Déry Tibor: Knockout úr útijegyzetei. Elbeszélések 1930–1942. Erzählungen aus den Reiseerlebnisse des Mr. Knockout (Déry Archívum 3. Petőfi Irodalmi Múzeum, Budapest, 1998)

Deutsche Texte

nicht ebenso herzlich begrüßt, wie ihre Mutter, dann gibt es ein Unglück. Die alte Dame würde es ihm nie verzeihen. - Denken Sie sich, Mama, Bandi ist wieder verschnupft! - lügt sie, um dem Gespräch rasch eme andere Wendung zu geben. Doch sieht sie entsetzt, wie die Schwiegermutter stumm vor sich hinstarrt und die Stirne in schwere Falten legt. - Was sagst du? Die junge Frau wiederholt verzagt die Mär von Bandis Schnupfen. Eisiges Schweigen antwortet. - Du kommst also nicht von zu Hause? - fragt die Schwiegermutter nach einiger Zeit. - Und das Kind... Der alte Kanarienvogel beim Fenster pfeift sich ein Liedchen. Die Sonne scheint freundlich durch die goldgelben Vorhänge. Soll sie es wagen? Aber wenn das Kind die Probe nicht besteht, dann sind sie alle miteinanader vielleicht noch schlimmer daran, als wenn man es feige unversucht ließe. Die Spannung wird nach und nach unerträglich. Die Schwiegermutter ist viel zu entschlossenen Charakters, überlegt die junge Frau, als daß sie es zugeben würde, die Frage unbeantwortet zu lassen; vorläufig wartet sie nur darauf, daß man ihr ein Anerbieten mache. Die Unterhaltung wird immer einsilbiger. Die alte Dame wirft von Zeit zu Zeit einen furchtbaren Blick auf das undankbare Enkelkind, das sich feige vor ihr verkriecht. Hat sie nicht ebensoviel Recht auf Freundlichkeit und Liebe, wie die andere Großmutter? Plötzlich sieht sie, wie die junge Frau bleich, aber gefaßt aufsteht und wie eine antike Heldin vortritt. - Versuchen Sie es, Mama! Unverzüglech streckt sie die zitternde Hand vor. Man sieht ihrem alten, vom Leben schwer gefurchten Gesicht die innere Spannung an: es ist das Antlitz einer Seherin. Plötzlich erhellt es sich, die Züge werden weicher, die Form runder, die Augen erglänzen zufrieden und gütig. Eins... zwei... drei... zählt sie laut und blickt lachend und weinend in das Gesicht der jungen Mut­ter. Sie umarmen sich. Der alten Frau rinnt eme Träne die Nase entlang. - Siehst Du, sagt abends Frau G. zu ihrem Gatten, daß es gar nichts gegen Óbuda einzuwenden hat! Das Kind. In: Pester Lloyd (Morgenblatt), 22. April 1939. Nr. 91. S. 3-4. (Unter dem Pseudonym Theodor Dániel.) - A gye­rek. Bisher unveröffentlicht. In diesem Buch S. 116-119.

Next

/
Oldalképek
Tartalom