Schultheisz Emil: Traditio Renovata. Tanulmányok a középkor és a reneszánsz orvostudományáról / Orvostörténeti Közlemények – Supplementum 21. (Budapest, 1997)
21. Zur Geschichte des medizinischen Unterrichts in Ungarn vom frühen Mittelalter bis 1769
Z^oo¡ Eine Klosterschule erweiterte sich nämlich niemals zu einer Universität im früheren Mittelalter. In dieser Beziehung hat G. Post entschieden recht, wenn er schreibt: "No University arose from the mere expansion of a cathedral school proper into a "Studium generale", but rather from the concentration of a large number of masters and students where the conditions favored them." 1 0 Wie ein Dokument König Ladislaus ' IV. besagt, war die Universität in Veszprém proų Parisiis in Francia, also gleich wie die zu Paris eingerichtet", und Ende des 13. Jahrhunderts "Durch die Gelehrsamkeit ihrer Professoren und die grosse Anzahl ihrer Hörer" in ganz Ungarn berühmt. Das Bestehen einer medizinischen Fakultät dieser Hochschule ist dagegen nicht zu beweisen. Die Universität scheint sich nicht lange erhalten zu haben, sie dürfte spätestens in den ersten Jahren des 14. Jahrhunderts den dem Tode des letzten Königs aus dem Hause Árpád's, Endre III. (gest. 1301), gefolgten Stürmen erlegen sein. Um die durch den Untergang der Hochschule zu Veszprém entstandene Lücke auszufüllen, Hess König Ludwig der Grosse (1342—1382) eine Universität zu Pécs (Fünfkirchen) errichten. Wie aus der vom 1. September 1367 aus Avignon datierten Bulle des Papstes Urban V. ersichtlich, erteilt der Papst auf König Ludwigs Ersuchen der neuen Universität dieselben Rechte wie der zwei Jahre früher zu Wien gegründeten. 1 2 Laut der Bestätigungsbulle können sich an der Universität von Pécs alle Fakultäten — mit Ausnahme der theologischen — betätigen. Als Muster diente die Universität von Bologna, wie auch der erste Professor, der berühmte Decretalist Galvano di Bologna, von dort stammte. 1 3 Obwohl in Pécs gemäss der Gründungsurkunde die Möglichkeit zur Begründung einer medizinischen Fakultät gewesen wäre, ist über die Tätigkeit einer solchen nichts bekannt. Jedenfalls gehörte es nicht ursprünglich und unerlässlich zum Wesen einer Universität, dass sie alle Wissenschaften, Fächer und Fakultäten umfass e. Erst bei den späteren Universitätsgründungen, besonders auch in Deutschland, legte man Wert darauf, ohne es immer gleich zu erreichen, um möglichst alle akademischen Berufe an den eigenen Landesuniversitäten ausbilden zu können; da tritt offenkundig dieses Ziel in den Vordergrund. Da für die materiellen Grundlagen der Hochschule König Ludwig nicht gesorgt hatte, Bistum und Domkapitel aber in den Bürgerkriegen in Südungarn finanziell stark in Anspruch genommen waren und dafür nicht aufkommen konnte, erlosch die Tätigkeit der Universität im 15. Jahrhundert. Es blieb bloss eine als Sçĥola maior wirkende juristische Hochschule übrig. Die Universität von Pécs wurde nicht erweitert, König Siegmund aber errichtete eine neue Universität. Diesmal nicht im Süden Ungarns, sondern im Zentrum des Landes in Óbuda (Altofen), in seiner damaligen Residenzstadt, welche ein nicht unbedeutendes Kulturzentrum von Europa war. 1 4 Die Gründung erfolgte — wie aus der von Bonifaz IX. erlassenen Bulle ersichtlich — im Jahre 1395. Der erste Kanzler war Magister Lucas, Probst zu Altofen. Eine neue Bestätigung der Privilegien erfolgte 1410 durch ein Schreiben von Papst Johannes XXI. In dieser Bulle wird expressis verbis auch die medizinische Fakultät er1 0 Post, G. Alexander III, the licentia docendi and the rise of the Universities. — Anniversary Essays in mediaeval history by the students of Ch.-H. Haskins, 1929. 265, siehe auch Cencetti, G.: Sulle origine dello studio di Bologna. Riv. Stor. Ital. 249 ff. (1940). 1 1 Commentarior. Tom. II. Lib. V/39, 94. 1 2 Békefi, R. Die Universität von Pécs (Fünfkirchen). Budapest, 1909, 14—55 (ungarisch). 1 3 Sorbelli, A. Storia della Universitá di Bologna, Bologna, 1944, I. 206. 1 4 Diener, H. Zur Geschichte der Universitätsgründungen in Alt-Ofen (1395) und Nantes (1423). Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven, Bd. 42—45, 265 ff.