Déry Tibor: A Halál takarítónője a színpadon. Cikkek, nyilatkozatok, jegyzetek 1921-1939 - Déry archívum 5. (Budapest, 2004)

Függelék - Anhang - Ein Fremder

-Wer?- Die Hinkende!.... Wie heißt sie nur? - Sie nimmt die Visitenkarte vor. - Frau Jolán Czebe-Büchler - buchstabiert sie langsam - Was soll das bedeuten? Der Diener fuhrt die hinkende Dame in den kleinen Damensalon im ersten Stock. Hinkend nähert sie sich Kat und streckt ihr schon von Weitem die Hand entgegen. Ihre Haut ist sehr weiß und wechselt unaufhörlich die Farbe: auf dem kurzen Weg vom Eingang bis zur Wand, wo sie Kat stehend erwartet, errötet sie dreimal; das erstemal, da sie zur Türe hereinkommt, das zweitemal, als sie in der Mitte des Zimmers einen kleinen Tisch ausweichen muß und schließlich, als Kat steif nickend grüßt und die ihr zugestreckte Hand nicht annimmt.- Madame - sagt sie noch im Gehen, ungefähr in der Mitte des Zimmers, im selben Augenblick, da sie die Hand ausstreckt - Madame... - Sie bleibt stecken, blickt auf ihren Arm, der plötzlich abfallt, wie ein abgestellter Semaphor, ihre Stime wird blutrot.- Wollen Sie sich meinen Mann zurückbetteln? - fragt Kat sofort, ohne ein Wort der Begrüßung. Dire veilchenblauen Augen leuchten vor innerer Hitze, die ganze hohe, schlanke Figur schwingt wie eine gestraffte Saite.- Woher... wieso wissen Sie es? - flüstert die hinkende Dame. Sie greift erschrocken nach ihrem Zwicker und wird wachsgelb im Gesicht. - Madame- setzt sie fort - gewähren Sie mir den Vorzug, sitzend mit Ihnen sprechen zu dürfen! Sie setzt sich schmal auf den Rand eines Stuhles, der neben der Wand steht.- Zurückbetteln? - wiederholt sie. - Ja... zurückbetteln unter Verzicht auf jeden rechtlichen Anspruch, jedes Argument, jede Waffe... nur zurückbetteln! Es ist unvorstellbar, daß sich zwei Frauen nicht verstehen könnten! - Sie verstummt. - Sie gehören doch auch meinem Geschlecht an, Sie müssen wissen, was Leiden heißt! - sagt sie mit schmerzlichem Tonfall und greift wieder nach ihrem Zwicker. Kat lähnt sich an die Wand und schweigt. Sie spricht nur selten und antwortet eher durch unbewußtes Mienenspiel, das durch seine Beweglichkeit, wie die Oberfläche des Meeres, ihre chaotischen Leidenschaften verrät. Sie ist ebenfaUs sehr bleich, ihre Augen haben einen beunruhigenden Perlmutterglanz. Einmal muß sie krampfhaft lachen, anscheinend unmotiviert. Büdilers erste Frau verstummt befremdet. - Madame - sagt sie nach einem Augenblick bestürzten Schweigens - kommt es Ihnen so lächerlich vor - warn man Goethe zitiert?- Nein - antwortet Kat trocken - Setzen Sie fort bitte!... Sie haben also erfahren, daß ich meinen Mann betrüge. Hat er es Ihnen auch persönlich bestätigt? 476

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