Csánky Dénes szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 10. 1940 (Budapest, 1941)
Dr. Edith Hoffmann: Verlorene Dürerzeichnungen und einige italienische Zeichnungen im Museum der Bildenden Künste
VERLORENE DÜRERZEICHNUNGEN UND EINIGE ITALIENISCHE ZEICHNUNGEN IM MUSEUM DER BILDENDEN KÜNSTE Die reichhaltige und bedeutende Budapester Zeichnungen-Sammlung kann von Dürer — den wir schon seiner ungarischen Abstammung wegen gern besonders gut vertreten sehen möchten — kein einziges Blatt aufweisen, welches betreffs Schönheit und Wichtigkeit mit den herrlichen Serien von Wien und Berlin in eine Reihe gestellt werden könnte. Von den fünf ohnehin bescheideneren Blättern ist eines sogar stark beschädigt, zwei sind seit langem bestritten, das vierte, welches von jeher für das Schönste galt, wird durch die neuere Forschung für eine Zusammenstellung eine3 geschickten Kopisten aus Motiven verlorener Dürerzeichnungen erklärt. Dieser bedauernswürdigen Tatsache gegenüber verleiht unserer Sammlung eine gewisse Wichtigkeit, dass sie mehrere Dürerzeichnungen in Kopien erhalten hat, deren Original verloren oder verschollen ist. Solche Blätter waren auch schon bisher bekannt. So vor allem die Zeichnung eines Handschuhs, welchen die deutsch-römischen Kaiser bei ihrer Krönung trugen. Die Studie davon verfertigte Dürer für das Nürnberger Bild Karls des Grossen und reihte es in eine Serie von den Krönungsinsignien ein. Die Letzteren blieben erhalten, der Handschuch aber existiert nur mehr in der Kopie des Museums der Bildenden Künste in Budapest. 1 1 Die Zeichnung des Handschuhs habe in die Litteratur ich eingeführt; im Katalog der Ausstellung der Graphischen Abteilung „Deutsche Zeichnungen von 1400—1650". 1931. Nr. 20; und später in meiner Studie „Kunstgewerbliche und andere Zeichnungen im Museum der Bildenden Künste in Budapest". Jahrbücher des Museums der Bildenden Künste in Budapest,". B. VII. 1935. S. 138— 139 und 164. Abb. 1. — F. Winkler übernahm zwar die Reproduktion des Handschuhs aus meinem Artikel, vergass aber leider sich auf meinen Aufsatz zu berufen (Dürers Handzeichnungen B. II. 1937. T. XXVI.). Ausser dem Handschuh finden sich noch eine weibliche Kopfstudie 8 und zwei Blätter mit Handstudien 3 in unserer Sammlung, sämmtlicb Kopien nach verlorenen DürerOriginalen. Von den beiden Blättern mit Handstudien ist besonders die eine 4 interessant, auf welcher sich neben einer andern auch eine Studie mit gefalteten Händen findet. Dürer zeichnete das Original im Jahre 1506 in Venedig und zwar ohne Handschuhe und verwendete es im „Rosenkranzfest" für die Hände des Papstes. Die Kopie ist die Arbeit Hans Hoffmanns. Dieselbe Studie besitzt unsere Sammlung in noch einer Kopie, von einem schwachen Kopisten des 18. Jahrhunderts. Ob diese Zeichnung nach dem Original oder nach der Hoffmannschen Kopie gemacht ist, lässt sich natürlich nicht feststellen, es ist auch nicht wichtig, da Hoffmanns Kopie das 3 Schon J. Meder hielt es für die Kopie einer verlorenen Dürerzeichnung und die Arbeit erinnerte ihn stark an H. Hoffmann. (Albertina Publ. Nr. 978.) — Winkler: Op. cit. B. II. T. XVI. 3 Mit Hoffmanns Namenszeichen. Meder: Op. cit. Nr. 1066. — Winkler: B. II. T. XVIII. und Meder Nr. 485. — Winkler II. Nr. 391. * Schon im Katalog der Sammlung Esterházy als Hoffmann. Schon Meder (Nr. 485.) erkannte, dass es die gefalteten Hände des Papstes aus dem Rosenkranzfest sind. Da Meder seine Meinung betreffs dieser Zeichnung klar ausdrückte und seine Feststellung einwandfrei war, ist es offensichtlich, dass er viel später in der Lippmannschen Ausgabe (Zeichnungen von A. Dürer, Berlin, 1905, Nr. 498) nur durch ein zufälliges Verwechseln der zwei Venezianischen Bilder, den Schreibfehler beging zu sagen, die Hände gehörten zu dem Bilde des zwölfjährigen Jesus. Unbegreiflich, dass H. Tietze und E. Tietze-Conrat (Kritisches Verzeichnis der Werke A. Dürers. Basel -Leipzig, 1937, II. 1. S. 30. Nr. 318.) und F. Winkler (Op. cit. II. S. 95. Nr. 391.) es für Wert halten diesen unbedeutenden Druckfehler als Meders „Irrtum" zu behandeln und ihn ernstlich zu bestreiten. Évkönyv.