Török Dalma (szerk.): „Nekünk ma Berlin a Párizsunk”. Magyar írók Berlin-élménye, 1900-1933 (Budapest, 2007)
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besichtigen. Auch reizte ihn die Möglichkeit, in Berlin persönlich mit mehreren in Europa führenden Vertretern der avantgardistischen Literatur uns Kunst zusammenzutreffen, von denen die meisten bereits damals zum Mitarbeiterstab von Ma gehörten. Die Reise wurde in Berlin von Moholy-Nagy und Ernst Kállai vorbereitet. Am 10. November 1922 überschritt Kassák in Passau die östereichisch-deutsche Grenze und traf wahrscheinlich am I I. November in Berlin ein. Begleitet wurde er von seiner Eherfrau, der Schauspielerin Jolán Simon, die eine Vermittlerin der avantgardistischen Dichtung von großer Suggestivität war. Wahrschenlich trafen sie schon in den ersten Tagen mit Herwarth Waiden, Hans Arp, El Lissitzky, Archipenko, Georg Grosz, Richard Huelsenbeck, Hans Richter, Raoul Hausmann, Wassili Kandinsky und anderen zusammen. Diese wichtigen Begegnungen konnten allein schon deshalb in so kurzer Zeit zustande kommen, weil das Atelier von Moholy-Nagy und die Räumlichkeiten von Der Sturm, wo sich die Kassáks sicherlich fast täglich einfanden, ein bekannter Treffpunkt der in Berlin lebenden avantgardistischen Schriftsteller und Künstler waren. Das größte kulturelle Erlebnis in Berlin war für Kassák, wie er vorausgesehen hatte, die Besichtigung der ersten Austeilung russischer bildender Kunst im Ausland. Ihre kunstgeschichtliche Bedeutung hatte er bereits vor seiner Reise erkannt, als er zum erstenmal von diesem Vorhaben hörte. In der Austeilung betrachtete er die wichtigsten Werke der Malerei von Altman, Drewin, El Lissitzky, Malewitsch, Rodtschenko, Rosanowa, Sterenberg und Tatlin und von den Plastiken die Glaskompositionen von Gabo. In seiner Rezension, die nach seiner Rückkehr nach Wien in der Nummer von Ma vom 25. Dezember 1922 unter dem Titel „Zur russischen Ausstellung in Berlin” mit vielen Illustrationen erschien, faßte er seine Erlebnisse und Erfahrungen und damit die wichtigsten Lehren seines Berlin-Besuches folgendermaßen zusammen: „Zusammenfassend muß man festsellen, daß von den auf der Ausstellung vertretenen Genres die Malerei ohne Zweifel den ersten Platz einnimmt. Auf diesem Gebeit haben die Russen eine neue Kraft und eine neue Kulturmöglichkeit nach Europa gebracht. Auch ihnen selbst ziegt ihre Malerei die Richtung, in der sie gehen müssen, um ihr Ideal, das neue Menschenideal, und die konstruktive Lebensform zu erreichen. Sie sind die Söhne der Zukunft. In Berlin jagt eine Ausstellung die andere: verschlungene Formen und schreiende Farben. In dieses bunte Durcheinander brachten die Russen wieder die Urquellen der Farben und die gerade Linie der Reinheit und Kraft." Kassák bewahrte den Katalog der Ausstellung mit einem Deckblatt von El Lissitzky und ein signiertes Exemplar des I 922 in Berlin erschienenen berühmte Buches des russischen Künstlers mit dem Titel „Geschichte der zwei Quadrate" bis an sein Lebensende auf. Das zweite wichtige Ereignis der Berlin-Reise von Kassák war der am 21. November 1922 in der Sturm-Galerie durchgeführte Literaturabend der Zeitschrift Ma. Indem Herwarth Waiden, der Redakteur des Sturm, Kassák die Räumlichkeiten der Zeitschrift zur Verfügung stellte, machte er den Berliner Auftritt der Vertreter von Ma mit einem Schlage zu einem anziehenden und interessanten Ereignis. 209