Török Dalma (szerk.): „Nekünk ma Berlin a Párizsunk”. Magyar írók Berlin-élménye, 1900-1933 (Budapest, 2007)
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Literatur in einem fremden Umfeld zu betrachten, und durch die Fremdheitserfahrung der eigenen Schriftsteller einen Ersten Blick auf das Eigene, das Bekannte, das Vertraute zu werfen. Diese schöne Symmetrie ist natürlich nicht aufrechtzuerhalten: Die beiden Fremdheiten existieren in genau dieser Form gar nicht und können nicht in ein komplementäres Verhältnis zueinander gestellt werden, ohne dass die Nuancen und feinen Abweichungen verloren gingen. Die Vorstellung der Fremdheit verändert sich bereits in dem Moment, da wir uns daran erinnern, dass recht viele ungarische Schriftsteller als Bürger der österreichisch-ungarischen Monarchie aufgrund der starken deutschsprachigen Kultur oder der familiären Beziehungen die deutsche Sprache ganz ausgezeichnet beherrschten und mehrere von ihnen sogar in Deutschland studierten. Um nur einige Beispiele zu nennen: Das erste Werk von Lajos Ftatvany - Die Wissenschaft des nicht Wissenswerten (1908) -, das einen Angriff auf die Methoden der klassischen Philologie darstellte, hatte dieser auf der Grundlage der Vorlesungen der berühmten Professoren Woepke und Wilamowitz-Moellendorff in deutscher Sprache geschrieben, auf Ungarisch erschien es erst I9682, und es löste seinerzeit in Deutschland ein großes Echo aus.3 Tibor Déry beispielsweise ist zweisprachig groß geworden, so wie auch Béla Balázs, der 1906/07 als Stipendiat an der Berliner Universität studierte, unter anderem Dilthey hörte und Student Simmels war. Sándor Márai wiederum stammte aus einer sächsischen Familie aus dem heutigen Kosice, er besuchte die Universität in Leipzig und übersetzte Kafka bereits ins Ungarische (1921), als dieser im deutschen Sprachraum noch kaum bekannt war.4 In den ungarischen Presseorganen erschienen regelmäßig Berichte und Notizen zur Architektur, zum Theaterleben und zu künstlerischen Ereignissen in der deutschen F-Iauptstadt. Die Zeitungen Az Újság, Az Est, Budapesti Napló besaßen eigene Berliner Berichterstatter, doch die wichtigste Vermittlerrolle hatte selbstverständlich die 1908 gegründete Zeitschrift Nyugat. Diese Zeitschrift informierte über die literarischen Ereignisse, publizierte regelmäßig einen deutschen Prosaspiegel mit den Rezensionen neu erschienener Werke. Man konnte beinahe von Monat zu Monat verfolgen, welches Berliner Theater wessen Stück spielte, wer die vielversprechendsten Schauspieltalente waren, welches Stück von Ffauptmann oder Wedekind Erfolg erntete oder ein Fiasko war, welche Richtung die Experimente Reinhardts einschlugen. Sie veröffentlichte lange Abhandlungen und Essays über die herausragenden Künstler der Berliner Architektur und deren Gebäude (zum Beispiel über Alfred Messel und das Kaufhaus Wertheim), die Leserschaft erhielt detaillierte Berichte über die wichtigeren Ausstellungen, über die Monumentalveranstaltung Berliner Secession von 1909 oder die Berliner Reaktion auf die „ungarischen Stickereien“ von Robert Berény. Selbstverständlich kam der Präsenz der ungarischen Kultur in Berlin und deren Rezeption ein besonderes Interesse zu. Im Allgemeinen kann festgestellt werden, dass das internationale Interesse an Berlin, das sich vom Beginn des 20. Jahrhunderts verstärkte, auch 1 85