Kapronczay Károly szerk.: Orvostörténeti Közlemények 186-187. (Budapest, 2004)

TANULMÁNYOK — ARTICLES - BLUM, Paul Richard: Natürliche Theologie und Religionsphilosophie im 17. und 18. Jahrhundert. Théophile Raynaud, Luis de Molina, Joseph Falck, Sigismund von Storchenau. - Természetteológia és vallásfilozófia a 17. és 18. században. Théophile Raynaud, Luis de Molina, Joseph Flack, Sigismund von Storchenau

gen, die einander gegenseitig etikettieren, (Deismus und Atheismus sind darunter die schärfsten Waffen) geschieht zwecks Profilierung auf der Basis des gemeinsam erkannten Problems, nämlich der Spannung zwischen Vernunft und Offenbarung. Daran beteiligt sich auch Storchenau. Als Stärke in der Position der katholischen Theologie gilt ihm die "Analysis fidei", da durch sie auf der einen Seite der Vernunft im Blick auf die Begründung des Offenbarungs­glaubens zwar ein formal wie inhaltlich autonomer Zuständigkeitsbereich zugewiesen wird, auf der anderen Seite aber die unbedingte Suprematie der Gnadengabe der Offenbarung gewahrt bleibt." (56) Jedoch lag die größte Schwierigkeit in der Auseinandersetzung mit den Kirchen der Reformation darin, nachzuweisen, daß nicht allein die Offenbarung die Erfüllung einer inneren Frömmigkeit in äußerem Kult ('geschuldete Verehrung') verlangt (vgl. 152 f), sondern daß dies in dieser, der katholischen Kirche, und nur mit ihr möglich ist. Die Kritik der Offenbarungskritik mündet daher notwendig in eine Auseinandersetzung mit der Rolle der Kirche. Es ist also für die Bedeutung Storchenaus entscheidend, welche der möglichen Optionen im Kirchenverständnis er aufnimmt, die historisch-positive, die Vermittlungsrolle der Kirche zwischen Vernunft und Offenbarung, die Umkehrung der historischen Relativierung der Kirchen in eine Verankerung dieser Kirche in der Geschich­te, oder etwa schon die gegenaufklärerische Frage nach den "Möglichkeitsbedingungen von Religion, Offenbarung und Kirche" (56 f). So zeigt sich, daß Storchenau an folgenden Fronten zu kämpfen hat: - Integration des Rationalismus in die Theologie, - Bewahrung des Übernatürlichen, - Abwehr der deistischen Plausibilitäten unter Beibehaltung der "Natürlichkeit" von Re­ligion, - Abgrenzung vom Protestantismus, - Stabilisierung der katholischen Kirche, und das alles unter den Arbeitsbedingungen eines Jesuiten am Tiefpunkt der Autorität die­ses Ordens. Was Storchenau von den zuvor besprochenen Jesuiten unterscheidet, ist die Offenheit, mit der er diese Herausforderung annimmt. Für den Begriff der Vernunft schließt sich Storchenau Christian Wolff an, denn die for­male Bestimmung der Vernunft als "Facultas veritatum universalium nexum distincte per­spiciendi" 13 erlaubt es, sowohl einen recht weiten Bereich von 'Wahrheit', nämlich auch die der Offenbarung, als auch das diskursive Erfassen dieser Wahrheit, nämlich in der Theo­logie, zu vereinnahmen. Die Grenzen der Vernunft, die auch Storchenau in Rechnung stellt, reservieren den Bereich göttlicher Mitteilung, und zwar derart, daß die übernatürliche in übervernünftige Wahrheit überführt werden kann. Damit sind die Lehren des Christentums dem Verdacht des "Widervernünftigen" entzogen, und zugleich schließt die Offenbarungs­wahrheit das der natürlichen Vernunft Zugängliche ein, und nicht, wie in der Offenba­rungskritik impliziert, umgekehrt. Eine rein natürliche Religion wäre daran gemessen "inhaltlich defizient") 4 Die Begrenztheit des Menschen (etwa durch den Sündenfall: 65, 67), sein Mangel an natürlicher Erkenntnis, ist auch für ihn eine anthropologische Tatsache, die durch Offenbarung behoben wird. Der Wölfische Vernunftoptimismus wird sozusagen 13 (58) 14 Fritsch, S. 67.

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