Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 9. 1937-1939 (Budapest, 1940)

Jolán Balogh: Studien in der alten Skulpturensammlung des Museums der Bildenden Künste. II.

Plakette Donatellos 114 zurück. Die gefällige Komposition wurde nicht nur vom Meister unseres Reliefs, sondern auch von mehre­ren Malern der Marche-Gegend (Barto­lomeo di Gentile, der Nachfolger Giovanni Santis) 115 als Vorbild benützt. In diese Gegend, zu diesem Kreise 116 gehört auch der unbekannte Meister unserer Madonna, dessen ähnliche Madonnenkomposition (Abb. 88.) in der Pfarrkirche des Dörfchens Talamello, ne­ben Pesaro, aufbewahrt wird. Ein drittes Werk (Abb. 87.), das als Variante unseres Reliefs betrachtet werden kann, befand sich in der Budapester Sammlung Herzog (1907) und gelangte dann in den Wiener Kunst­handel (1937). Eigentlich sind alle drei Stücke mehr oder weniger Varianten derselben Komposition. Der unbekannte Meister der Marche-Gegend besass nur wenig Erfindungs­gabe. Er verfertigte am Anfang des 16. Jahr­hunderts für die anspruchslosen, ländlichen Besteller einfache Votivreliefs, unter denen die Madonna unseres Museums noch am besten gelungen ist. # Die Skulptur der Abruzzengegend liegt vom Wirkungskreis der florentinischen Kunst schon bedeutend weiter entfernt. Sie er­reichte die Blütezeit ihres eigenartigen, loka­len Stils im Quattrocento, und hauptsächlich in den Holz- und Terracotta-Statuen. Aus dieser Zeit stammt *?mes der interessantesten Stücke unseres Museums, eine halbfigurige Madonna aus Terracotta (Abb. 93.). Die Ma­donna mit den feinen Zügen, die ernst und befangen vor sich blickt, und der kindlich­unbeholfen stehende Bambino mit den stau­nenden Augen, bilden einen Gegensatz, der unserer Statue eine ungewöhnliche, leben­dige Lieblichkeit verleiht. Auch die ge­schickte Dreieckkomposition hebt es über das Niveau der durchschnittlichen provin­ziellen Kunstdenkmäler. In den Katalogen unserer Sammlung wurde die Madonna vor­erst als umbrisches, dann als florentinisches 114 Bange, E. F.: Die italienischen Bronzen der Renaissance und des Barock. II. Re­liefs und Plaketten. Berlin—Leipzig, 1922. S. 39. No. 292. Taf. 32. (Staatliche Museen zu Berlin. — Beschreibung der Bildwerke der christlichen Epochen). m Marie op. cit. XV. The Hague, 1934. p. 149, 151.; Pigler, A.: A Régi Képtár kata­lógusa. (Katalog der alten Gemäldegalerie). Budapest, 1937. S. 231. 116 Toskanischen Einfluss bemerkt man in der Skulptur der Marche-Gegend ziemlich häufig (vgl. Serra, L.: L'arte nelle Marche. Vol. II. Roma, 1934. p. 159—187.). und schliesslich als bolognesisches Werk ver­zeichnet. 117 Wir finden aber die besten Ana­logien zu dem eigenartigen Madonnenkopf mit ovalem Gesicht, hoher Stirn, hoch­gewölbten Augenbrauen in Aquila und Um­gebung, besonders in den Madonnenstatuen 11 * 1 des Museo Civico in Aquila (Abb. 91.), und der Kirchen S. Pietro in Onna (Abb. 90.) und S. Maria della Neve in Bugnara (Abb. 92.). Das Motiv des Bambino mit den aus­gebreiteten Armen kommt in der Kunst von Aquila 119 schon seit dem 13. Jahrhundert vor. * Die Quattrocento-Denkmäler der vene­zianischen Skulptur beginnen in unserer Sammlung mit einem grossen, prächtigen Brunnenbecken 1­0 (Abb. 94.). Karl Pulszky hat es im Jahre 1894 von der „The Venice Art Company" in Venedig erworben. Diese Kunsthandlung war die Nachfolgerin der Firma Marcato, welche dieses Becken im Jahre 1889 tatsächlich besessen hat. Das Buch „Raccolta di vere da pozzo" der Firma Ongania publizierte nämlich in jenem Jahre das Bild dieses Brunnens und bezeichnete es als das aus dem Palazzo Testa neben S. Giobbe stammende 121 Eigentum der Firma Marcato. Der dort abgebildete Brunnen und der unsrige stimmen bis ins kleinste Detail, bis zum geringsten Sprung miteinander überein. Es kann daher nicht bezweifelt werden, dass dieses Becken tatsächlich aus dem Palazzo Testa durch die Vermittlung der Kunsthandlung Marcato, beziehungs­weise deren Nachfolgerin, The Venice Art Company in unser Museum gelangte. 117 Lajstrom (Verzeichnis). 1896. S. 5. (um­brische Schule, 15. Jahrh.); Fabriczy: Krit. Verzeichnis S. 27. No. II. 71. (umbro-floren­tisch, 15. Jahrh.); Schubring: Katalog der Bildwerke. No. 20. (florentinisch, um 1470, in der Richtung des Andrea della Robbia); Meiler op. cit. No. 25. (bolognesischer [?] Meister, Ende des 15. Jahrhunderts); Balogh: Die alten Bildwerke. S. 202. (Meister von Aquila). 118 Inventario degli oggetti d'arte d'Italia. IV. Provincia di Aquila. Roma, 1934. p. 51, 82, 104. — Vgl. ferner Balzano, V.: Scultori e sculture abbruzzesi del secolo XV. L'Arte, 1909. p. 186. 119 Provincia di Aquila, p. 103, 111, 117. 120 Lajstrom (Verzeichnis). 1896. S. 22. (Bar­tolomeo Buon); Balogh: Die alten Bild­werke. S. 203. (der Brunnen stammt aus dem venezianischen Palazzo Testa. Sein Stil ist einigen Figuren des Grabmales von Beato Pacifico verwandt). 121 Raccolta di vere da pozzo. Venezia, On­gania, 1889. tav. 185., II. Aufl. 1911 tav. 171.

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