Kecskés Péter (szerk.): Ober-Theiss Region (Regionale Baugruppen im Ungarischen Freilichtmuseum. Szentendre, Szabadtéri Néprajzi Múzeum, 1987)
2. DAS DORF
Sparren wurden kürzer, das Dach allmählich niedriger. Der schlichte Hartholzdecke wurde durch profilierten, braun gebeizten Tannenholzbrettern verdrängt. Zur gleichen Zeit verschwinden die Brettertüre mit gezimmertem Türstock. Diese bewegten sich auf Holzankeln, die im Sturz- und Schwellenbalken gefestigt waren, oder auf Eisenankeln im Türpfosten. Die Einzelfenster, deren Rahmen in die Wand eingelehmt waren, und die zweiflügeliegen Blindrahmenfenster wurden auch unterlassen. Sie wurden durch Weichholztüre und Doppelfenster ersetzt, gefertigt von Wanderzimmerleuten, die während der Arbeit mit der Familie untergebracht waren. Zu dieser Zeit verbreitete sich der sog. Bauernschloß, eine Schlösserkonstruktion, aber auch die alten bewährten Schloßtypen sind erhaltengeblieben. So z.B. der Holzschiebverschluß und ein kompliziertes Holzschloß mit Falle, am meisten in den Türen der Wirtschaftsbauten. Die Räume des Wohnhauses hatten einen gestampften, mit dünnen Lehm verschmierten Fußboden, dessen untere Schicht Lehm mit Rüttstroh und die obere Schlamm mit Pferdemist war. Später ließen die wohlhabenden Bauern den Fußboden der Wohnräume und Getreidekammer mit Tanneholz bedecken. Die letzte Phase der Fertigstellung eines Wohnhauses oder Stalls, die Verschmierung und Weißung, war eine Frauenarbeit. Früher hat man das Bleichmittel aus den Alaunhütten des benachbarten Komitates Bereg besorgt; es wurde mit Milch aufgegossen und mit Hilfe von Flachshede an die Wand aufgetragen. Nachdem aber die Slowaken aus Borsod ungelöschten Kalk in Planwagen in die Dörfer gefördert haben, wurde der Kalk mit Holzasche und Spreu gemischt, um damit den Lehmwerputz ebenmäßig zu decken. Nach ethnographischen Beobachtungen des frühen 19. Jahrhunderts hatten die ältesten Wohnhäuser zwischen der geheizten Stube und der Vorratskammer ein bedeckter Vorraum, der aber keine vordere Wand besaß. Später wurde der Vorraum zugemauert, wobei aber ein schmaler Schauer offenblieb, um von dort die beiden Seitenräume betreten zu können. Als die Vorratskammer, oft infolge der Trennung der Generationen der Großfamilie, die Funktion eines Wohnraumes angenommen hatte, wurde auch der Schauer zugemauert. Zugleich veränderte sich die Proportion der Räume innerhalb des Wohnhauses. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sind die Giebelvorlaube und die Traufseitenlaube erschienen. Die verlängerte Traufe war in einigen Dörfern von gedrechslerten Holzsäulen unterstützt. Ältere und neu entstandene Varianten von Bauernhäusern, kleinadelige Nachahmungen von Herrenhäusern des mittleren Adels, die letzteren auch von Großbauern übernommen — all dies nebeneinander ergaben ein buntes Bild. 20