Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 9. 1937-1939 (Budapest, 1940)
Zoltán Oroszlán: Schauspieler-Masken und Darstellungen in der antiken Terrakotten-Sammlung
Abweichungen von den geläufigeren Typen auf, sodass ihre Bestimmung nur annähernd möglich ist. Ausser den typischen waren sicherlich auch Portrait-Masken darunter, deren Erkennen oder gar Identifizierung heute geradezu unmöglich ist. Die grosse Anzahl der Terrakotten-Masken zeigt eine starke Berührungsfläche mit zwei anderen Terrakotten-Gruppen: die eine ist die bedeutende Gruppe der Silene, deren einzelne, als ständige Teilnehmer der Satyrspiele, mit Recht in die Gruppe der Masken gehören, 13 die andere, die interessante und mannigfaltige Gruppe der Karikaturen, welche eine starke Verwandtschaft mit unseren Schauspieler-Masken aufweist. Gleichwie auch unsere Schauspieler-Masken — hiebei können wir nur die komischen Masken im Sinne haben — mit starker Übertreibung der charakteristischen Teile des Gesichtes angefertigt wurden, erreichte die antike Karikatur ähnlicherweise ihr Ziel durch die Verzerrung dieser Merkmale, indem sie abnorm verkleinert oder vergrössert wurden. Unserer Ansicht nach befinden sich unter diesen bisher als Karikaturen betrachteten Darstellungen einige, die nach einer gründlichen Prüfung die Zahl der Schauspieler-Masken vermehren wird, besonders wenn wir auch die speziellen Portrait-Masken berücksichtigen, deren Absonderung im antiken Material, wie bereits oben erwähnt, bisher nicht genügend möglich war. Nach dieser kurzen Einleitung, in welcher wir auf die Probleme der griechisch-römischen Schauspieler-Masken aus Terrakotten flüchtig hinweisen wollten, können wir zur Beschreibung der sich im Besitze unseres Museums befindlichen Schauspieler-Darstellungen und Schauspieler-Masken übergehen. Behufs leichterer Ubersicht, stellen wir unsere Terrakotten in Gruppen eingeteilt vor. I. Schauspieler-Darstellungen und Fragmente. 1. Alte Frau. — (1. Abb. Ziegelroter Ton. Höhe 7-6 cm. Die Rückseite der Statuette stark beschädigt, die Vorderseite ziemlich unversehrt, der rechte Fuss fehlt.) — Knickebeinig stehendes, etwas vorgebeugtes altes Weib. Ihr Oberkörper zurückgebogen, das Gesicht aufwärts gerichtet. Trotz der kleinen Masse des Gesichtes ist es sehr charakteristisch, mit derben Zügen dargestellt: 13 Bezüglich der Berührung von Schauspieler- und Silenen-Darstellungen, vgl. auch Oroszlán: Színészszobrocskák.. . Arch. Ért. LH. (1939) S. 94, die flache, vorstehende Stirne, die tiefliegenund der breite Mund mit den Negerlippen den kleinen Augen, die plattgedrückte Nase verleihen dem Gesicht einen geradezu tierischen Ausdruck. Bekleidet ist sie mit einem Chiton und einem bis zum Knie reichenden Mantel, dessen einen Zipfel sie über den Kopf gezogen hat. Mit der Rechten hält sie den Saum des Mantels unter ihr Kinn, mit der Linken drückt sie den Mantel an ihren Bauch. Blaue Farbspuren am Chiton, weisse am Gesicht, und rote am Fuss. Die Statuette ist eine Schöpfung attischer Terrakotten-Werkstätten (s. Winter: Typen der figürlichen Terrakotten, II. S. 462. Nr. 2.) und stellt den bekannten Typ der Kupplerin, eine geläufige Gestalt der alten Komödie dar. 2. Den rechten Arm aufhebende alte Frau. — (2. Abb. Ziegelroter Ton. Höhe 8 cm. Die Statuette ist entzweigebrochen, sonst unversehrt.) — Mit dem rechten Fuss etwas vorschreitendes, knickebeiniges, dickbäuchiges altes Weib. Der verhältnismässig grosse Kopf ist mit sehr charakteristischen, übertrieben männlichen Zügen gebildet, mit starken Bartstoppeln am Kinn. Ihre Kleidung besteht aus einem Chiton und darüber einem Mantel, dessen einen Zipfel sie über ihren Kopf zieht. Den rechten Arm erhebt sie unter dem Mantel, die linke ruht auf der Hüfte. Spuren einstiger Färbung sind rötlich-braun am Mantel, gelb am Chiton, weiss und rosa am Gesicht ersichtlich. Der Typ ist eine in mehreren Exemplaren bekannte Schöpfung der Tanagraer Werkstätten, (S. Winter, Typen, II, S. 462, Nr. 1 und 4., Heuzey, Catalogue d. figurines antiques de terre cuite du Musée du Louvre [1882], Pl. 51. No. 2; M. Bieber, Theaterwesen, [1920] S. 136, Taf. LXXIV. 2. Dieselbe, History, [1939] p. 91, fig. 130, etc.) und stellt vermutlich eine alte Kupplerin, oder vielleicht eine alte Strassendirne dar, welche Gestalten aus der alten Komödie wohlbekannt sind und Bieber (a. a. O.) erkennt in ihr sehr richtig das zotige alte Weib der „Ekklesiazousai" des Aristophanes. Die Gestikulation widerspricht keiner dieser Annahmen, kann ja die Geste der rechten Hand ebenso ein Zeichen des Lockens, wie des Zuredens sein. Das Gesicht ist vollkommen männlich, sodass die Statuette früher für einen Mann gehalten wurde, welcher Annahme jedoch das Fehlen des Phallos widerspricht. 3. Alte Amme mit Säugling. — (3. Abb. Ziegelroter Ton. Höhe 9 cm. Unversehrt.) — Alte Frau mit derben Zügen, grossem Bauch