Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 5 1927-1928 (Budapest, 1929)

Deutsche Auszüge der im Band V enthaltenen Aufsätze

gottes wölbt sich der Sternenkreis mit Jung­frau, Wage und Löwe. Unter der Gruppe Apolls aber als Symbole der segnenden Sonnenkraft : die göttliche Flora, Blumen zur Erde streuend, eine in ihrer Farbenpracht überwältigende Gestalt, Urania, in der Rechten die Erdkugel der Sonne entgegenhaltend, die blumenge­krönte Ceres und Diana mit Lanze und Köcher. Puttenpaare schweben jauchzend in den Lüf­ten, spielen mit Sternen und bringen das gött­liche Feuer auf einer Pfanne. Als unterer Ab­scbluss der Gruppe aber schwebt Saturn mit der Sense, ein gebrechlicher Greis, Sinnbild der Vergänglichkeit. Entwicklungsgeschichtlich schliesst sich das Deckengemälde zu Halbthurn jener Stilphase in der Kunst Maulbertsch's an, die nach einer Reihe von geistvollen Skizzen in dem Decken­schmuck des Lehensaales der erzbischöflichen Residenz zu Kremsier (Skizze dazu im Wiener Barockmuseum Nr. 136) ihren künstlerischen Ausdruck fand. Doch tritt uns die neue Ge­sinnung hier deutlicher vor Augen. Inhaltlich erscheint das Deckengemälde ganz von den üblichen banalen allegorischen Schemen be­freit. Die mythologische Verkleidung ist so durchsichtig, so selbstverständlich, dass sie fast nicht mehr vorhanden erscheint. Nicht weniger kräftig sprechen uns die formellen Neuerungen an. Die Architektur ist ganz aus dem Bilde verbannt, nicht minder der Stufenbau, die Durchbrechung des Bildrahmens und die ganze übrige Maschinerie illusionistischer Spitzfindig­keiten. Selbstredend sind die Errungenschaften der Helldunkel-Komposition aus der früheren Periode des Künstlers auch hier verweitet ; doch erscheint er auf dem Wege einer ein­heitlichen Bild impression noch weiter vor­geschritten. Licht und Schatten umfluten die Dinge nach den Gesetzen der einheitlichen Lichtquelle. Die Gestalten erscheinen in ihren klaren Umrissen, die weich plastische Model­lierung steht im entschiedenen Gegensatze zu den in Helldunkel transponierten visionären Wesen der früheren Zeit des Künstlers. Der kompositionelle Aufbau beruht auf einer ele­mentaren, sich in S-Form auslebenden Be­wegungslinie, die, von der Gestalt des Saturn ausgehend, über die Gestalten der Diana. Ceres und Flora hinwegschwingt und weiter über Aurora hinweg in den geometrischen und ideellen Mittelpunkt des Bildes, in die Licht ­Sphäre Apollos mündet. Wie spielend und selbstverständlich auch diese räum vertief ende Bewegungslinie erscheinen mag, so bewusst und berechnet ist deren Wirkung auf die gleich­massige Verteilung der Wirkungsenergien. Der dem Beschauer näher liegenden, geschlossenen, in kräftigen Farben und Massenbetonung wiedergegebenen unteren Gruppe entspricht als Aequivalent die ganz in Licht sich auf­lösende obere Gruppe. Beide Gruppen sind durch die verbindende Gestalt der Flora zu einer einzigen gewaltigen Einheit der Raum­bewegung verschmolzen. Vor Allem jedoch bleibt das Deckengemälde Maulbertsch's in Halbthurn ein koloristisches Meisterwerk. Der Kampf zwischen Licht und Schatten in der Kunst Maulbertsch's hat hier zur gänzlichen Befreiung des Lichtes geführt, nirgends mehr eine dunkle Zone. Die Dinge erscheinen mit Lichtatmosphäre durchtränkt. Der ideelle Mittelpunkt der Komposition, Apollo, ist gleichzeitig die Lichtquelle selbst, um deren Gestalt herum die Erscheinungen nur in duftigen, aquarellzarten Farbentönen sich hervorheben. Auf der Palette des Künstlers sind diesmal bloss heitere Farben vertreten, so Rosa in mannigfaltigen Abstufungen, heller Zinnober, warmes Chromgelb, goldfarbener Ocker, schillerndes Olivengrün, Kobaltblau und samtenes Violett, Die sonnbeschienenen Dra­perien erglühen in Karminrot. Auch auf dem Bronzerücken des Saturn entzündet sich lue und da ein hellerer Farbenfleck. Der markan­ten Modellierung der unteren Gruppe ent­sprechend, erscheinen die Farbentöne kräftig hervorgehoben. Trotz aller spielenden Leich­tigkeit und fast kindlichen Sorglosigkeit ist die Farbentechnik Maulbertsch's durchaus bewusst und diszipliniert und erweist sich als erfolg­reiches Hilfsmittel einer genialen Komposition, Das Deckengemälde Maulbertsch's in Halb­thurn war bisher in der Kunstliteratur unbe­kannt. Als Erster befasste sich damit Dagobert Frey, der dasselbe, gestützt auf die naturalisti­schen Blumenmotive des Deckengemäldes und der Saaldekoration dem Kreise Johann Bergls zuschrieb. (Zeitschrift für Denkmalpflege, 2. Jahrg. 1. Heft.) Die im Auftrage des ung. Unterrichtsministeriums eingeleiteten Archiv­forschungen des Verfassers in den Wiener staatlichen Archiven bezüglich der Barock­kunst in Ungarn förderten auch den Meister des Deckengemäldes im Schlosse Halbthurn ans Tageslicht. Neben den Arbeiten des Künst­lers in Sümeg (1758) und Bogoszló (17(53) ist es der Reihenfolge nach sein drittes Werk auf dem Boden des alten Ungarn und das einzige, das in der langen Reihe seiner Werke in un­serem Lande eine profane Allegorie zum Gegenstand hat. Seine Bestimmung bedeutet eine gewichtige Bereicherung" in dem Lebens­werke des Künstlers.

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