Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 5 1927-1928 (Budapest, 1929)

Deutsche Auszüge der im Band V enthaltenen Aufsätze

Weitaus reichlichere Angaben stehen uns bezüglich der Innenausstattung des Schlosses zur Verfügung, für die alle Anordnungen unter der persönlichen Leitung der Königin von erstklassigen, bei Hofbauten bewährten Künst­lern und Handwerkern getroffen wurden. Wir sind in der Lage, aus den geheimen Kammer­zahlamtsbüchern im Wiener Staatsarchiv eine vollständige Liste der damals in Halbthurn beschäftigten Künstler und Handwerker samt Honorarverrechnungen zu bringen. (Siehe un gar. Text.) In der Reihe der angeführten Künstler fällt uns der Name Anton Maulbertsch's als Schöpfers des grossen, farbenprächtigen Decken­gemäldes im grossen Saale ins Auge, dessen Entstehung in das Jahr 1765 fällt und welches dem Künstler ein Honorar von 1200 f eintrug. Als Künstler von Namen erweisen sich Johann Georg Dorfmeister als Erbauer eines Altares «nach Romanischer Art» (1707), Karl Auerbach, der vielbeschäftigte Porträt ist König Karls III. und der Königin Maria Theresia, als Maler eines die Taufe Christi darstellenden Altar­blattes, und der akademische Bildhauer Georg Leithner mit einer näher nicht bezeichneten Arbeit. Die heikle Durchführung der Zimmer­ausstattung fiel dem Schlosshauptmann von Schönbrunn Jakob von Edlersberg zu. Alle diese Arbeiten der Innendekoration wurden im Wandel der Jahre wiederholt durch neue er­setzt, so auch der Altar Dorfmeisters und das Altarbild Auerbachs. Unverändert sind uns hingegen die vorzüglichen Sternmetz- und Stukkoarbeiten im Vestibül, wie auch das be­deutendste künstlerische Erlebnis des Schlosses, das Deckengemälde von Maulbertsch, erhalten. Der in der Breite des Mittelrisalits sich er­streckende, rechteckige Raum des Vestibüls mündet in die beiderseits getrennten einfachen Stiegenhäuser und schliesst sich unmittelbar an den grossen Saal an (Abb. 7). Aus der ein­heitlich erdachten, wuchtigen plastischen De­koration des Saales, den Pilastern, Gesimsen. Supraporten und Pensterumrabmungen mit ihren charakteristischen Schnecken-, Flechten­und Scheibenmotiven spricht zu uns noch un­verkennbar die Pormensprache Hildebrandts (Abb. 12). Ein erheblicher Unterschied besteht zwischen der kräftig-plastischen Wandbeklei­dung und dem leichteren Gepräge des stuck­verzierten Tonnengewölbes. Schmales Bandel­werk erhebt sich über dem Gesimse und läuft, mit Lorbeerblättern verwachsen und von Umrollungen unterbrochen, den karierten Fel­dern der Deckenmitte zu. Statt des über­wuchernden Motivenreichtums des Hochbarock ist hier ein strengerer, abstrakter Stil der Deko­ration zu beobachten, der unter Verzicht auf die reiche Verwendung von Naturmotiven sich dem massvollen, eleganten, gedehnten, jedoch oft ermüdenden Linienzuge der Stukkodeko­ration anschliesst, wie wir ihn in der Maria Theresianischen Bauperiode der Wiener Hof­burg und des Schlosses Schönbrunn beobachten können. Die Stuckarbeit des Vestibüls stammt von den Stukkateuren Karl Koller und Matthias André aus dem Jahre 1765. Eine wesentlich andere dekorative Welt er­schliesst sich uns in dem an das Vestibül an­grenzenden grossen Saale. Ursprünglich als Sala terrena des Schlosses gedacht, erfuhr der Saal in den sechziger Jahren des XVIII. Jahrhun­derts eine gründliche Umgestaltung, als deren Folge die ursprünglich mit der Ausstattung des Vestibüls übereinstimmende plastische Dekora­tion verschwand und die Wandflächen eine dem veränderten Geschmack der Zeit entsprechende gemalte Dekoration erhielten ; in ihr fristen die struktiven Elemente und plastischen Einzel­formen des Vestibüls als gemalte Reminiszenzen ihr Leben weiter, jedoch in die tändelnde For­mensprache der Rokokozeit übertragen. Als Xeuelemente erscheinen, die Wand- und Lam­beriefelder ausfüllend, die naturalistischen Blu­menranken, deren erfrischende Farbenpracht in den Girlanden und Blumenkörben des Deckengemäldes anmutige Wiederholung finden. Dass eine aufdringliche Historie in diese heitere Rokokostimmung wenig passen würde, empfand Maulbertsch wohl, als er für den Vorwurf seines Deckengemäldes mit glücklicher Hand nach der Welt der Allegorie griff. Als Vorbild mag ihm wohl das, eine ähnliche Idee behandelnde Deckengemälde des Daniel Gran im Schlosse Eckartsau vorgeschwebt haben ; doch während Gran zur Durchführung seiner Idee, der schwulstigen Darstellung seiner Zeit entsprechend, den halben Olymp mobilisierte, gab Maulbertsch mit bezwingender Unmittel­barkeit eine packende Impression. (Abb. 13.) Das eigentliche Sujet erscheint kaum mehr wichtig, es ist eine Allegorie des anbrechenden Tages, der belebenden, triumphierenden Sonne. Die Exposition entwickelt sich am rechten Rande des Bildes, wo, in geheimnisvolles Dun­kel gehüllt, nächtliche Gestirne auf Wolken thronen. Doch gegen oben hellt sich das Dun­kelblau auf, die Wolken verdünnen sich zum durchsichtigen Taugewebe, eine zitternde Hel­ligkeit flutet über das Weltall : auf goldenem Wagen erscheint Apollo, der Sonnengott, ihm voraus mit hochgeschwungener Fackel Aurora. In prächtigem Seidenkleid flüchtet Venus vor der Strahlenflut. Auf dem Wege des Sonnen-

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