Csánky Dénes szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 10. 1940 (Budapest, 1941)

Dr. Edith Hoffmann: Verlorene Dürerzeichnungen und einige italienische Zeichnungen im Museum der Bildenden Künste

dass eben diese Zeichnung zur VergrÖsserung diente. Die Budapester Zeichnung hat uns also eine frühere Bildidee erhalten, wo sozu­sagen noch jede Figur eine andere Bewegung, ein anderes Verhältnis zum Raum hat, höher oder niederer gestellt ist, etc. Ausgenommen die drei Figuren des Vordergrundes, sind alle fast in eine Linie gesetzt worden. Dies ist aber nur eine Veränderung, nicht ein Ver­bessern. Die Komposition ist dadurch nicht fester geworden, im Gegenteil, eher langwei­lig. Die Skizze war mit ihrer losen Anord­nung — trotz der unverhältnismässigen Grösse der Frau mit der Tafel und der accentlosen Gestalt des Vaters —, doch frischer und abwechslungsreicher. Der Cremonese Bernardino Campi (1522— 1584) ist kein besonders selbständiger Mei­ster;" seine Kunst geht von den Mantuaner Fresken des Giulio Romano aus und vereinigt in sich die verschiedensten Elemente, Leo­nardo, die Venezianer, die Parmenser. So strebt er von grandiosen Formen und dunk­ler Malerei ausgehend immer zarteren Figu­ren und lichterer Farbengebung zu. Bernar­dino Campi hat eine sehr charakteristische Art zu Zeichnen:" er untermalt die Schatten zuerst mit Tusch und übergeht sie dann mit kräftigen, breiten Strichen. Die so gewonne­nen, hart abgegrenzten Flächen bilden einen scharfen Gegensatz zu den freigelassenen oder mit weisser Kreide gehöhten Stellen. Diese charakteristische Art zeigt seine schöne Tuschpinselzeichnung in den Uffizien (Abb. 16.), ebenso aber auch ein Blatt in unserem Museum (Abb. 15.). 28 Obgleich letztere eigent­lich mit Kreide gezeichnet ist, hat Campi die Kreide genau so unterlaviert, hat das ganze ebenso malerisch gestaltet, als wenn es eine Tuschpinselzeichnung wäre. Die Zeichnung stellt eine sitzende Frau in Verkürzung dar, augenscheinlich • eine Studie zu einem Decken­gemälde; zu welchem seiner Werke er es aber verfertigte, ist unbekannt. Ähnliche Figuren kommen auch auf dem 1570 beendeten Kuppelfresko der Kirche S. Sigismondo in Cremona vor. Einer der produktivsten Freskenmaler des 16. Jahrhunderts in Genova war Bernardo Castello (1557—1629); Luca Cambiasos Nach­lass vermischt sich bei ihm mit Einflüssen 3 * Venturi: Op. cit. B. IX. 6. S. 903—917. *• B. Degenhart: Zur Graphologie der Hand­zeichnung. Kunstgeschichtliches Jahrbuch der Bibl. Hertziana. 1937. S. 315. Abb. 290. 36 Stammt aus dem Nationalmuseum. Tusch, weisse und schwarze Kreide auf braunem Papier. Bisher unter Lanfrancos Namen. Beccafumis und Perino del Vagas (Malereien im Palazzo Dorla, Genova). Von ihnen lernt er seinen leicht erzählenden Ton, das Auftei­len grosser Flächen auf kleine Felder usw." In der Budapester Sammlung finden sich zwei Zeichnungen von Castello; auf der einen (Abb. 18.) ist von späterer Hand der Name Castellos zu lesen. 28 Es stellt eine römische Schlacht zwischen Afrikanern und Europäern, Elefanten und Pferden dar. Die Art der Zeichnung, die eckigen Formen, die verein­fachte, spielerische Linienführung weist ge­nau auf die Abstammung von Cambiasos kubistischen Zeichnungen hin, nur dass Cam­biaso keine so ornamentmässig fliessende Art zu komponieren hat, er gliedert entschiede­ner und accentuierter. Der Gegenstand der zweiten Zeichnung 2 * schöpft ebenfalls aus der antiken Geschichte (der griechisch-römischen oder jüdischen) (Abb. 19.) Der Vortrag ist nicht so frei und summierend, wie bei der vorherbehandelten, doch ist die Autorschaft Castellos trotzdem nicht fraglich. Die schlanke Biegsamkeit der Gestalten, die auffallende Beweglichkeit der Hüften, die wie vom Wind getragenen Ge­wänder und Figuren haben ihre überzeugen­den Anafogien auf den Deckengemälden des Castello im Bibliothekssaal und der Loggie des Palazzo Scassi in Sampierdarena (Abb 17.). Von dem nervösen Genueser Maler Ber­nardo Strozzi (1581—1644) besitzt unsere Sammlung eine Zeichnung (Abb. 20.), welche Jesus im Hause Simons darstellt. 30 Im alten Inventar der Sammlung Esterházy wird sie als Strozzi angeführt, ihre Art ähnelt aber so wenig seinen allgemein bekannten, robusteren Werken, dass das Blatt im Museum bald zwischen die Unbekannten eingeteilt wurde. Die Analogien der geistreichen Zeichnung finden sich jedoch leicht unter den Über­gangswerken Strozzis, bei denen in den fei­nen Formen einiger Profile, der gezierten Haltung der nervösen Hände noch Erinne­rungen an den Manierismus fühlbar sind, an­dere Köpfe aber schon eine einheitlichere Naturbeobachtung verspüren lassen. Ein­fachere Bewegungen, auffallend in den Vor­J7 Venturi: Op. cit. B. IX. 5. S. 831—835. 33 Aus der Sammlung Delhaes. Lavierte Bisterzeichnung. iH Aus der Sammlung Esterházy. E. 8. 51a. Hier und im Museum unter dem Namen des Antonio Tempesta. :,u Lavierte Bisterzeichnung, weiss gehöht, auf blauem Papier. Aus der Sammlung Ester­házy. E. 8. 41.

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