Cseri Miklós, Füzes Endre (szerk.): Ház és ember, A Szabadtéri Néprajzi Múzeum évkönyve 16. (Szentendre, Szabadtéri Néprajzi Múzeum, 2003)
SÁRI ZSOLT: Egy falu a 20. századból. A 20. századi épületegyüttes lehetősége a Szabadtéri Néprajzi Múzeumban
EIN DORF AUS DEM 20. JAHRHUNDERT MÖGLICHKEITEN FÜR DEN GEBÄUDEKOMPLEX DES 20. JAHRHUNDERTS IM UNGARISCHEN FREILICHTMUSEUM Im Mittelpunkt des Grundkonzeptes des Ungarischen Freilichtmuseums steht die Vorführung der ungarischen Volksarchitektur, Wohnkultur und Lebensweise in den 18.-20. Jahrhunderten. Dementsprechend finden wir in den ursprünglichen Plänen den Ersten Weltkrieg als Epochengrenze und daher setzte sich das Museum zum Ziel, die klassische Bauernkultur vor Augen zu führen. Nach einigen Jahren jedoch war es immer deutlicher zu spüren, dass diese zeitliche Limite nicht zu halten war und der ursprüngliche Querschnitt in der Zeit begann sich zu öffnen. Dies ließ sich vor allem in der Einrichtung merken, wo langsam die zwanziger und dreißiger Jahre heraufbeschwört waren, und bald fanden wir im Entwurf einiger Häuser die vierziger Jahre ebenfalls eingeschlossen. Diese haben aber nur sporadisch, einzelne Beispiele für die Wohnkultur des sich ändernden ungarischen Dorfes vorgeführt. Der Anspruch auf eine detaillierte, umfassende Vorstellung des 20. Jahrhunderts wurde immer markanter in den neunziger Jahren. Diesem Anspruch können wir aber nur in einem selbständigen separaten Gebäudekomplex entsprechen. In diesem Konzept können wir die Änderungen in der Volksbaukunst, Wohnkultur und Lebensweise auf dem Lande ab den 1880er Jahren bis heute verfolgen. Was die Baukunst anbelangt, treten die regionalen Abweichungen und Charakteristika verstärkt und mehr betont am Ende des 19. Jahrhunderts auf. Eine Tendenz in der Volksbaukunst war die Übernahme von städtischen Vorbildern, was Änderungen im Grundriss, in der Dachkonstruktion und Rauchableitung mit sich brachte. Ein schönes Beispiel dafür liefern die L-förmigen, dörflichen Wohnhäuser mit verziertem Giebel nach städtischem Vorbild, die auf der Großen Ungarischen Tiefebene in großer Zahl anzutreffen sind. Bereits zur Jahrhundertwende erscheinen in den Dörfern die nach Typenplänen entworfenen Häuser. Es handelt sich hier um Gebäude, die noch dem örtlichen, traditionellen Baustil folgen, eine gewisse Modemisierungstendenz ist jedoch bereits auch schon zu spüren. So sind die Straßen in Hollókő, in Magyarpolány oder in Torockó entstanden, die heute alle unter Denkmalschutz stehen. Eine Gruppe bedeutender ungarischer Architekten nimmt am Neubau teil, der nach der Wirtschaftskrise zwischen den beiden Weltkriegen und nach den großen Überschwemmungen unumgänglich war. Sie entwarfen ihre Haustypen auf der Grundlage der örtlichen Traditionen. Die sog. 'Faksz'- und 'Oncsa'-Häuser wurden aufgrund von Musterplänen unter Beachtung von gewissen Regeln und Vorschriften, was die Benützung von Baumaterialien betrifft, gebaut. Kredite konnten beansprucht werden. Wir können als Fortsetzung dieses Programmes den Bau der sog. 'Ohész-Häuser betrachten, die ebenfalls unter zentraler Leitung und Planung zwischen 1949-54 errichtet wurden. Als Fortsetzung der Idee der 'Faksz'- und 'Oncsa'Häuser können wir die Baupläne betrachten, die zur Jahrtausendwende nach der großen Überschwemmung der Tisza in der Region Bereg entworfen wurden. Diese bewahren einerseits die Formen der Volksbaukunst in Bereg, und passen sich andererseits den technischen und modernisierenden Bestrebungen der Zeit an. Diese neuen Häuser gestalten ein den Traditionen entsprechenden - Strassenbild. Diese Häuser können eventuell die abschließenden Elemente der dörflichen Baukunst im 20. Jahrhundert darstellen. Der die Baukunst und das Strassenbild der Dörfer bestimmende Bautyp war das Würfelhaus in den sechziger und siebziger Jahren, wobei von den früheren Bautraditionen, lokalem Stil und örtlichen Typen völlig abgesehen wurde. Die sog. Würfelhäuser sind heute zu bestimmenden Gebäudetypen des Dorfbildes geworden. Diese Häuser mit dem sog. "Zeltdach" auf großzügigem Grundriss (normalerweise mit Stube-Küche-StubeKammer-Bad-WC) wurden über einem Keller gebaut und mit Veranda versehen. Es handelt sich schon um Ziegelhäuser. Als Ergebnis und Folge der neuen Gebäudetypen, der Modernisierung und technischen Entwicklung erschienen neue Gegenstände in der gegenständlichen Kultur, die auch auf die Lebensweise ihre Einwirkung hatten. Denken wir hier an die elektrischen Apparate, die Wasserleitung und die Modernisierung der Heizung. Dies alles brachte Änderungen in der Wohnkultur, Ernährungskultur, aber auch in der Benützung der Freizeit mit sich. Die Prüfung der Gemeinschaftsbauten in der genannten Periode kann nicht vernachlässigt werden. Zahlreiche Bautypen erscheinen im 20. Jahrhundert, die jahrzehntelang entscheidende Elemente des Dorfbildes waren. Ich halte solche Gebäude für wichtig, die für die Gemeinschaft wichtig waren, d.h., die ihr wirtschaftliches, gesellschaftliches und kulturelles Leben bestimmend waren. Ich unterscheide hier drei große Gruppen: 1. Wirtschaftsbauten, 2. Gebäude zur Kulturfördemng, 3. Gemeinschaftsbauten, die eine Funktion für die Gemeinde hatten. Die Vorstellung muss auch andere Gesellschaftsschichten behandeln, die nicht zum Bauerntum gehören, jedoch im Dorfleben in Ungarn eine Rolle spielten: Die Lebensweise der Arbeiter, der Intellektuellen und der Zigeuner in den Dörfern muss im Programm eingeschlossen sein.