Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 9. 1937-1939 (Budapest, 1940)

Aladár Dobrovits: Ein ägyptisches Männerportrait in Museum der Bildenden Künste

EIN ÄGYPTISCHES MÄNNERPORTRAIT IN MUSEUM DER BILDENDEN KÜNSTE Ein hervorragendes Kunstwerk in der Ägyptischen Sammlung des Museums der Bildenden Künste ist das Bildnis eines jun­gen Mannes aus Kalkstein. 1 (S. 259, 260.1—3. Abb.) Sein volles, glattes Gesicht, die schmale, ein wenig gebogene Nase, die starken, dün­nen Lippen zeigen einen verfeinerten Typus und auch der kurze falsche Bart,- die kleinen, runden Ohrgehänge und die reiche Doppel­perücke deuten auf eine vornehme Persön­lichkeit. Den unteren Teil der Perücke bilden sich ziegelartig deckende, auf die Schultern fallende, walzenförmige Locken, der obere Teil ist von sich strahlförmig verzweigenden, zwischen eingeritzten Linien hervortretenden spitzwinkligen Locken geformt. Unter den Augenbrauen, die sich der Nase bogenartig anschliessen, sitzen in weiter Öffnung die eigenartigen, halboffenen, bei ihren äusseren Ecken etwas nach oben laufenden Mandel­augen, die dünnen Augenlieder sind oben mit einer betonten Linie abgesondert. Der bis zum Nacken reichende Rückenpfeiler 1 macht es wahrscheinlich, dass dieser Kopf das Fragment einer frontal gerichteten stehenden Statue ist. Obwohl die Perücke und die allgemeine Erscheinung darauf weisen, dass die Sta­tue im Neuen Reich entstanden ist, ist die nähere Datierung sehr schwer, da wir die Fundumstände nicht kennen und besondere Zeichen zur Zeitbestimmung fehlen. Ver­gleichen wir es z. B. mit einem, in allen Äusserlichkeiten ähnlichen Portrait, das zwei­fellos unter der XVIII. Dynastie entstanden ist. 4 Dieses ist nicht nur infolge der persön­1 No. 157. Siehe Oroszlán-Dobrovits: Az Egyiptomi Gyűjtemény, Vezető (Die Ägyp­tische Sammlung, Führer) S. 164. No. 115, II. Tafel. 29 cm. hoch, ziemlich gut erhalten, ge­ringe Verletzung am Rande der Perücke, bei dem linken Ohr und über dem linken Auge. An der rechten Wange sind Spuren der ori­ginalen roten Bemalung zu bemerken. - Aus drei Reihen von glatten Locken gebildet. 3 Hier sind Spuren von zwei Reihen einer Hieroglyph-Inschrift zu bemerken: r.../m'c..., 4 Tel (Encyclopédie Photographique de l'Art, Les . Antiquités Égyptiennes de Musée du Louvre, Édition Tel) Tafel 66—67. lichen Züge und der sich erhaltenen Bema­lung verschieden, sondern es begegnet uns da auch ein vollkommen verschiedener Geist: ein runderes Gesicht, weitere Augen, stär­kerer Mund und stärkeres Kinn charakteri­sieren nicht nur diese Statue, sondern allge­mein die Portraits der späteren XVIII. Dynastie und vertragen sich auch besser mit persönlichen Zügen, als der Typus des Bild­nisses im unseren Museum. Es ist klar, dass dieses weder dem naiveren, sich den Formen des Mittleren Reiches anschliessenden Stil der frühen XVIII. Dynastie,' noch der rauhe­ren, monumentalen, 6 oder weichen, maleri­schen Auffassung 7 der XX. Dynastie ent­spricht. Seine ewig-göttliche Jugend, die per­sönlichen Züge kaum zur Geltung kommen lassende verfeinerte Art machen es wahr­scheinlich, dass es eine Schöpfung der frühen XIX. Dynastie ist, wo gegenüber dem revo­lutionären Realismus und dem Manierismus der Amarna-Periode 8 eine gesteigerte Ideali­sierung und Verfeinerung die künstlerischen Tätigkeit bezeichnen." Diese unsere Bemer­kung wird auch durch einige Teilbeobachtun­gen nur bestätigt. Die Doppelperücke ist eine, für das Neue Reich bezeichnende Tracht. 1 " Die in Zickzack laufende Locken­führung ist nicht die Spur eines mecha­nistischen Verfahrens, da der Winkel des Zickzack und die Dicke der Locken nicht immer gleich sind. Der ägyptische Künstler, der die Einheit der Oberfläche bewahren wollte, 11 strebte mit spielerischer Technik 5 Capart, L'Art Égyptien, Choix de Do­cuments, I. Taf. 61. 6 Capart O. C. II. Tafel 162. 7 Legrain, Statutes et Statuettes des rois et particuliers (Catalogue Générale des Anti­quités Égyptiennes du Musée du Caire) II. 42162. 8 Schaefer, Propyläen Kunstgeschichte II., S. 91. Fechheimer, Plastik der Ägypter S. 43. Curtius, Antike Kunst I. S. 191, Lange, Ägyptische Kunst S. XLI. 9 Capart, O. C. II. Tafel 160. 10 Erman —Ranke, Ägypten und ägypti­tisches Leben im Altertum, S. 249. 11 Vergl. Dobrovits, Harpokrates, Prob­leme der ägyptischen Plastik, Dissertationes in honorem dr. Eduardi Mahler S. 111.

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