Cseri Miklós, Kósa László, T. Bereczki Ibolya szerk.: Paraszti múlt és jelen az ezredfordulón - A Magyar Néprajzi Társaság 2000. október 10-12. között megrendezett néprajzi vándorgyűlésének előadásai (Szentendre: Szabadtéri Néprajzi Múzeum; Magyar Néprajzi Társaság, 2000)
POZSONY Ferenc: Öregek Erdély változó társadalmában
Die Alten in der sich verändernder Gesellschaft in Siebenbürgen Ferenc Pozsonyi Die Studie möchte ein Bild von der Stellung übermitteln, die die Alten in der sich schnell wandelnden Gesellschaft der Dörfer in Siebenbürgen im 20. Jahrhundert einnehmen. Die Schlußfolgerungen wurden vor allem aus den Untersuchungen abgeleitet, die wir bei ungarischen Familien im Seklerland, sowie bei den ungarischen Familien in den Ortschaften mit gemischten Einwohnern zwischen dem Seklerland und Kolozsvár ausgeführt hatten. Die gesellschaftliche Stellung der Alten war bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges grundsätzlich von ihrer Rolle und Position im Wirtschaftssystem bestimmt. Die Ackerfelder, die die Existenzgrundlage der Familie bedeuteten, waren ihr Eigentum und sie kannten die wichtigsten Informationen im Zusammenhang mit der Organisation des Familien- und Wirtschaftslebens, die sie der jungen Generation bei der gemeinsam ausgeführten Arbeit stufenweise überließen. Am Ende des 20. Jahrhunderts wurde das Leben der Alten von drei grundlegenden politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wenden bestimmt. Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg erlebten sie die Machtübernahme der Kommunisten, die wesentliche ideologische Veränderungen mit sich brachte. Später wurden sie um ihre Felder und Arbeitsgeräte gebracht und es wurde versucht, sie zu einfachen Agrararbeitern zu degradieren. Ein Großteil der Dorfbewohner pendelte als Arbeiter täglich in die Stadt. Die das Leben in den ungarischen Dörfern bestimmenden Bauernfamilien ließen ihre Kinder studieren und auf eine intellektuelle Laufbahn zusteuern. Die Jugendlichen ließen sich oft in entfernten Ortschaften nieder. Die ehemalige ärmere Schicht ließ den Kindern einen Beruf erlernen, die dann nach ihrer Lehre in ihr Dorf zurückkehrten. Die Gesellschaftsstruktur der Dörfer in Siebenbürgen erlitt auch eine völlige Umwandlung. Da das Land keinen Wert mehr bedeutete, investierten die Familien in erster Linie in das Familienhaus ihrer früh verheirateten Kinder, in die Einrichtung der Häuser sowie in die Anschaffung von Luxusartikeln. Durch die Versorgungskrise in den 1980er Jahren wurde die Arbeit der Alten in den Hofstellen aufgewertet, da sie dadurch die Familien ihrer Kinder mit Nahrungsmitteln versorgen konnten. Die alten Mitglieder der ehemaligen Bauernfamilien waren allein geblieben und verlieren langsam ihre frühere wirtschaftliche oder symbolische Stellung. Die von den Städten und industriellen Arbeitsplätzen entfernten Dörfer wurden allmählich entvölkert und die Einwohner wurden alt. In solchen Gemeinden wurden die lokale Verwaltung, die Krankenversorgung, die Schule aufgelöst und schließlich verließ auch der Pfarrer das Dorf, das er nur noch selten besucht. Nach der politischen Wende in Rumänien im Jahr 1989 wurden die Acker in den Dörfern den ehemaligen Besitzern zurückgegeben. Die vergreisten Dorfeinwohner befinden sich jedoch in einer unmöglichen Situation, da sie weder moderne Maschinen, noch Kapital und Geräte haben. Obwohl sie sich moralisch noch gezwungen fühlen, die Felder zu bestellen, physisch sind sie dazu nicht mehr imstande. In einigen Dörfern erschien eine neue Schicht der Agrarunternehmer, die nicht mehr in der Art der Eltern wirtschaftet, sondern marktorientiert produziert. In der ungarischen Gesellschaft in Siebenbürgen treffen wir vermehrt den Individualismus an, die ehemaligen gemeinschaftlichen Normen verschwinden. Die Jugendlichen sind damit beschäftigt, ihr eigenes Leben zu gestalten und die Versorgung der Alten empfinden sie nicht mehr als Pflicht. Ihre Eltern oder Großeltern besuchen sie nur selten. Dadurch wächst die Einsamkeit und das Unsicherheitsgefühl der alten, hilflosen Einwohner in den sich entvölkernden Dörfern. In Siebenbürgen ist gleichzeitig ein merkwürdiges Phänomen zu beobachten: in diesen sich entvölkernden Dörfern kaufen sich städtische Rentner Häuser, da sie wegen der zunehmenden Inflation in den Großstädten aus ihrer Rente nicht mehr auskommen. Sie züchten Gemüse im Hof und Garten, damit sie sich ernähren können.