Garas Klára szerk.: A Szépművészeti Múzeum közleményei 62-63. (Budapest, 1984)
ECKSTEIN, F.: Studien zur den griechischen Grabreliefs II: Das Grabrelief Budapester Inv. 6259
ölfläschchen in der L.) ist mehr Freiraum belassen. Sein Stehen mit den Überkreutzen Beinen wirkt beruhigter und anmutiger. Nicht zufällig ergeben sich dabei schwingende Parallelkonturen zwischen seinem Beinpaar und dem Spielbein des Mädchens. Alle drei Figuren sind merklich auseinander gerückt, jede vertritt eine statuarische Isolation ohne Blickverbindung oder Handschlag. Auch die Größenunterschiede sind hier eindeutiger. Diese Abhebung wird noch dadurch verstärkt, daß jede Figur eine eigene Charakterisierung aufweist. Der bärtige Mann ist allein schon durch seine Tracht, aber auch durch seinen kräftig-kompakten Körperbau als Landmann, das Mädchen durch Tracht und Attribut als Dienerin gekennzeichnet. 12 Lediglich der Pais übt seine Rolle unverändert aus; mag er auch durch Stand und Stellung sich mehr zu dem Mädchen gesellen, also ohne Bezug zu dem vor ihm stehenden Manne, links von der Mittelachse der Stele, angeordnet. Man sieht: Die Parallele trifft nur sehr bedingt zu. Die Abweichungen sind groß, und sie gehen eindeutig auf das Konto des Heraklion-Reliefs. Die Budapester Stele hat aus den gleichen Bausteinen eine kompositorisch ungleich geschlossenere, auch thematisch einheitlichere Szene geschaffen. Mag bei ihr der Kontrast zwischen gewandet und unbekleidet, zwischen hoch und niedrig, alt und jung unübersehbar sein; das Bild als große und von Heroisierungstendenzen nicht freie Darstellung des Verstorbenen wirkt unverstellt. Das Abschiedsmotiv mit Handschlag, zwischen sitzenden und stehenden Figuren auf Grabreliefs in gleicher Weise verbreitet wie zwischen stehenden Männern, seltener zwischen Frauen selbst —hier ist es völlig singular, da von einer Gleichgewichtigkeit der beiden verbundenen Figuren ja nicht gesprochen werden kann. 13 Deutlich sind Rangstufen gesetzt. Daran ändert auch die ebenfalls völlig singulare Geste der Frau mit ihrer 1. Hand auf der r. Schulter des Mannes nichts. Sowie der Befund es erkennen läßt, ruhte die 1. Hand mit Daumen und Ballen auf der r. Schulter, während die gespreizten Finger sich vor dem Hintergrund abhoben. Nur ein Finger hat sich mit seinen beiden vorderen GHedern erhalten. Es mag wohl der Zeigefinger sein. Was damit gemeint ist, ein besonders impulsiver Ausdruck von Zuneigung, Verbindung oder eine sinnfällige Unterstreichung eines Dialoges — in jedem Fall kann die Erklärung nicht weit ab liegen. Mit dem noch zu besprechenden Phänomen der Bekränzung des Mannes durch einen Metallkranz kann die Geste nicht in Verbindung gebracht werden, da kein Bezug ersichtlich ist. 1/1 Gegenüber der Verbindung der beiden Hauptfiguren ist das Motiv der offenen und übersichtlichen Darstellung des Mannes (nebst Pais) als Athlet ungleich besser zum Ausdruck gekommen. Wie schon angedeutet, wird damit die Bildtradition der schmalen hochoblongen Athletenstele vom Anfang des Jh. angeknüpft, die dem Athleten als stets etwas isolierter Hauptfigur den Pais unverbunden zur Seite gestellt zeigt. 15 Gelegentlich steht dieser mit überkreuzten Beinen, analog zur Budapester Stele. Es darf aber nicht übersehen werden, daß diese Erfindung wesentlich 12 Deutlich ist bei dem Mann der kurze Chiton und der freie Umhangmantel zu erkennen. Das kleinere Mädchen ist mit dem vorgehaltenen Kästchen als Dienerin hinlänglich gekennzeichnet. 1. Hälfte 4. Jh. v. Chr. Der pinaxähnliche Gegenstand in der 1. Hand des Pais ist schwer erklärlich und ein Unikum. 13 S. Anm. 10. M S. Anm. 22. »5 S. Anm. 10.