Csánky Dénes szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 10. 1940 (Budapest, 1941)

Aladár Dobrovits: Statue einer ägyptischen Priesterin im Museum der Bildenden Künste

Mittleren Reiches, ist aber auch aus späterer Zeit als Gewand von Göttinnen bekannt. 10 Allerdings lässt dieses Hemd die Brüste un­bedeckt, abgesehen von den tragenden, nach Epochen verschieden breiten Schulterbän­dern. Doch wäre dies allein noch nicht aus­schlaggebend. Schon im Alten, sowie im Mitt­leren Reich war das bis zum Hals reichende geschlossene langärmlige Gewand bekannt, 21 und auch die Frauen des Mittleren Reiches trugen oberhalb des erwähnten „Hemdes" einen Arme und Schultern bedeckenden Mantel. 22 Entsprechend den Stilgesetzen der ägyptischen Plastik ist jedoch der Unter­schied zwischen Hemd und Mantel nicht im­mer augenfällig. Es gibt aber für die eigen­artige Gürtelbinde unserer Statue kein Bei­spiel vor der Zeit des Neuen Reiches. Die modernen Forscher verwechseln oft den gestickten oder ausgefransten Saum des weiblichen, weiten, Arme und Schultern be­deckenden, aus einem Stück geschnittenen Uberwurfes mit einem Band, so dass sie oft von einem Kleiderrand sprechen, auch wenn es sich um selbständig verwendete Bänder handelt. 23 Die an verschiedenen Stellen der Kleidung angewandten breiten oder schma­len, kurzen oder langen Bänder bilden ein wesentliches Merkmal der weiblichen, wie der männlichen Tracht zur Zeit des Neuen Reiches. 24 Dass wir auf unserer Statue nicht den gestickten Saum des aus einem Stück geschnittenen, unter den Brüsten geknoteten Kleides sehen, 25 sondern ein selbständiges Band, das als Gürtel verwendet wird, geht auch daraus deutlich hervor, dass neben der klar bemerkbaren Umgürtung der Taille die beiden herabhängenden Enden des Bandes ungleichmässig lang sind und den unteren Saum des Gewandes nicht erreichen. 20 Bonnet: Die ägyptische Tracht bis zum Ende des Neuen Reiches. Untersuchungen zur Geschichte und Altertumskunde Ägyptens, VII. 2. S. 64, und 66, usw. 21 Bonnet, a. a. O. S. 61. 22 Bonnet, S. 62 u. ff. 28 Das zusammenfassende Werk Bonnets z B. kennt diese eigenartige Gürtelschliesse überhaupt nicht. 24 Z. B. Bissing, a. a. O. Taf. 78, 83, 97, Schae­fer Propyläen Kunstgeschichte, II. Taf. XI. und 362, 367, 368, usw. In erster Linie sind diese freihängenden, im Winde wehenden Bänder bei Werken der Amarna-Kunst deutlich er­kennbar. Den Unterschied zwischen Kleider­saum und Bändern kann man bei einem Bild der Königin Ahmos-Nofertari gut beobachten: Maspero, Histoire ancienne des peuples de l'Orient Classique II. S. 96. Kein Band, aber der gestickte Saum des Gewandes: Lange a. a. O. S. 79, 119. usw. 25 Vergl. Bonnet S. 67 u. ff. Wir kennen aus dem Neuen Reich, beson­ders aus der mit Amenophis III. beginnenden Zeit eine ganze Reihe von Beispielen für ähn­liche Gürtel, doch niemals bei Statuen von Privatleuten, immer nur, wenn es sich um Trachten königlicher Frauen handelt, an Wandgemälden oder Reliefs; 28 doch haben wir analoge Fälle auch in der Stein­plastik. 27 Im Gegensatz zur einfachen, einzi­gen tiefen Gürtelbinde unserer Statue finden wir hier meist doppelte, hohe Gürtelbinden, d. h. das Band umgürtet den Oberkörper un­ter den Brüsten, schlingt sich tiefer unten noch einmal um die Taille; da ist es meistens mit einem flach gezogenen Knoten gebunden und fällt dann in schwungvoller Linie bis zu den Schenkeln hinab. 28 Doch auch der ein­fache 29 und tiefe 30 Gürtelknoten fehlt nicht. Die Bänder sind manchmal mehrfarbig, doch kommt auch der dunkelrote Querstreifen 31 vor und wie bei unserer Statue sind die bei­den auf die Schenkel herabreichenden Gürtel­enden ungleich lang. Doch sieht man diese eigenartige Gürtel­binde nicht nur bei Königinnen, sondern noch öfter bei Göttinnen, so z. B. tragen sie die Göttinnen Isis, Nephythys, Maat und an­dere 32 im Tempel des Seti I. in Abydos usw. Es ist wahrscheinlich, dass dieser Gürtel­knoten den Königinnen ihrer göttlichen Eigenart wegen zukommt, da sie meist auf Tempelreliefs und auf ihren Grabsteinen so dargestellt sind, oft auch während einer kul­19 Lange a. a. O. S. 106, 107, 108, 110, Rosel­lini, Monumenti del Egitto e della Nubia, 1834, Monumenti Storici XVI. 2, 5, XIX. 18, 19, 20, 21, 22, XXV. 1. Monumenti del Culto LXXIV, LXXVIII. 27 Legrain 42.154, Pl. XVII und S. 20 (Bonnet beurteilt S. 69 die Tracht dieser Statue irrtümlich). Aus der saitischen Zeit: Schaefer a. a. O. S. 423 (Königin oder Göt­tin?), hohe Gürtelknoten. 28 Lange a. a. O. Rosellini Mon. Stor. XVI. 5. XIX. 18, 20, 22, XXXV. 1. 29 Ros. Stor. XVI. 2, XIX. 19, 21, LXIV. 30 Ros. Stor. XIX. 22 (hier kann man die breite, fransige, reich bestickte Gürtelpartie besonders gut beobachten; in der Farbe ab­weichend vom Gewand). Als Beispiele für tiefere Gürtelknoten, siehe weitere Exempel im Zusammenhang mit der Tracht der Göt­tinnen. 31 Lange, a. a. O., Ros. Stor. XIX. 19, 21, usw. 82 Capart, Temple de Séti I.-er, 1912, Ta­feln VIII. XIII. XXVIII. XXIX. XXX. XXXI. XXXIV. XXXV. XXXVII. XLV. XLVL usw. Göttinnen tragen meist den doppelten hohen Gürtelknoten, doch gibt es auch Beispiele für den einfachen, tiefen Kno­ten. Siehe noch Ros. Stor. CLV. 3, 4.

Next

/
Oldalképek
Tartalom