Kapronczay Károly szerk.: Orvostörténeti Közlemények 186-187. (Budapest, 2004)

TANULMÁNYOK — ARTICLES - BLUM, Paul Richard: Natürliche Theologie und Religionsphilosophie im 17. und 18. Jahrhundert. Théophile Raynaud, Luis de Molina, Joseph Falck, Sigismund von Storchenau. - Természetteológia és vallásfilozófia a 17. és 18. században. Théophile Raynaud, Luis de Molina, Joseph Flack, Sigismund von Storchenau

in einen Offenbarungsoptimismus umgewendet. In einer geoffenbarten Religion, im Ge­gensatz zur natürlichen Religion würde "Meine Vernunft [...] von einem höhern Lichte beleuchtet; und mein Verstand von einer übernatürlichen Kraft, über mich selbst erhoben, gleichsam vergöttert werden."^ Wieder einmal sehen wir, daß, wenn es um moralische Implikationen von Erkenntnis geht, neuplatonische Formeln Konjunktur haben. Unter diesen Voraussetzungen werden Möglichkeit, Notwendigkeit und Tatsächlichkeit von Offenbarung leicht darstellbar, denn sie ist nun "logisch betrachtet in sich wider­spruchsfrei" (72), und zugleich, insofern notwendig, als sie die natürliche Religion um Kult und Riten komplettiert (75), und in Anwendung des Nonrepugnanz-Prinzips der Wolff­schen Metaphysik folgt aus der Widerspruchsfreiheit auch ihre Tatsächlichkeit (77 f). Strategisch bedeutsam ist die Notwendigkeit, denn sie wird nicht allein mit der allgemein­menschlichen Unzulänglichkeit begründet sondern auch damit, daß die natürliche Vernunft im Individuum der Bildung und Ausübung bedarf. Natürliche Religion, so kann man fol­gern, ist den Gebildeten vorbehalten, die meisten Menschen benötigen eine "allgemeine Unterweisung" ohne philosophisches Training (76), womit die Rolle der Kirche als Ver­mittlungsinstitution deutlich, und diese an den Begriff der Religion angenähert wird. Hierzu muß natürlich die Authentizität des Neuen Testaments gesichert werden, indem in völlig unhistorischer Weise der Literalsinn mit philologischen Argumenten verteidigt wird (80­87, 101). Analoges gilt für den Wunderglauben (87-90). Somit ist das, was die Kirche lehrt (und nicht nur die sogenannten Fundamentalartikel) der Inhalt der Offenbarung (96 f), andernfalls wäre sie verzichtbar. Die Kirche füngiert, wie zu erwarten, als Vermittlerin der Offenbarung und als Hüterin der biblischen Schriften, sowie als Richterin in Glaubensfra­gen, woraus wiederum das von Christus eingesetzte Leitungsamt folgt. Aktuelle Gefahr drohte offenbar vor allem vom atheistisch ausgelegten Zweig des Deis­mus, dem Storchenau mit dem Arsenal der Gottesbeweise begegnet (117 ff), sowie hin­sichtlich der Heilsinsuffizienz der natürlichen Religion mit den bereits bekannten Argu­menten für die Notwendigkeit der Offenbarung (148 ff). Es ist auch nicht mehr verwunder­lich, daß ihn die Ilistorisierung der Religiosität durch Rekurs auf eine Uroffenbarung wie bei Lessing und Herder nicht mehr erschüttern kann (159). Gerade die natürliche Religion als vor- und außerchristliche erste Offenbarung interpretiert, die den "natürlichen Bedürf­nissen der Menschheit" angemessen war (Storchenau, S. 162), bedarf der Beschleunigung und Vollendung durch die christliche Offenbarung (S. 162-164). An dieser Stelle taucht die Frage nach Storchenaus Publikum auf. Seine deutsche Philo­sophie der Religion wendet sich offenkundig an breitere als die akademischen Schichten, denn sie ist in wechselnden literarischen Stilen (Dialog, Ermahnung, Polemik u.a.) verfaßt. Storchenau garniert seine Argumentation sogar mit Gedichten erbaulichen oder physiko­theologischen Inhalts, und zwar von Protestanten wie Geliert, Haller und Klopstock. Doch hört der ehemalige Professor nicht auf, ein Theologe zu sein, und das heißt auch Kontro­verstheologe. Gerade weil er an den vielen Fronten, an denen er kämpft, auch die Vereini­gung der Konfessionen im Auge hat, muß er der protestantischen Leserschaft entgegen­kommen (210 f), aber da er ein "Konversions- und Absorptionsmodel]" 10 verfolgt, schont er sie nicht zu sehr, etwa wenn er im 7. Band der Religionsphilosophie die lutherische Refor­' 5 Philosophie der Religion. 4. S. 107. 16 Fritsch, S. 211.

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