Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 8. 1935-1936 (Budapest, 1937)

Zoltán Oroszlán: Die „Rhyta" der Terrakottensammlung des Museums der Bildenden Künste

ten lehrt. Der Meister unseres Rhytons kannte daher wohl diese Tierart, welche im Altertum über ganz Europa verbreitet war (O. Keller : »Die antike Tierwelt«, Leipzig, 1909, S. 298 f.), und schuf sein Werk mit talentvoller Leichtigkeit und Geschicklichkeit. Die Wirkung des Gerätes wird durch spärlich angebrachte Malerei gehoben. Der Rhytonhals ist näm­lich mit einer an die römischen Terra­Sigillaten erinnernden rötlichen Glasur über­zogen ; in derselben Farbe sind die zwei Augäpfel, die beiden Hörner und die Ohren gehalten, während der Rest des Hirsch­kopfes eine gelblich-braune Farbe aufweist. Die Oberfläche des Rhytons ist vollkommen glatt und man entdeckt nirgends Spuren eines Nähens der sicher mit Anwendung mehrerer Gussformen verfertigten Teile ; dies deutet ebenfalls auf eine sorgfältige Ausführung. Die Sauberkeit und Vollkom­menheit der Arbeit lassen auf einen vor­züglichen Kerameus schliessen, die Natur­treue und Gewandtheit des Modellierens loben die Fähigkeiten eines tüchtigen Koro­plastés. All dies, ergänzt durch die glaub­würdige Angabe des Verkäufers, lässt uns in der Tat annehmen, dass unser Trink­gerät in einer Athener (attisch) vorzüglichen Töpferwerkstätte angefertigt wurde. Wollen wir nun die Gegenstücke unseres Rhytons im angeführten Material suchen, können wir uns auf solche — wenigstens auf Grund der uns zur Verfügung stehenden Angaben — nicht berufen. Jene Rhyta, welche im Laufe des V. Jahrhundert v. Chr. in den Werkstätten der Athener Keramiker angefertigt wurden, zeigen in ihrer Form keine grosse Ähnlichkeit mit dem unsrigen. Dieselben haben gewöhnlich einen grösseren Durchmesser, breiteren Mund und folgt dort über dem Tierkopfe ein mit bemaltem Streife versehener, breiter Hals. Diese Vasen sind bald in der Art schwarzfiguriger, bald rotfiguriger Malerei koloriert und in derselben Weise verzierte man auch die Tierköpfe. Analoge Züge finden wir bloss in der sorgfältigen, die Nähe grosser Bild­hauerwerkstätten verratenden Modellierung letzterer. (Diesbezüglich weisen wir auf die sich auf Vasen- und Gefässmalerei bezie­henden Arbeiten hin, sowie auf die Kataloge der europäischen und amerikanischen Vasen­sammlungen, von deren Aufzählung wir begreiflicherweise absehen.) Im IV. Jahrhundert v. Chr. tritt eine Veränderung im Stil und der Formbildung der Athener Rhyta ein. Im Gefässmaterial dieser Zeit erscheinen unserem Rhyton in Gestalt und Mass vollkommen ähnliche Trinkhörner. Die farbige Verzierung dieser Trinkgeräte ist einfacher geworden, und wir finden bereits einfarbige Exemplare. Mit diesen Rhyta der athener Werkstätte ist unser Trinkhorn am engsten verknüpft. (S. z. B. das in einem Hirschkopfe endi­gendes Rhyton der Sammlung des Archaeo­logischen Seminars zur Universität Breslau.) Doch finden wir das vollkommene Gegen­stück unseres Rhytons auch unter den ähnlichen apulischen Denkmälern nicht, welche in grösserer Anzahl hauptsächlich in den süditalischen Museen — Bari, Lecce, Taranto — bewahrt werden. Obzwar in der Modellierung des Hirschkopfes (die in einem Hirschkopf endigenden Stücke ge­hören ansonsten nicht zu den häufigsten Exemplaren) ein Gefäss solcher Herkunft eine grössere Ähnlichkeit mit dem Hirsch­kopf unseres Trinkgerätes aufweist — (Aus Ruvo : Col. Jattá, Bull. Nap. nouv. sér. IV. pl. 11.), — deutet die Körperform des Rhytons natürlich auf die Art ganz anderer keramischen Werkstätten. Weder unter den kampanischen Trinkbechern, noch unter den sizilianischen fanden wir ein unserem Rhyton ähnliches Exemplar, denn wenn auch bei diesen die Form der Ge­fässe mehr oder weniger Analogie aufweist, macht sich beim Modellieren des Tierkopfes ein gänzlich anderer Kunstkreis, sowie ein anderer bildhauerischer Stil geltend. Vergleichen wir nun unser Rhyton mit jenen Rhyta-Abbildungen, welche teils auf Reliefs, teils auf Vasen zu finden sind, sehen wir, dass viele analoge Züge vorhanden sind zwischen jenen Trinkgeräten, welche die Heroen der aus dem IV. Jahrhundert v. Chr. stammenden »Totenmahl-Reliefs« in der Hand halten, und der Form unseres Gefässes. Diese Vasen gehören bereits nicht mehr zu den aus dem V. Jahrhundert v. Chr. stammenden Rhyta grösseren Umfanges, sondern eher zur Form der an die attischen Trinkbecher erinnernden Gefässe. (Siehe Erörterungen E. Buschors im Münchner Jbuch. Bd. VII. ang. Stelle.) In diesen wird der Gefässkörper bereits schlanker und erinnert im grossen ganzen an die Form der Rhyta des IV. Jahrh. v. Chr. und ebenso unseres Rhytons. Doch würden wir unter diesen umsonst eine sich auf die Modellierung des Hirschkopfes bezie­hende Analogie suchen. Eine bedeutendere Ähnlichkeit finden wir hauptsächlich im Naturalismus und der Frische der Modellierung in dem Kreise der aus dem V. oder IV. Jahrh. v. Chr.

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