József Antall szerk.: Aus der Geschichte der Heilkunde / Orvostörténeti Közlemények – Supplementum 13-14. (Budapest, 1984)
Aus der Geschichte der Medizin und der Pharmazie Ausstellungsführer (J. Antall, K. Kapronczay, Z. Pataki, M. Szlatky, M. Vida)
Neuerung führte Lister in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit dem Ziel ein, die Krankheitskeime durch die Antisepsis zu vernichten. Die antiseptische Methode wurde von einer viel besseren Methode, der Asepsis, abgelöst, deren Grundlagen Semmelweis niederlegte. Lord Lister (1827—1912), der von seinen Zeitgenossen mit dem ehrenden Beinamen „medicorum facile princeps" ausgezeichnet wurde, schuf die neue Basis der Chirurgie. „Er rettete mehr Leben , als alle Kriege der Geschichte Tote zählten''' — stellte eine zeitgenössische ärztliche Mitteilung über ihn fest. Die Litersche antiseptische Operation und ihre Instrumente (Karbolspray) zeigen wir auf Fotos und Graphiken, während seine Person auf einem 1887 von Ede Komlóssy gemalten Ölbild zu sehen ist. Seine Handschrift bewahrt ein an József Fodor gerichteter Brief. (In einer der nächsten Vitrinen.) Unter seinem Porträt ist ein auf einem Holzgestell stehendes, blaugemustertes ärztliches Waschbecken aus Steingut (Ende des 19. Jahrhunderts) ausgestellt. 2. Das ungarische Gesundheitswesen zur Zeit des Dualismus Der Ausgleich zwischen Österreich und Ungarn im Jahre 1867 und der Dualismus (1867—1918) ermöglichten die Organisierung des ungarischen Gesundheitswesens. Balassa, Markusovszky, Korányi und Jendrassik verfass en 1868 ein Memorandum, in dem sie die dringenden Aufgaben deklarierten. Danach entstand der Landesgesundheitsrat (Országos Egészségügyi Tanács), und nach langen Vorbereitungen im Jahre 1876 der Gesetzesartikel XIV, der in unserer Heimat zum ersten Mal das öffentliche Gesundheitswesen regelte. Unter Minister Ágoston Trefort (1817—1888) wurde 1872 die Klausenburger (Cluj-Napoca, heute Rumänien) Chirurgenschule zu einer medizinischen Fakultät umgestaltet. An der Pester Universität wurde der amtsärtliche Lehrstuhl in Gerichtsmedizin und öffentliche Gesundheitsleĥrer geteilt. Der erste Professor der letzteren war József Fodor (1843—1901), der die irrtümliche 131 Bodentheorie Pettenkofers widerlegte und sich damit einen internationalen Namen machte. Er beschrieb als erster die Fähigkeit des Blutes, Bakterien zu vernichten. Auf den Vorschlag von Fodor wurden in den Schulen Stellungen für Ärzte und Gesundheitslehrer geschaffen. Ernő Jendrassik (1858—1921) war ein hervorragender Internist und Psychiater und von 1893 an Universitätsprofessor. Im Jahre 1891 schrieb er sein Werk „Die Krankheitslehre und Heilung der organischen Herzleiden" (Szervi szívbajok kórtana és orvoslása). Vilma Hugonnay war die erste ungarische Ärztin (1847—1922). Sie erhielt 130 ihr Diplom in Zürich und ließ es 1897 in Ungarn nostrifizieren. Sie schrieb Fachaufsätze über die Geburtsheilkunde und die Hebammenausbildung und nahm aktiv an der entstehenden Frauenbewegung teil. 77