Magyar László szerk.: Orvostörténeti Közlemények 170-173. (Budapest, 2000)
TANULMÁNYOK — ARTICLES - Schulteisz, Emil: Zur Geschichte der Pestinokulation im 18. Jahrhundert — zugleich ein Beitrag zur Geschichte der ungarisch—deutschen medizinischen Beziehungen. —A 18. századi pestisoltás történetéhez, adalékokkal a magyar— német orvosi kapcsolatok történetéhez
fenden Arbeiten möchte ich noch bei der Besprechung der Pestschriften von Weszprémi und dem Wittenberger Professor Abraham Vater zurückkehren. Da sind nämlich gemeinsame Gedanken, die meines Erachtens nicht hoch genug einzuschätzen sind da sie originell und typisch für die Medizin im Zeichen der Aufklärung sind. Aufklärung ist wie Humanismus pädagogisch ausgerichtet. So ist leicht verständlich, wenn man eine grössere Anzahl von Privatschulen begegnet. Eine ganz neue Form aber ist die, von einzelnen Ärzten geführte, medizinische Privatschule. Im Zeitalter der Aufklärung erfahrt das Medizinstudium eine wesentliche Erweiterung und Vertiefung im Sinne der Anschaulichkeit und Praxisnähe. Der klinische Unterricht setzt sich durch an vielen Medizinschulen wo dies von Anbeginn der Fall war, sehr ausgeprägt an den medizinischen Privatschulen in Ungarn. Auch Daniel Fischer unterhielt in der Stadt Késmárk so eine medizinische Privatschule, wo man eine vorzügliche Grundausbildung in Theorie und Praxis bekam. Solche Privatschulen als „Vorschulen" gab es damals auch in Länder mit alter akademischer Tradition. Fischer trachtete seinen Schülern eine möglichst gründliche theoretische Grundbildung zu geben und ihnen einige praktische Erfahrungen beizubringen. Als Stadtarzt und Komitats-Physikus hatte er auch die Armen zu betreuen. Diese Sprechstunde wurde auch zu Unterrichtszwecken benutzt. Diese Methode erinnert sehr an das poliklinische System des Hallenser Professors Johann Juncker, des Schöpfers der später sogenannten Polikliniken in Deutschland. 32 Als Lehrer einer nicht geringen Zahl von Ärzten wirkte Fischer bis zu seinem Tode im Jahre 1746. Er war vielleicht nicht einer der ganz „Grossen", aber ein fleissiger und inventiöser Wegbereiter der klinischen Meidizin. Durch Praxisbezogenem klinischen Unterricht ist die Lehrtätigkeit von Daniel Fischer gekennzeichnet. Der geistige Hintergrund wird derweil in Fischers alma mater Wittenberg durch konsequente lutherische Orthodoxie gestaltet. Ganz im Gegensatz zu Halle, wo auch die Medizin in gewissem Masse vom Pietismus geprägt wird. Allerdings wird weder seine klinische Arbeit noch seine Lehrtätigkeit von der Orthodoxie wesentlich beeinflusst. Allenfalls seine Inauguraldissertation „... De mancipiis diaboli ..." erinnert an seine theologische Studien bzw. auf den orthodoxlutherischen Geist in Wittenberg. Was den medizinischen Hintergrund anbelangt, zwei Systeme bzw. Schulmeinungen stehen sich hier diametral gegenüber; die Hoffmansche Mechanopathologie der Iatromechanik auf der einen und der Stahlsche Animismus-Vitalismus auf der anderen Seite. Fischer selbst war Eklektiker. Die berühmteste und am meisten frequentierte ungarische private Medizinschule war die Academia Molleriana. Sein Begründer und einziger Professor war Karl Otto Moller (1670—1750), der auch in der Geschichte der deutsch —ungarischen medizinischen Beziehungen Zeichen gesetzt und Spuren hinterlassen hat. 33 Mit dem Namen Johann Juncker (1697—1759) ist die „école de Halle" verbunden. Juncker geht in Bezug auf die praktische Ausbildung der Studiosi medicináé am Krankenbett und in der poliklinischen Ambulanz bzw. beim Hausbesuch der Kranken nach eigenem Lehrschema vor. Lasegue: L'école de Halle. In: Conférence historiques. Paris 1866. Schultheisz, E.: Academia Molleriana, in: Ders.: Aus der Kulturgeschichte der Heilkunde (ungarisch). Budapest, 1997. 107—114. Diese Akademie wird auch von Franz Ernst Brückmann (1697—1753) der während seiner Fortbildungsreise in Ungarn im Ma 1724 zu Besuch bei Moller verweilt und auch dieses Schule besucht,