Magyar László szerk.: Orvostörténeti Közlemények 170-173. (Budapest, 2000)

TANULMÁNYOK — ARTICLES - Schulteisz, Emil: Zur Geschichte der Pestinokulation im 18. Jahrhundert — zugleich ein Beitrag zur Geschichte der ungarisch—deutschen medizinischen Beziehungen. —A 18. századi pestisoltás történetéhez, adalékokkal a magyar— német orvosi kapcsolatok történetéhez

lung bei der in Ungarn um 1740—1643 herrschenden Pockenepidemie ein und zieht gewis­se Analogien zur Pest. In der schon erwähnten Arbeit De remedio rusticano etc. bzw. dessen Anhang: „Accedunt relationes de variolis annorum 1740., 41 et 432., durante grassatione pestilen­tiae verae in Hungária, epidemice grassantibus " schreibt Fischer ausführlich über seinen Eindruck, dass Pocken leichter verlaufen während der Pestepidemie. Ein Effekt der heute durch unspezifische Immunisierung erklärbar erscheint: die sog. ICreuzimmunität. Im ersten Drittel des 18. Jh-s gab es eine Anzahl rationaler Konzepte der Medizin die auch in den Vorlesungen einiger Professoren besonders der „Aufklärungs-Universitäten" Halle, Göttingen nachzuweisen sind. Diese gingen zwar teilweise von Erkenntnissen der exakten Wissenschaften aus, übertrugen diese aber rein logisch-theoretisch auf die Medi­zin. Auch umgekehrt mag dies der Fall gewesen sein. Ein empirisch bestätigtes Verfahren führte zu einer annehmbaren Theorie. Dies scheint der Fall bei dem Gedanken der Varioli­sation bzw. per analogiam Pestinokulation zu sein. Rein logisch-theoretisch ist der Gedanke der Pestinokulation. Dies scheint mir umso bemerkenswerter zu sein, als der Niedergang der Säftlehre, die Vereinigung der übrigen Konzepte sowie ihre Erweiterung durch die spezifisch-physiologischen Ansätze erst im Laufe des 19. Jh-s erfolgte. Eigentlich sind sol­che, die Pestinokulation betreffende Denkprozesse von A. Vater und I. Weszprémi die Grundsteine der „modernen" Medizin als Erfahrungswissenschaft. Thesen und Schlussbetrachtung Die Erforschung der deutsch —ungarischen medizinischen Beziehungen während des 18. Jahrhunderts bietet Einsichten in die Wissenschaftsentwicklung in ihrer Verbindung von kulturellen, nationalen, individuellen, theoretischen und empirischen Dimensionen. Meine These ist: der Gedanke der spezifischen, aktiven Prophylaxe gegen die Pest ist die eigene Hypothese und Beschreibung von Abraham Vater und Stephan Weszprémi. Der Gedanke der Pestinokulation stammt von Abraham Vater und wahrscheinlich unabhännig von ihm, 30 Jahre später — von Stephan Weszprémi. Zwischen Vaters und Weszprémis Theorie zur Prophylaxe der Pest und dem heutigen Stand liegt keine begriffliche, sondern nur eine technische Entwicklung. 67 Es waren nicht in erster Linie neue wissenschaftliche Kenntnisse, die die Aufklärungs­medizin zum Handeln aufriefen, sondern die neue „Weltschau". Das Programm der Aufklä­rungsmedizin gewann jedoch wesentlich an Überzeugungskraft durch Neuerungen wie z. B. die Pockenimpfung. Sie zu befürworten galt als Zeichen fortschrittlicher Gesinnung. Die Kuhpockenimpfung von Jenner, basierend auf der Variolisation, brachte den Tri­umpf der Prevention und einen der grossen Fortschritte der Medizin. Ich würde den Ge­67 Dass die Pest eine ganz spezifische Krankheit ist und demnach die Möglichkeit einer Impfung gegeben sei, legte erst Yersins Entdeckung nahe. Eine absolut sichere Impfung gegen die Pest gibt es bis heute nicht. Über den neuesten Stand der Pestepidemiologie siehe WHO-Report von 1996—1998: (Medline-Express 30 B 2, ERL Juli 2000). Bemerkenswert ist die wachsende Zahl der Pesterkrankungen. (Allein in Madagascar cca 8—900 Fälle jährlich!). Die Krankheit manifestiert sich in 90% als Beulenspest, wobei die Mortalität mittels Antibiotica von 40—90% auf 5—18% gesenkt werden konnte. Was aber die Vaccination anbelangt, ist folgendes zu lesen: plague vaccine is available, but is only partially protective" (!) 32.

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