Déry Tibor: Különös árverés. Regények 1920–1942. Ein Fremder (Déry Archívum 4. Petőfi Irodalmi Múzeum és Kortárs Irodalmi Központ, Budapest, 1999)

Porträt einer Schauspielerin Dr. Piszk wohnte mit seiner jungen Frau und seiner Schwiegermutter auf dem Rákóczi-tér, in einer fünf Stock hohen Mietskaserne, die soeben von graugrün auf ockergelb übermalt wurde. Die Gerüste hingen schon seit drei Monaten an den Mauern und nachdem der eine Querbalken knapp vor dem einzigen Straßenfenster der Wohnung lag - das daher nur halb geöffnet werden konnte -, herrschte eine derartige Finsternis in der Zweizimmer­wohnung, daß das Licht auch tagsüber brennen mußte. In der Nachbar­wohnung wurden die Verbindungsmauern abgetragen und neue errichtet; auch diese Arbeit zog sich schon seit Monaten hin, da die Bauarbeiter wöchenüich streikten. Dr. Piszk lebte schon seit geraumer Zeit von dem Geld, das seine Schwiegermutter, eine ehemalige alte Provinzschauspielerin, mit gelegent­lichen Vorträgen oder Sammlungen verdiente. Seit dem Tag, an dem er seine Advokaturskanzlei geschlossen hatte, brachte er sozusagen keinen Heller mehr nacht Hause. Seine Frau sollte Sängerin werden, ein Mitglied des Opernhauses gab ihr gratis Unterricht, doch besuchte sie die Stunden nur, wenn es ihre überreizten Nerven und von ungenügender Kost geschwächter Körper zuließen. Gewöhnlich saßen die drei tagsüber zu Hause und hörten wortlos dem Hämmern, Sägen und Pfeifen in der Nachbarswohnung zu; abends, um sechs, wenn die Arbeiter das Haus verließen und es verhältnismäßig stiUer wurde, legten sie sich in den ungeheizten Zimmern zu Bett. Die alte Schauspielerin raffte sich manchmal auf und begab sich auf ihren Bettelrundgang; sie entschloß sich nur schwer dazu und immer nur im letzten Augenblick, da sie krank war und auf der kalten Straße sofort von heftigen Schmerzen gepackt wurde. Ihre gelegentlichen Vorträge in Privatgesellschaften mußten jeweilig von langer Hand vorbereitet werden und diese Vorbereitungsarbeit, die unzähligen Besuche erschöpften sie mehr, als der Abend selbst, der aus Scham, Kummer, Lampenfieber und körperlichen Schmerzen zusammenklingende letzte Akkord, der die mißtönende Melodie der Vorhergehenden Tage abschloß. Sie verfugte über einen ausgebreiteten Bekanntenkreis, den sie in mehrere Abschnitte teilte; der eine bestand aus ihren von Kaschau nach der Hauptstadt übergesiedelten alten bürgerlichen Bekannten (hieher gehörte auch die Familie ihres ersten Schwiegersohnes), ein anderer aus ihren ehemaligen Liebhabern, wieder ein anderer aus den Bakannten ihres jetzigen Schwiegersohnes, ein vierter aus Arbeitern und sozialistischen Studenten, die in ihr ein Andenken der Oktoberrevolution

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