Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 8. 1935-1936 (Budapest, 1937)

Zoltán Oroszlán: Die „Rhyta" der Terrakottensammlung des Museums der Bildenden Künste

stammenden Silber-Rhyta. Puschi und Win­ter in ihrer gemeinsamen Veröffentlichung (Ost. Jhefte, Bd. V. S. 112. ff. Taf. I—II. und Fig. 33—36) beschreiben die erlesensten Stücke der teils der griechischen, teils der süd­italisch-griechischen Toreutik zugeschriebe­nen prachtvollen Silber-Rhyta. Im Kunst­wert führt das in Triest bewahrte und in Tarentiner Schmiedewerkstätten angefer­tigtes und ebenfalls in einem Hirschkopf endigendes berühmtes Rhyton, welches die Forschung durch lange Zeit der ionischen Kunst zuschrieb und erst in neuester Zeit endgültig in Tarent lokalisierte. (Siehe F. Winter: Ost. Jhefte, Bd. VI. Beiblatt S. 61—62 und E. Pernice : »Tarentiner Bronzegefässe« Jbuch d. Arch. Bd. XXXV. S. 83 ff.) Seine Modellierung steht heute noch als Beispiel unter den Denkmälern der antiken Toreutik. Der Kopf ist in seiner Gänze, sowie in seinen Einzelheiten mit einem gewissen massvollen Naturalis­mus geformt. Doch, wie ersichtlich, zeugt auch der Hirschkopf unseres Trinkgerätes von keiner alltäglichen Modellicrfertigkeit und Gewandtheit unter den Denkmälern der Terrakotten-Kleinplastik. Die Hirsch­kopfdarstellung des Triester Silberrhytons kann vielleicht als ein unserem Trink­becher als Muster dienendes, auf uns ge­bliebenes Exemplar der antiken toreutischen Denkmäler betrachtet werden. Wird auch die Form berücksichtigt, dann steht unser Trinkhorn dem im Nationalmuseum zu Sofia bewahrten rehköpfigem Rhyton noch näher. (Ost. Jhefte, Bd. V. S. 123. Fig. 34—35.) Die etwas gestrecktere Form des Kopfes, die Gestalt, die Biegung und Gliederung des Gefässkörpers erinnern stark an diejenige unseres Rhytons. Der Meister dieses sehr wertvollen silbernen Trinkge­rätes war zweifellos Grieche und dürfte wohl in der ersten Hälfte des IV. Jahrh. v. Chr. gewirkt haben. Sein Werk mag entweder sofort auf dem Wege einer Be­stellung, oder in späteren Zeiten nach thra­kischen Boden gelangt sein, bei dessen Einwohnern, wie wir von Xenophon wissen, (»Anabasis«, VII. 2) das Rhyton als Gefäss­form sehr beliebt war. Aus diesem Grunde lässt sich voraussetzen, dass die Arbeiter der unseren Trinkbecher anfertigenden Töp­ferwerkstätte den Werken in Athen heimi­scher, vorzüglicher toreutischer Werkstätten die Gewandtheit abguckten, welche sich sowohl in der proportionierten Gliederung des Gefässbaues, in seiner feinen Ausführung, als auch in der das künstlerische Durch­schnittsmass weit übersteigenden Modellie­rung und Ausführung des Hirschkopfes äussert. Wir irren denn nicht, wenn wir annehmen, dass unser Rhyton von der Hand eines Athener Meisters aus der zweiten Hälfte des IV. Jahrh. v. Chr. stammt und als Totengabe in ein Grab gelangte, wo es uns erhalten blieb. Be\or ich auf das andere Rhyton des Museums der Bildenden Künste übergehe, möchte ich das in der Antikensammlung des Ung. Historischen Museums befindliche tierköpf ige Rhyton mit einigen Worten erläutern. (3. Abb.) Das Gefäss gelangte aus der Sammlung Delhaes in den Besitz des Nationalmuseums. Höhe : 21 "5 cm. Material : hell gelblich-roter Ton. Das rechte Horn ist Ergänzung, beide Ohren sind gebrochen, sonst ist es unversehrt. Das Gerät entbehrt des Rinnloches, also ist unsere Vase ein Schein-Rhyton. Spuren von Bemalung sind nicht vorhanden. Das Rhyton ist eine ziemlich derbe Arbeit. Die eine Hälfte des breiten, langen Gefäss­halses mündet in eine mit gegliedertem Rand umgebene Mundöffnung, die andere Hälfte läuft, etwas schmäler werdend, in einem mit derbem Naturalismus model­lierten, jungen Stierkopf aus. Die Form des Kopfes ist nur in seinen Hauptzügen ausgeführt. Die zwei kurzen Hörner sind etwas nach rückwärts gebogen, die Ohren wegstehend. Die Muskeln werden auf dem Kopfe nur oberflächlich versinnlicht. Die Augen sind ziemlich primitiv, mittels Ritzen und Eintiefungen modelliert. Über dem ebenfalls ungeschickt geformten Maul sind einige Ritze ersichtlich, welche vielleicht einen Haarbüschel andeuten sollen. Der verhältnismässig lange Henkel geht aus dem sich am unteren Teile kräftig abhe­benden Brustblatte aus und fügt sich dann unter dem Maule wieder an den Gefäss­körper. Unser Rhyton ist vermutlich das Erzeugnis einer kleineren Provinzwerk­stätte »Magna Graecia«-s ; hierauf lässt die Form des Gerätes, die Stellung des Henkels und die Modellierung des Tier­kopfes schliessen. In unteritalischen Mu­seen, doch auch anderweitig, sind Rhyta ähnlichen Charakters häufig zu finden. (Laut meinen Aufzeichnungen sind in Ta­ranto, Lecce und Triest auch ähnliche Trinkbecher, doch in besserer Ausführung vorhanden.) Delhaes erwarb diesen vermut­lich auch in Neapel oder Süditalien. Als Gegenstück erwähnen wir das zicgenköpfige schöne Rhyton der Sammlung Loeb, welches eine weit bessere und charakteristischere Arbeit ist, als unseres. (Siehe Sieveking :

Next

/
Oldalképek
Tartalom