Kapronczay Károly szerk.: Orvostörténeti Közlemények 210-213. (Budapest, 2010)
TANULMÁNYOK — ARTICLES - Schultheisz Emil: Filozófiaoktatás az orvosképzésben a renszánsz humanizmus idején
18 Comm. de Hist. Artis Med. 210—213 (2010) der Baconschen Lehre postuliertem Weg, indem sich hier sinnliche Wahrnehmungen und Erfahrung (sensus et experientia ) als die unabdingbaren Voraussetzungen jeder wissenschaftlichen Wahrheitsfindung präsentieren.^ Der Philosophiehistoriker Charles B. Schmitt hebt hervor, dass Harveys methodische Auffuhrungen viele Parallelen zu Zabarellas Werk und überhaupt zum italienischen Aristotelismus aufweisen/ 6 Harveys Vorwort zum De generatione animalium ist eine kurze Zusammenfassung der logischen Methode, die er in Padua kennen lernte, angewendet auf das spezielle Gebiet der Anatomie bzw. Physiologie. Es muss allerdings festgestellt werden, der Harveysche Aristoteles ist nicht der starke Dogmatiker der Spätscholastik, dem viele Universitäten im 17. Jahrhundert noch folgen und gegen Bacon und die Aristoteliker seiner Zeit Front machen. Bald erscheint an den Universitäten als Lehrfach auch die platonische Philosophie, allerdings selten obligatorisch. Ende des 16. Jahrhunderts werden einige bevorzugte Werke von Platon in den Lehrplan der oberen Fakultäten einiger Universitäten einbezogen, so z. B. Parmenides an der theologischen, Timaios an der medizinischen Fakultät. Platonismus in seinen verschiedenen Filiationen, Aristotelismus in seinen Auffassungen können im 16. Jahrhunderts nicht auseinander gehalten werden. Eine nicht geringe Bedeutung kommt dabei auch den verschiedenen Richtungen des Neuplatonismus zu. Gewisse Einflüsse des Florentiner Neuplatonismus haben sich in der Medizin bereits durchgesetzt, womit die Astromedizin zur neuen Blüte kam. Der Neuplatonismus hat die geeigneten Voraussetzungen für die Erweiterung der Abstraktionsfähigkeit bereitgestellt, ohne die die Naturwissenschaft und damit die Medizin sich nicht weiter entwickeln hätte können. In die Grundausbildung wurde die neuplatonische Philosophie zwar weniger einbezogen, erhielt aber in der „Fortbildung" der Ärzte ihren gebührenden Platz. Entscheidend für den Erfahrungsbegriff der Neuzeit werden Magie, Alchemie und Astrologie. Diese Linie hat letztlich im Neuplatonismus seine Quelle. Auf Magie und Astrologie kann hier nicht länger eingegangen werden, doch ist nicht zu vergessen, dass ¡n dieser Epoche diese nicht im Widersatz mit dem „modernen" Naturbegriff stehen. Wenn die Philosophie bei Paracelsus der erste Grund der „Arzney" ist, so sind Astronomie und Astrologie der „andere Grund", die astrologische Kausalität aber als „Bedingung der Begrifflichkeit'º 7 (Cassirer) genommen. Ausführlich wird das wechselseitige Verhältnis von Medizin und Philosophie von dem italienischen Philosophen Jacopo Zabarella im Werk: De naturalies scientiae constitutione besprochen, worin er auch die Voraussetzungen für den medizinischen Studienplan vorlegt. Nach Zabarella liefert die Naturphilosophie die theoretische Grundlage, von der aus die Medizin zu den gewünschten Ergebnissen gelangen kann, da die Medizin einen Teil der 3 5 Rothschuh, K.E.: Die Entwicklung der Kreislauflehre in Anschluss an William Harvey. In: Klinische Wochenschrift, 35 (1957), 606. 3 6 Zabarella, der Paduaner Aristoteliker war übrigens, der den Begriff „wissenschftliche Erfahrung" entwickelte und in die Literatur einführte. 3 7 Cassirer, E.: Individuum und Kosmos in der Philosophie der Renaissance. Leipzig, Berlin, 1927, 107. Auch Naert schreibt: „Nearly all of the cultural significant figures of the late fifteenth and sixteenth centuries showed interest in one more occult sciences." In: Agrippa and the Crisis of Renaissance Thought. Urbana, 1965, 226. Sogar der große Gegner der Astrologie, Giovanni Pico (1463-1494) ist gezwungen die magia naturalis als Teil der Scientia, als emanatische Form der Physik zu akzeptieren. Cf. Pico: In Astrologiam libri XII (Liber I.e. 27).