Csánky Dénes szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 10. 1940 (Budapest, 1941)

Dr. Edith Hoffmann: Verlorene Dürerzeichnungen und einige italienische Zeichnungen im Museum der Bildenden Künste

dergrund gestellte Stilleben, ruhigere Kom­positionen charakterisieren diese Arbeiten. Ein leises flämisches Element in unserer Zeichnung erinnert daran, dass Rubens vor kurzem in Genova war und ein Bestreben nach einer gewissen Naturwahrheit, daran, dass Caravaggios Beliebtheit im Wachsen sei. Da Strozzi seine Werke nicht datierte, ist die Nacheinanderfolge seiner Bilder ungewiss und es ist schwierig ein neues Stück in die Reihe einzufügen. 31 Doch glaube ich, müsste min den Grad der Entwickelung in Be­tracht nehmend unsere Zeichnung in die zwanziger Jahre, auf das letzte Dezennium seiner Genueser Zeit ansetzen. Am nächsten verwandt, doch ein wenig später ist das Bild der Accademia Ligustica di Belle Arti in Genova, „Der Hlg. Augustin Jesus die Füsse waschend". Der feine Kopf Jesu entspricht fast genau dem unserer Zeichnung und die Figur Simons zeigt eine ähnliche Auffassung, wie die des Hlg. Augustin. Die Gefässe auf der Erde sind fast dieselben, so auf dem Gemälde wie auf der Zeichnung. Die empfindsameren Teile der Zeichnung knüpfen sich an die frü­here Periode des Künstlers an, z. B. an die Pietà der Accademia Ligustica, die caravag­gesken Teile hingegen an das Gemälde in der Accademie von Venedig (Abb. 21.), dessen Ge­genstand dem unseren verwandt, nur reicher ausgestaltet ist. Letzteres Gemälde führte Strozzi seiner Gewohnheit gemäss, zweimal aus, das andere Exemplar hat einst der Fa­milie Cambiaso in Genova gehört und kam von dort in eine Privatsammlung. 32 Die Her­kunft des Gemäldes spricht also dafür, dass wenn auch Strozzi das Exemplar von Venedig daselbst malte, die erste Fassung doch noch in Genova entstand und schon dieser Um­stand datiert die Zeichnung des Museums auf Grund der Ähnlichkeit in die letzten Jahre in Genova. 1620—1625 sind auch die „Jünger in Emmaus" 33 in der Chiesa delf Annunziata in Genova entstanden, ebenso die Susanna im Bade in Genueser Privatbesitz, 3 * beide sind unserer Zeichnung nahe verwandt. Eine markante Figur des Römischen Manie­rismus ist Cristojoro Roncalli, den seine Zeit­genossen il Cavalière delle Pomarance oder kurz Pomarancio nannten (1552—1626). Ein 31 Versuch einer Chronologie bei V. Lasa­reff: Beiträge zu B. Strozzi. Münchener Jahrbuch. 1929. N. F. VI. S. 11—27. M Abg. G. Delogu: Pittori genovesi del 600. LArte. 1929 S. 180. 33 Abg. Delogu: Op. cit. S. 181. Abb. 15. 34 Abg. M. Bonzi: La „Susanna al bagno" di Bernardo Strozzi. L'Arte. 1936. S. 271. Altarentwurf 36 mit einem Almosen spenden­den Heiligen in unserer Sammlung scheint allem Anschein nach seine Arbeit zu sein (Abb. 22.). Vergleichen wir die Zeichnung mit dem Gemälde der Galerie Borghese, welches die Heilige Familie darstellt, 38 so Ist die Ähn­lichkeit zwischen dem Heiligen Joseph des Gemäldes und zweier Bettler der Zeichnung ganz augenfällig. Ihr weiches Haar, ihr feines Profil, ihr sehniger Hals ist vollständig gleich; sehr ähnlich ist aber auch der Kopf des En­gels, und die eigentümliche Beleuchtung, welche besonders das Gesicht der weiter nach hinten stehenden Figuren halb in grelles Licht halb in dunklen Schatten hüllt. Die letzten Zweifel über die Attribution verscheuchen die Zeichnungen des Meisters in der Alber­tina (Abb. 23.). 37 Hier findet man dieselben Köpfe, die sonderbar schief eingestellten Ge­sichter, die fliegenden Haare, schmächtigen Körper, wie auf der Budapester Zeichnung; dieselbe Komposition und ausserdem bei Kreidezeichnungen dieselbe schrägfallende, kräftige Schraffierung. Die gemeinsamen Züge sind unverkennbar und somit Pomaran­cios Autorschaft nicht fraglich, nur ist die Zeichnung des Museums bedeutender, als alle anderen Zeichnungen, die wir von ihm ken­nen. Eine feierliche Würde ist in dem Blatt; voller warmem Liebreiz, hat es etwas schwe­bendes und leise flackerndes in der Linien­führung. Eine Allegorie (Abb. 24.), welche in der Sammlung Esterházy den Namen des in Genova wirkenden Giovanni Andrea An­saldo (1584—1638) führte, 38 wirft ein in­teressantes Problem auf. Auf Grund einer wahrscheinlich alten Tradition, hat jemand auf das Blatt Ansaldos Namen und die Jahreszahl 1629 geschrieben, und zwar vor ziemlich langer Zeit, da die Sammlermarke Sir Joshua Reynolds über die Jahreszahl ge­schlagen ist. Auf einem Wagen mit Rädern 36 Ein Geschenk der früh verstorbenen Malerin Olga Borbás-Quittner. Inv. Nr. 1918­460. Die Zeichnung lag unter den Werken unbekannter Künstler. 38 fi. Voss: Die Malerei der Spätrenais­sance in Rom und Florenz. Berlin. 1920. B. II. S. 537. Die Attribution von Voss wurde von Venturi: Op. cit. B. IX. 7. S. 799. ange­nommen. 37 A. Stix und L. Frbhlich-Bum: Die Zeich­nungen der Toskanischen, Umbrischen und Römischen Schulen der Albertina. Wien, 1922. S. 317—321. Laut alter Tradition Ron­calli. 38 Esterházy 9. 9. Lavierte Bisterzeichnung, weiss gehöht, auf rosafarben grundiertem Papier.

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