Déry Tibor: A Halál takarítónője a színpadon. Cikkek, nyilatkozatok, jegyzetek 1921-1939 - Déry archívum 5. (Budapest, 2004)

Függelék - Anhang - Ein Fremder

Ein unerwarteter Besuch Wenn Dr. Szerb in späteren Jahren an die ersten Monate zurückdenkt, die er nach seiner Rückkehr nach Ungarn in Budapest verbracht hat, lächelt er liebenswürdig, mit einem gewissen Beigeschmack von Nachsicht, in derselben Art, wie ein erwachsener Mensch die Spiele eines Kindes beobachtet. Es ist ihm, als wäre er damals die personifizierte Gutherzigkeit, die zu Fleisch und Blut gewordene, närrische Jugendfrische gewesen. Könnte man seine damalige Gestalt aus der Vergangenheit hervorheben und vor dem Kamin auf den dicken Teppich der vergangenen Jahre setzen, die zwei Dr. Szerb würden sich nebeneinander ausnehmen wie ein junger Hund neben einem uralten: jener kläfft, schnappt nach seinem eigenen Schwanz, tanzt im Kreise herum und fällt auf den Rücken, der alte Hund aber blickt mit müden Augen in das Feuer und gähnende Langweile schlummert in seinem Herzen. Die Wahrheit zu sagen, ist Dr. Szerb schon damals, als er vor Jahren nach Budapest zurückgekehrt ist, den grobem und feinem Leiden seiner Mitmenschen gegenüber ziemlich gleichgültig gewesen, auch sein eigenes Schicksal läßt ihn kalt und ein guter Kalauer verursacht ihm mehr Vergnügen, als wenn ihm ein Kind geboren wäre. Dr. Szerb findet es daher lächerlich, daß Borbolya in ihm ein gewisses Interesse für seine bedauernswerte Liebesgeschichte voraussetzt, widerspricht aber aus demselben Grund nur sanft, als ihn sein Freund, der Herzensmensch, an diesem heißen Sommersonntag in der Katona-Jözsef-Gasse als Wache vor das Telephon postiert. Als hinter Borbolya die Türe ins Schloß fallt, setzt er sich auf einen Stuhl und blickt mit sanften Augen im Zimmer herum. Die Kriegsgefangenschaft geht weiter, denkt er und zieht die Augenbrauen hoch, wie einer, der etwas nicht versteht. Dann erhebt er sich vom Stuhl, geht zum Diwan und legt sich der Länge nach nieder, wie einst auf der kahlen Felseninsel, hoch über den rauschenden Wellen. Unter dem Fenster rauschen die Autobusse. Ich bin hungrig, denkt er zerstreut, zieht verschiedene Bücher aus seiner Tasche, hebt sie vor die Nase, entscheidet sich schließlich für eine Luthersche Streitschrift, stöhnt behaglich und beginnt zu lesen. Doch die Einsamkeit hier ist lange nicht so ungestört, wie auf der Insel Yeu, die Wellen schwemmen eigenartige Lebewesen vor seine Füße, Ungetümer wollen sich in sein Leben einmischen Kaum ist er eine kurze Stunde auf dem Diwan gelegen, als es im Vorzimmer läutet. Szerb hebt schnuppernd das Buch in die Höhe, zwischen dessen Seiten eine Art Päckchen, ein dicker, verschnürter, ungeöffneter Brief ihm auf die Nase fallt. Großer Gott - sagt Szerb, - noch immer habe ich ihn nicht gelesen! Er betrachtet----------- 429 -----------

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