Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 6. 1929-1930 (Budapest, 1931)

Deutsche Auszüge der im Band VI enthaltenen Aufsätze

Alle diese Eigenschaften charakterisieren am meisten die Werke des sienesischen Bild­hauers Francesco di Giorgio. Wenn wir die Bronzestatuette mit authentischen Werken des Künstlers vergleichen, so können wir unsere Annahme mit stilkritisch entscheidenden Argu­menten unterstützen. Dieselben Eigenschaften, das Übergangsgleichgewicht in der vorschrei­tenden Bewegung, der unmittelbare, momen­tane Kontakt mit der Aussenwelt. die Los­lösung der Arme vom Körper, da,s sprechende Spiel der Hände charakterisieren auch die beiden Bronzeengel des Domes von Siena, den Aesculap des Dresdener Albertinums, die ein­zelnen Figuren des vielumstrittenen Beliefs in Perugia, Venedig, London, Paris und Berlin. Auch ihre Typen stimmen überein. Auch in der Budapester Statuette linden wir jenen von christlicher Seele durchdrungenen klassischen Geist, welcher den Werken des Francesco di Giorgio eigen ist. Der Maniarismus ist darin noch kaum zu empfinden. Deshalb können wir die Entstehungszeit des Stückes in die zweite Hälfte der siebziger oder in den Anfang der achziger Jahre des Quattrocento versetzen. Zur scdben Zeit dürfte auch das Londoner Discordiarclief entstanden sein. Wiedergefundene Bilder von Giovanni Antonio da Pordenone VON ANDREAS PIGLER Wie es aus einem Vergleich zwischen den Beschreibungen Bidolfis, Bosch inis und Za­nettis hervorgeht, bestand der Gemäldezyklus, mit dem Pordenone die Decke des Erdgeschoss­saales der Scuola di San Francesco in Venedig schmückte, aus folgenden neun Stücken : In der Mitte stand ein grosses Bundbild mit der ganzfigurigen Darstellung des hl. Franz, der die Wundmale empfängt. Ringsherum waren acht halbfigurige Stücke in die Decke ein­gesetzt : diese waren acht- bezw. viereckig und sie stellten die Evangelisten und vier Franzis­kanerheilige dar (also nicht Kirchenväter, wie Ridolfi irrtümlich sagt). Die Namen der vier Heiligen sind : Bonaventura. Ludwig von Toulouse, Bernardinus von Siena, Antonius von Padua. Nach der Boschini-Ausgabe von 1733 waren zu dieser Zeit die Deckenbilder von ihrem Platz schon entfernt und sie wurden in dem Obersaal der Scuola aufbewahrt. Nach Zanetti ist die Entfernung nötig geworden, weil die Gemälde an ihren ursprünglichen Standort zu verderben begannen. Am Ende des XVIIL Jahrhunderts wurde die Scuola abgebrochen und die Gemälde Pordenones wurden zerstreut. Zwei achteckige Bilder, der hl. Bonaventura und der hl. Ludwig von Toulouse, sind um die Mitte des vorigen Jahrhunderts nach England und 1924 als Legate von ('laude Phillips in die Londoner National Gallery gekommen (Abb. 7, 8). Das ehemalige Mittelbild des Soffitto nut der Stig­matisation des hl. Franz ist leider entweder verloren gegangen, oder es harrt noch der Entdeckung. Hingegen sind wir nun in der Lage, die weiteren sechs Bilder des Zyklus, welche die vier Evangelisten, den hl. Bernardi­nus von Siena und den hl. Antonius von Padua darstellen, und lange Zeit als verloren galten, hier dem Leser vorzuführen (Abb. 1—(i). Die sechs Stücke wurden von Johann Ladislaus Pyrker, Patriarchen von Venedig und Erz­biscbof von Eger (Erlau), in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in Venedig erworben und figurierten in seiner Sammlung noch als Werke Pordenones. Der kunstbe­geisterte, opferwillige Kirchenfürst hat nachher, zusammen mit den anderen wertvollste« Stücken seiner Sammlung auch Pordenones Bilder dem Ungar. National museum geschenkt und so kamen diese später in den Besitz des Buda­pester Museums der Bildenden Künste. Die alte, richtige Kunstlerbenennung ist mit der Zeit in Vergessenheit geraten und die Bilder waren im Depot des Museums lange Zeit als W T erke eines «Italienischen Malers aus dem XVIII — NIX. Jahrhundert» aufbewahrt. Vergleichen wir die neu identifizierten Budapestéi' Bilder mit den zwei Stücken in London, so wird ihre Zusammengehörigkeit im ersten Augenblick offenbar und diese wird von dem 1'instand, dass ihre Ikonographie mit den von Boschini und Zanetti gegebenen Beschrei­bungen übereinstimmt, nur bekräftigt. Alle Bilder sind auf Holz gemalt, ihre Höbe und Breite wechselt zwischen 71 und 70 cm. Die Erhaltung ist ausgezeichnet zu nennen. Nach dem Hinweis der schriftlichen Quellen ist es auch nicht schwer im Stil der Malereien Pordenones künstlerische Eigenschaften zu er­kennen. Die wuchtige Formgestaltung, die sicheren Fmrisse. die schwerfallenden Kleider und der Verzicht auf Beiwerk verraten sofort den geübten Freskenmaler. Die Schattierung beschränkt sich auf das notwendigste, die plastische Rundung der Körpermassen wird auch durch die geraden Linien der architek­tonischen Glieder des Hintergrundes hervor­gehoben. Diese grüngrauen, einfachen Gebälk­stücke mit den eckigen Brechungen haben aber

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