Kecskés Péter (szerk.): Ober-Theiss Region (Regionale Baugruppen im Ungarischen Freilichtmuseum. Szentendre, Szabadtéri Néprajzi Múzeum, 1987)

1. DIE REGIONUND IHRE BEVÖLKERUNG

Dieses Kleinadeligentum mit provinzieller Lebensführung und bäuerlichem Lebensstandard stand an der Spitze des politischen Fortschrittes in dem Vor­märz; durch ihn wurden die Komitatstagungen zum Forum der fortschritt­lichen politischen Bewegungen. Dieselbe Kleinadeligen aber, an Mangel der unentbehrlichen Modernisierung des Wirtschaftslebens, verharrten auf einer konservativen, feudalen Tradition, um wenigstens den Schein einer adeligen Lebensform zu bewahren. In der Bauweise, Wohnkultur und Tracht ist eine Bestrebung zur Nachahmung des reicheren, kapitalisierenden Adel wahr­zunehmen. Um der schnellen Zerkleinerung des Grundbeistzes widerstehen zu können und ihre Existenz zu sichern, hatten einige Kleinadeligen um die Wende der 18. und 19. Jahrhundert in wohlhabende Bauernfamilien ein­geheiratet. Dadurch verbreiteten sich traditionelle Sitten und Objekte des Adels unter dem Bauertum, die Unterschiede zwischen adeligen und bäuer­lichen Tracht, Wohnkultur u.a. wurden verwischt. Die Bauernfamilien haben nicht nur einzelne Objekte übernommen, son­dern auch die Ansichten des konservativen Kleinadels, der ohne eine existen­zielle Basis bloß die Form einer standesgemäßen adeligen Lebensweise zu be­wahren suchte. Am Ende des 19. Jahrhunderts — zur Zeit des beginnenden Kapitalismus — war infolge dieser Anschauungen, die ihre Wurzeln in einer feudalistischen Tradition hatten, nicht nur der Kleinadel, sondern auch das Bauerntum der Region anakronistisch. Produktion und Verbrauch Während die isolierte Lage der Region sich in der Türkenzeit als günstig er­wiesen hatte, wurde sie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nachteilig, indem die Isolierung eine Einschaltung in das neubelebende Wirtschaftsleben des Landes verhindert hatte. Das ungarische Getreide war seit Ende des 18. Jahrhunderts von den west­europäischen Ländern beinahe unbeschränkt aufgekauft. Infolge der Getreide­konjunktur hatten sich die ertragsreichen Domänen in Transdanubien und auch einige Regionen der Tiefebene, wo es die Möglichkeit zur Vermehrung der bebauten Felder gegeben war, bereichert. Zur gleichen Zeit dagegen führte die Bevölkerung vom Erőhát eine mittelalterliche Waldbewirtschaftung und Viehzucht, und man konnte nur die hochliegenden Felder, nach Abzug der dauernden Überflutungen, bebauen. Die Äcker wurden in Zwei- oder Dreifelderwirtschaft mit Holzpflug und Stachelegge bebaut, und in 1905 noch mit der gezahnten Sichel geerntet. Weizen, Roggen, Hafer, Mais, Hanf und Flachs befriedigten nur den eigenen Bedarf. 9

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