Hedvig Győry: Mélanges offerts a Edith Varga „Le lotus qui sort de terre” (Bulletin du Musée Hongrois des Beaux-Arts Supplément 1. Budapest, 2001)
PETER KAPLONY: Pachom als Nachfolger der altägyptischen Weisen und Zauberer - eine Textrekonstruktion
entsprechend in der Urzeit aus dem Urwasser emporsteigen. Umgekehrt kann das Urwasser am Ende der Welt sie wieder zudecken. Schenute lässt mit seiner magischen Kraft eine den Heiden gehörende, mit Weingärten bepflanzte Nilinsel im Wasser versinken. 56 Nach Hermes Trismegistos wird am Weltenende die Erde nicht mehr gefestigt sein, d.h. wohl im Urwasser versinken. 57 Dies muss wohl gemeint sein. Unmittelbar davor steht, es werde dann nicht mehr möglich sein, mit Schiffen auf dem Meer zu fahren. Die História monachorum nennt die Macht der Christen, Berge zu versetzen, 58 das Wasser der Flüsse anzuhalten und im bes. den Nil trockenen Fusses zu überqueren. 59 Die Erwähnung des Meeres spricht nicht gegen den ägyptischen Ursprung des Hermes Trismegistos-Textes. Denn schon in der altägyptischen Geschichte des Schiffbrüchigen hören wir davon, dass eine Insel (wohl nach einem Erdbeben) im Meer versinken wird. 60 Die Sage vom Versinken der Insel Atlantis im Meer wird von einem alten ägyptischen Priester erzählt. Diesem Priester war das periodische Versinken und Auftauchen von Hügeln in der und aus der Nilüberschwemmung ein vertrautes Bild. Ziehen wir Bilanz, so wird man unwillkürlich an einen 1961 erschienenen Aufsatz H. Brunners 6 ' erinnert. Brunner hat mit guten Argumenten das Weiterleben eines Splitters altägyptischer Weisheit bei den Kopten nachgewiesen. Es geht da um die Frage, wie ein Bote eine unangenehme Nachricht an den davon betroffenen Empfangerweitermelden soll. Der Bote soll sich überlegen, wie er die Wucht der Nachricht mildern kann. Der Moskauer Text ist nur ein Fragment. Nach dem, was erhalten ist, hat man aber den Eindruck, dass die für den damaligen Leser unangenehme und jedenfalls überraschende Nachricht Pachom sei der Nachfolger der altägyptischen Weisen und Zauberer - in dem nicht mehr erhaltenen Schlussteil vom Verfasser sehr behutsam und ver56 Vgl. Leipoldt, a.a.O. (Anm. 21) I Wiesmann, a.a.O. (Anm. 21), 85f. 57 Vgl. Krause-Labib, a.a.O. (Anm. 18), S. 198 = Mähe, a.a.O. (Anm. 18), S. 183. 58 Nach Mat. 17,20; Mark. 10,23 (Berg stürzt ins Wasser}); 1. Kor. 13,2. Vgl. Luk. 23,30. 5 " Festugiere, a.a.O. (Anm. 9), S. 8. 60 Verwandlung von Meerwasser in Süsswasser: Chaîne, a.a.O. (Anm. 16), Nr. 216 = Miller, a.a.O. (Anm. 16), S. 64. Der Fajum-Sce und der See von Genezareth (vgl. Anm. 36) galten als "Meere" (zum See von Genezareth vgl. die sahidische Übersetzung des Neuen Testaments und Garitte, a.a.O. (Anm. 15), 75). In der Geschichte des Schillhrüchigen verursacht die Erscheinung des Schlangengottes ein Erdbeben (vgl. das Erdbeben bei der Gotteserscheinung Lefort a.a.O. (Anm. 2, 11). 73). Ich möchte deshalb - und auch in Hinblick auf das ähnliche Schicksal der versunkenen Inseln Atlantis und Santorin - annehmen, dass die Insel des Schlangengottes durch ein Erdbeben im Wasser versinkt. N. b. errinert Atlantis deshalb an eine versunkene Nilinsel, weil das Wasser darüber laut Plato seicht und schlammig ist. Aus dem gleichen Grund können dann die Schiffe nicht mehr auf dem Meer (Wasser) fahren (Hermes Trismegistos). 61 H. Brunner, Ptahhotep bei den koptischen Mönchen, ZÂS 86 (1961), S. 145ff.