Horváth Iván - Kőszeghy Péter: A reneszánsz és a barokk kora (1550–1750) (Képes bevezető a magyar irodalom világába, Budapest, 1986)

Die zeit der renaissance und des barock

Auch in die ungarische Literatur sickerten ausländische, vor allem italienische und deutsche Einflüsse. László Amade, in erster Linie aber Ferenc Faludi, erneuerten im Geist des Rokokos die Sprache der ungarischen Lyrik, wobei sie auch neue Vers­formen einführten. Die neu entstandene westliche Orientierung der ungarischen Literatur öffnete den Weg für die Ideen der Aufklärung. Miklós Zrínyi (1620-1664) wollte für den Kampf gegen die Türken eine moderne Armee, und aus diesem Grunde ein modernes nationales Königreich. Dabei dachte er sich eine bedeutende Rolle zu. Er war nicht nur der beste Dichter seines Jahrhun­derts, sondern auch ein Staatsmann und Feldherr von größtem Format. Er diente mit seiner Dichtung der Politik, mit seiner Politik zugleich seiner Dichtung. In seinem größten Werk, der ,,Belagerung von Sziget", in diesem mit barocker Akribie konzipier­ten Groß-Epos, bearbeitete er den heldenhaften Kampf seines Urgroßvaters gegen die Türken. Die Ungarn, die sogar den heldenhaften Tod nicht scheuen, erscheinen im Werk als moralische Sieger. Der Dichter des 19. Jahrhunderts, János Arany, beobachtete, daß auch in diesem Epos „die Wende nicht fehlt, von der Aristoteles schrieb: der Größe, in der die Ereignisse einander folgen (auseinander fließen), ein Übergang vom Glück zum Un­glück, oder umgekehrt, vorhanden ist, das ist die entsprechende Grenze der (Hand­lungs)größe'. - Dieser Übergang ist auch bei Zrínyi vorhanden und zwar vom Un­glück zum Besseren ". László Szörényi interpretiert die politische Aktualität der poetischen Eigenarten der Belagerung von Sziget folgendermaßen: „Diese Auffassung ist hochmodern und notwendig, wenn man die Situation und Möglichkeiten des da­maligen Ungarn mit dem Scharfsinn eines Zrínyis betrachtet. Inmitten der tiefsten Not, des Zerfalls, der den Untergang prophezeit, nahm notgedrungen auch in der auf sich bezogenen Denkweise und den Vorstellungen über das eigene Leben von Zrí­nyi die Bereitschaft zur individuellen Aufopferung, der Hang zum heroischen Märtyr­ertum zu. Das projeziert Zrínyi in die Gestalt seines Urgroßvaters, dessen Taten er seit seiner Jugend mit enthusiastischen Bemerkungen am Rande seiner Bücher huldigte." Die tiefe Religiosität, die im Epos ebenfalls zum Ausdruck kommt, hängt nach Meinung von Iván Sándor Kovács mit dem gleichen Heroismus zusammen. ,Mehrere Stellen im Gedicht Auf's Kreuz' (Feszületre) und in der ,Belagerung von Sziget' (vor allem der II. Gesang, aber auch der XIV.) zeugen davon, daß die heldenhaften Leiden und die ebenfalls in heroischem Licht erscheinende Barmherzigkeit des Gott­menschen bei Zrínyi Quellen der tiefen Erschütterung, feste Glaubens- und moralische Elemente sind. ,Du hast gefochten, mit dem Tod heldenhaft den Kampf aufgenom­men', spricht Zrínyi in seinem Gedicht , Auf 's Kreuz' Christus an. Warum heldenhaft? Nicht nur deshalb, weil Christus den schrecklichen Tod auf sich nahm, sondern auch weil er seine himmlische Macht ,restlos ablegte' (dasselbe -hebt Zrínyi auch im Epos, in der 32. Strophe des XIV. Gesanges hervor: ,...der, der seine Gottheit im Himmel ließ / und auf Erden die Person eines Menschen auf sich nahm...'), also von sich aus auf die göttlichen Attribute verzichtete, mit deren Hilfe er sich von den Leiden hätte befreien können. Der Dichter schreibt in einem berühmten Abschnitt seines Werkes Das türkische Opium (ungarisch: A török áfium): ,Gott hat mir die Liebe zu meiner Heimet auferlegt', und er war nicht nur bereit, den Kampf und sogar den Tod, die damit einhergingen, zu erleiden, sondern er wünschte sie sich auch: ,Solange ich am 74

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