Kapronczay Károly szerk.: Orvostörténeti Közlemények 186-187. (Budapest, 2004)

TANULMÁNYOK — ARTICLES - BLUM, Paul Richard: Natürliche Theologie und Religionsphilosophie im 17. und 18. Jahrhundert. Théophile Raynaud, Luis de Molina, Joseph Falck, Sigismund von Storchenau. - Természetteológia és vallásfilozófia a 17. és 18. században. Théophile Raynaud, Luis de Molina, Joseph Flack, Sigismund von Storchenau

So ist es denn nicht verwunderlich, daß der Jesuit Rudjer Boscovich 1763 seiner Natur­philosophie eine "Appendix ad Metaphysicam pertinens de anima, et de Deo" nachschiebt. 8 Obwohl es sich, wie der Titel betont, um eine "Theorie der Naturphilosophie" handelt, spielt Gott hier eine wesentlich geringere Rolle als die Mathematik. Dementsprechend ist für Boscovich die Existenz der Seele eine Sache der inneren Erfahrung, deren einziges Problem, das er abhandeln muß, die Frage ihrer Lokalisierung im Körper bleibt (S. 248). Gott dagegen, der mit den topischen Formeln von "Potentia, Sapientia, Providentia, quae venerationem a nobis demissimam, et simul gratum animum, atque amorem exposcant" , eingeführt wird, steht ausschließlich in Konkurrenz mit Zufall und Fatum. Der Appendix befaßt sich also damit, diese naturtheoretischen Fragen zu lösen. Damit aber wird das Feld der philosophischen Theologie zu einer Frage neben oder außerhalb der Philosophie im wissenschaftlichen Sinne, und die Religion wird zum Gegenstand einer eigenen Regional­Philosophie, die zwar nicht ohne Anleihen aus der Theologie, Erkenntnistheorie und Na­turphilosophie auskommt, jedoch auch politisiert weil moralisiert wird. Sigismund von Storchenau Dies läßt sich abschließend an Sigismund von Storchenau zeigen, der zwar seinem la­teinischen Metaphysik-Lehrbuch noch eine Theologia naturalis^ angehängt hatte, die sich nicht wesentlich von der seit Christian Wolff üblichen Pneumatologie unterscheidet, der aber auch das Bedürfnis hatte, in deutscher Sprache die erste so bezeichnete Religionsphi­losophie zu veröffentlichen. 10 Er bietet damit zumindest ein Kompendium der philoso­phisch-theologischen Fragen über die wissenschaftliche Befassung mit Religion und der historischen Schlüsselrolle der Aufklärung, zumal im deutschsprachigen Katholizismus. Storchenau war ein Jesuit, der nach der Aufhebung 1773 des Ordens und nach seiner Ent­fernung aus dem Professorenamt in Wien in Klagenfurt zeitweise als Hofprediger lebte und sein Hauptwerk, Die Philosophie der Religion (7 Bde, 1773-1781) und Ergänzungen dazu, veröffentlichte." Storchenau beginnt sich an der Diskussion um Theologie, Philosophie und Religion zu beteiligen, als diese sich schon weit ausdifferenziert und vielleicht schon ihren Zenit überschritten hatte. Die Kritik der Offenbarung, etwa bei Herbert of Cherbuiy und John Toland, hatte zwar vielleicht mit apologetischen Absichten begonnen, dann aber paradoxerweise sowohl die Grundbedingungen von Religion und wissenschaftlicher Theologie korrodiert als auch die Profilierung der Konfessionen gegeneinander ver­schärft. 12 Das Auseinanderbrechen der theologischen Diskussion in zahlreiche Strömun­8 Boscovich, R. J.: Theoria philosophiere naturalis. Redacta ad unicam legem virium in natura existentium. Nunc ab ipso perpolita, et aueta, ac a plurimis praecedentium editionum mendis expurgata, Venetiis, Remondinianae, 1763. 9 Storchenau, S. von: Institutiones metaphysica. Libri 4, Vindobonae, Trattner, 1769. 10 Storchenau, S. von: Die Philosophie der Religion. Augsburg, Veith, 1773 - 1789. - Bde 1 - 7 + Zugaben zur Philosophie der Religion. Bde 1 -5(12 Bde). " Umfassend zu ihm Fritsch, M. J.: Vernunft-Offenbarung-Religion. Eine historisch-systematische Untersuchung zu Sigismund von Stockerait. Frankfurt, 1997. 12 Dieses Phänomen wird in der politischen Geschichtsschreibung als Konfessionalisierung und Säkularisierung abgehandelt; s. hierzu z.B. Stolleis, M.: Religion und Politik im Zeitalter des Barock. "Konfessionalisierung" oder "Säkularisierung" bei der Entstehung des frühmodernen Staates. In: Religion und Religiosität im Zeitalter des Barock. Hrsg. Breuer, D. Wiesbaden 1995 (Wolfcnbüttcler Arbeiten zur Barockforschung 25), 23-42.

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