Kapronczay Károly szerk.: Orvostörténeti Közlemények 190-193. (Budapest, 2005)

KÖZLEMÉNYEK - COMMUNICATIONS - Rákóczi Katalin: Ungarische Zöglinge des Josephinums (1785-1806)

UNGARISCHE ZÖGLINGE DES JOSEPHINUMS (1785-1806) KATALIN RÁKÓCZI Die europäische Aufklärung, 1 als große ideologische Herausforderung, konnte in Ungarn erst im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts einen bescheidenen Widerhall auslösen. 2 Obwohl die wirtschaftliche Entwicklung des Landes handgreiflicher nachzuweisen ist, da die Großgrundbesitzer nach höherem Gewinn strebend, Märkte für ihre landwirtschaft­lichen Produkte im In- und Ausland suchten, und zur Forderung der Produktion beitrugen, so ging der gesellschaftliche und geistige Fortschritt nur langsam und verzögernd vor sich. Der Ideengehalt der Aufklärung, der durch deutsche Vermittlung Ungarn und die ganze ostmittel-europäische Region erreichte, war trotz den rückständigen Verhältnissen des Landes doch imstande Kunst und Literatur, Wissenschaft und alle Sektoren der Kultur mit seinem lebendigen Geist zu befruchten. Die ungarische medizinische Aufklärung forderte - genauso wie in anderen Ländern der Donaumonarchie 0 - ein hohes Wissen, genaue Kenntnisse des Faches, aber auch den Nutzen dieser Kenntnisse, ja der ganzen Wissenschaft, der sich in der Praxis äußerte. Nutzen und Anwendung des Wissens, also Theorie und Praxis waren gewünscht, und zugleich unentbehrlich geworden um das Rad des Fortschrittes in Bewegung zu setzen. Das Bürgertum als Klasse, das in Europa Initiator und Träger dieser Tendenzen wurde, war in Ungarn unentwickelt, deshalb stand an seiner Stelle der mittlere Adel, der adlige Ökonom, die adlige Intelligenz, deren Ansprüche und Interessen bestimmend zur Geltung kamen. Die gesundheitliche Lage des Landes war im Vergleich zu den entwickelten Ländern West-Europas als miserabel zu bezeichnen. Der große Mangel an Ärzten charakterisiert das ganze Jahrhundert, was zu bedeuten hatte, daß nicht einmal ein jedes Komitat einen einzigen Doktor der Medizin anstellen konnte. Das Fehlen des gebildeten Heilpersonals - z. B. der Hebammen - hatte zur Folge, daß die Quacksalberei blühte, und die Armut auf Wundärzte, Bader mit rein empirischer Ausbildung, oder auf Selbstkurierung angewiesen war. Da die ärztliche Ausbildung keine Tradition in Ungarn hatte, die mittelalterlichen Universitäten bald nach ihrer Gründung aufgelöst wurden, 4 mußten Jahrhunderte vergehen, 1 Grau, C.: Zum Wissenschaftsverständnis der Aufklärung. In: Harig, G. (Hrsg.): Chirurgische Ausbildung im 18. Jahrhundert. Abhandlungen zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften (AGMN), 1990. H. 57, 9­22. 2 Kosáry, D.: Művelődés a XVIII. századi Magyarországon ( Kultur im Ungarn des 18. Jahrhunderts). Budapest, 1980.712-714. 3 Lesky, E.: Österreichisches Gesundheitswesen im Zeitalter des Absolutismus. Wien, 1959. bes. 10-25. 4 Schultheisz, E.: A hazai orvosképzés története a nagyszombati orvosi kar felállításáig (Geschichte der unga­rischen ärztlichen Ausbildung vor der Errichtung der medizinischen Fakultät in Tyrnau). Communicationes de História Artis Medicináé (Comm. Hist. Artis Med.), 51-53 (1969). 17-33.

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