZLER, GYÖRGYI: Die Figuren eines Kärtner Flügelaltars in Budapester Sammlungen
meiner Auffassung zwischen der alten und der neuen Kunst ein wesentlicher Unterschied besteht, weil nämlich erstere eine bereits abgeschlossene Entwicklung vertritt, und dementsprechend bei der Beurteilung ihrer Denkmäler neben der Qualität auch andere, sehr wesentliche Gesichtspunkte in Betracht gezogen werden müssen", 6 fanden sich in den Sammlungen und in den Ausstellungen der Liebhaber sowie in den Auktionen unter den historischen oder familiengeschichtlichen Reliquien, Möbeln, Porzellan, Zinn-, Bronze- und Kupfergegenständen, Glas, Spiegeln, Uhren, Büchsen und Miniaturen, oder daneben, auch mittelalterliche Kunstgegenstände. In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts waren Holzfiguren, die in den Wiener, Münchner oder Pester Auktionen oder im Kunsthandel erworben, seltener vom Dachboden, aus Kellern, Rumpelkammern, Kornspeichern, Schuppen, oder unter Bodenfunden hervorgeholt wurden, mit Sicherheit Bestandteile von Flügelaltären, „die an einen kritischen Punkt ihrer langen Geschichte angelangt" waren. Es handelte sich dabei um Schreinfiguren, Reliefs von Altarflügeln oder Predellen, die aus dem Originalzusammenhang herausgerissen, vor der Vernichtung gerettet, zuweilen restauriert „in Ordnung gebracht" auch selbständig als ansehliche Sammelobjekte galten. Viele darunter waren von ungarischer Herkunft, andere stammten aus benachbarten österreichischen oder süddeutschen Gebieten. Sehr gefragt waren in diesen Kreisen der Feuer löschende heilige Florian, und die geharnischten Ritterfiguren des heiligen Georgs des Drachentöters. Auf der XXXV. Auktion der Sankt-Georgs-Gilde stellte der bedeutende Sammler Bernát Back, der geadelte Dampfmühlenbesitzer der es schließlich zum Regierungsrat brachte, eine um 1470 entstandene Floriansfigur aus der Kirche von Szentjakabfal va aus 7 , unter den Kunstwerken des Emil Delmár trat 1930 in der Landesausstellung der Alten Kirchenkunst eine farbig gefaßte Eichenholzfigur des heiligen Florian. 8 In der Kleinplastikausstellung der Sankt-Georgs-Gilde von 1912 und in der darauffolgenden XI. Kunstauktion stellte Zoltán Badinyi, ein Jurist, der in der Gegend von Neusohl (Besztercebánya, Banská Bystrica, Slowakei) sammelte und an der Gründung des dortigen Museums als Mitarbeiter von Kornél Divald mitwirkte, als Zusammengehörige Stücke einen heiligen Georg und einen heiligen Florian vom Beginn des 16. Jahrhunderts aus, die nach seiner Vermutung aus jener Gegend stammten. Der heilige Georg kam später in das Museum der Bildenden Künste, er entpuppte sich als eine primitiv vereinfachende Fälschung nach einem Original aus dem ausgehenden 15. Jahrhun6 F. Takács, a. a. O. (vgl. Anm. 3), 223. 7 A Szent Gyógy-Czéh Magyar amatőrök és gyűjtők egyesülete XXXV. művészeti aukciója [XXXV. Kunstauktion der Sankt-Georgs-Gilde, des Vereins der ungarischen Kunstliebhaber und Kunstsammler], A Gyűjtő 6 (1917) 187, Nr. 450, Abb. auf S. 205: „in der Rittertracht der Zeit des Königs Matthias. Holzskulptur aus der Kirche Szent-Jakabfalva. 15. Jh. entstanden im Auftrag des Obergespans von Zólyom, Vid Mühlstein, um 1470." Radocsay, D., A középkori Magyarország faszobrai [Holzskulpturen aus dem mittelalterlichen Ungarn], Budapest 1967,213; bezüglich Bernát Back (1871-1953) vgl. Géber, A., Magyar Gyűjtök [Ungarische Kunstsammler] /., Manuskript. 8 Régi Egyházmüvészet Országos Kiállítása [Ausstellung alter Kirchenkunst], Budapest 1930, 14, Nr. 37: farbig gefaßte Eichenholzfigur. H.: 95 cm, bayrisch, um 1500. Zu Emil Delmár (1876-1959) vgl. bei Géber, a. a. O. (vgl. Anm. 7).