Magyar László szerk.: Orvostörténeti Közlemények 170-173. (Budapest, 2000)

TANULMÁNYOK — ARTICLES - Schulteisz, Emil: Zur Geschichte der Pestinokulation im 18. Jahrhundert — zugleich ein Beitrag zur Geschichte der ungarisch—deutschen medizinischen Beziehungen. —A 18. századi pestisoltás történetéhez, adalékokkal a magyar— német orvosi kapcsolatok történetéhez

Unter den geistigen Strömungen dieses Zeitalters findet in der Medizingeschichte neben der Aufklärung in ihrer physiko-theologischen und ihrer rationalistischen Ausprägung, der Einfluss des Pietismus wenig Aufmerksamkeit, obzwar eine spirituelle Kraft vom Ausmass des Pietismus nicht ohne Wirkung auf Naturwissenschaft und Medizin bleiben konnte. Die­ser Einfluss des Pietismus ist bei Möller besonders ausgeprägt. Das mag auch mit seinen theologischen Studien zusammenhängen. Der Pietismus hob in besondererweise die Ver­antwortung und den Auftrag auch der gebildeten Laien hervor — gut harmonisierend mit den populärwissenschaftlichen Bestrebungen der Ärzte dieses Zeitalters. Der, mit dem Frankeschen Werk eng verbundene ungarischer Arzt, Karl Otto Moller ein Pietist reinsten Wassers hatte zwar in Altdorf studiert und dort mit der Dissertation „De divino in medicina" (1691) den Doktorgrad erworben, schloss sich jedoch bald ganz der durch Stahls Animismus geprägten Richtung an. Mit seiner privaten Ärzteschule in seiner ungarischen Heimstadt Besztercebánya (Neusohl), durch sein Wirken für die Verbesserung des öffentlichen Gesundheitswesens und nicht zuletzt wegen seines vorbildlichen religiös­ethisch motivierten ärztlichen Handelns gewann Moller grossen Einfluss auf die ungari­schen Ärzte des 18. Jh-s. Um Moller sammelt sich ein Kreis junger Studenten. Für seine Schüler schreibt Moller eine „ Succinta morbos curandi methodus, suis auditoribus in do­mesticis scholis dictata ", 34 Seine praktische und seine wissenschaftliche Tätigkeit machen ihn so bekannt und berühmt, dass sein Biograph Weszprémi sich zu höchsten Vergleichen berechtigt fühlt. Er rühmt ihn als den „ ungarischen Hippokrates ". 35 Weit verbreitet waren die Schriften „De febre infantium maligna anno 1717 Neosolii grassante", „De morbis epi­demicis, in et circa Neosolium anno 1719 observatis". Moller hat inzwischen 1709 auch eine Arbeit über die Pestprophylaxe veröffentlicht „ Consilium medicum de curanda Peste Praeservationibus " (dreissig Jahre später wird diese Arbeit von seinem Schüler J. J. Tor­kos neu herausgebracht: 1740 übersetzt sie D. Perlitzi, ebenfalls einer seiner Schüler, ins Ungarische). Trotz tiefer Religiosität ist er kein Schwärmer. Auch in Mollers Schriften steht letztend­lich die Nützlichkeit im Vordergrund, aber im christlichen Sinne. Seinen Nächsten nützlich sein zum Wohlgefallen Gottes. Damit verstand Moller die Nützlichkeit anders als die Auf­klärer, die im Sinne der Staatsräson argumentierten. ausführlich und lobend beschrieben in dem Epistolarium itinerarium, Centuria I —III. Wolfenbüttel, 1742— 1750, hier Bd. I., 47 ff. Schultheisz, E.: Leben und Werke des Karl Otto Moller. Orvosi Hetilap (Ärztliche Wschr.) ungarisch, 1970, 1169—1172. Zu Mollers pietistischer Überzeugung Habrich, Chr.: Therapeutische Grundsätze pietistischer Ärzte des 18. Jahrhunderts. Beitr. z. Gesch. Pharmazie, 31 (1981) 121—123. Über kulturelle Bedeutung des Pietismus in der Heilkunde Geyer-Kordeschjohanna: Die Medizin im Spannungsfeld zwischen Aufklärung und Pietismus. In: Hinske, N. (Hrsg.): Zentren der Aufklärung I. Halle: In: Aufklärung und Pietismus. Heidelberg 1989, 255—274. Der neueste Überblick: Helm, J.: Der Umgang mit dem kranken Meschen im Halleschen Pietismus des frühen 18. Jahrhunderts. Med. Hist. Journ. 31 (1996) 67—87. Ders.: Das Medizinalkonzept Georg Ernst Stahls und seine Rezeption im Halleschen Pietismus und in der Zeit der Romantik. Ber. Wissenschaftsgesch. 23 (2000) 67—190. Man könnte bei Moller sehr wohl über pietistische Aufklärung sprechen „Weil man weder die Theologie von der Wissenschaft, noch die Wissenschaft von der Theologie schützen konnte", wie das von Günther Schenk erörtert wird. Schenk, G. Vernunft versus Offenbarung im Spannungsfeld von Aufklärung und Pietismus. Ber. Wissenschaftsgesch. 18 (1995) 168. „... adeo quidem ut Hungaricus hicce Hippocrates oraculi instar ab omnibus coleretur ..." Weszprémi: Succincta. Tom. I. 224.

Next

/
Oldalképek
Tartalom