Magyar László szerk.: Orvostörténeti Közlemények 170-173. (Budapest, 2000)
TANULMÁNYOK — ARTICLES - Schulteisz, Emil: Zur Geschichte der Pestinokulation im 18. Jahrhundert — zugleich ein Beitrag zur Geschichte der ungarisch—deutschen medizinischen Beziehungen. —A 18. századi pestisoltás történetéhez, adalékokkal a magyar— német orvosi kapcsolatok történetéhez
Gelehrtenrepublik and ärztliche Leistung Kontinuierliche Beeinflussung der medizinischen Entwicklung durch Lehrtätigkeit, wie auch literarische Tätigkeit deutscher Professoren war entscheidend. Dauerhafte Kontakte zur deutschen Wissenschaft pflegten nach dem Studium an einer deutschen Universität, zurückgekehrt in die Heimat, die meisten ungarischen Ärzte. Der neue Geist, der mit den grossen Ärzten, wie Boerhaave, van Swieten, Haller u.a. in die Heilkunde eingezogen war, beeinflusste das gesamte medizinische Denken. Gewiss ist die klinische Medizin der Neuzeit mit diesen Namen eng verknüpft, es sollten aber auch diejenigen Ärzte nicht unbekannt bleiben, die — wenn auch keine Sterne am Firmament der Wissenschaft — in ihrer praktisch-literarischen Tätigkeit vieles für die Entwicklung in der Medizin dieser neuen Richtung getan haben. Als praktische Ärzte, Lehrer und Fachschriftsteller waren sie Vorkämpfer der klinischen Heilkunde. Und viele von ihnen Represäntanten der deutsch —ungarischen medizinischen Beziehungen. Einer der interessanten Persönlichkeiten dieses Zeitalters war der ungarische Arzt Daniel Fischer, ein typischer Vertreter der deutsch —ungarischen medizinischen Beziehungen, geboren 1695 in Késmárk in der Zips, Oberungarn. Seine humanistische Studien begann er in Breslau, wie er selber in seinem lateinischen Curriculum vitae berichtet. 1713 subscribierte er an der Univesität Wittenberg. Daniel Fischer war nach Wittenberg gegangen, um hier zunächst theologische, philosophische und mathematische Vorlesungen zu hören; erst dann, so teilt er es selbst mit „sine mutato studiorum consilio me totum Medicináé consecravi ". Schon nach einigen Monaten aber figuriert der Name Daniel Fischer Hungarus im Dekanatsbuch der medizinischen Fakultät. 1718 folgt seine Promotion zum Doctor der Medicin mit der Inaugural-Dissertation „ Tentamen pneumatologico-physicum de manicipiis diaboli". Er wirkt vorübergehend als Praktiker im Schlesischen Bielitz, kehrt nach seiner Heimatstadt zurück, übt dort eine ausgedehnte Praxis aus. 24 Fischer bleibt auch nach seiner Heimkehr in regem Kontakt mit der deutschen wissenschaftlichen Welt. Intensive persönliche Kontakte pflegte er zu Brückmann, der während seiner Fortbildungsreise auch Ungarn besucht. Brückmann trifft am 1-3. Mai 1724 in Liptó-Szent-Miklós ein, wo ihn Daniel Fischer empfängt. 25 Im Oktober 1719 wird er zum Mitglied der Leopoldina gewählt mit dem Agnomen „Caius", wie das aus dem, an den Akademiepräsidenten Schröck gerichteten Schreiben ersichtlich. In ständigem Briefwechsel steht Fischer später auch mit Büchner, in Erfurt, der das Präsidialamt der Akademie im Jahre 1735 übernahm. Die Gelehrtenwelt des 18. Jh-s ist eine grenzenlose Korrespondentenrepublik. 26 Der wissenschaftlich ambitionierte Praktiker trachtete Anschluss an diese Gelehrtenrepublik zu finden um auch abseits der Universitäten ein quasi akademisches Leben zu fifhren und am 24 Schultheisz, E.: Ein Wegbereiter der klinischen Medizin im 18. Jahrhundert. Die Heilkunst 1962, 52—57. 25 Im Reisebericht von Brückmann steht: „Anno 1724, die 13. Maji oppidulum St. Nicolai in Hungária & ejus Comitatu Liptoviensi parvum salutavi, in quo a D. Dan. Fischero, Kesmarkiensi-Hungaro, practico olim Kesmarkino, tunc physico Comitatus Acad. N. C. Collega, amice hospitio & mensa exceptus." Es folgen die „Scripta egregii hujus poliatri". F. E. Bruckmanni D. Epistola itineraria LXXXVII. sistens Memorabilia Comitatus Liptoviensis. Hungária, Wolffenbüttel, MDCCXL. 26 Vgl. Kleinknecht, Th. „Reise der Aufklärung" Ber. z. Wissenschaftsgeschichte 22 (1999) 95—111, sowie Kessler, W.: Brief und Briefwechsel in Mittel- und Osteuropa um 18. und 19. Jahrhundert als Quellen der Kulturbeziehungsforschung. Bd. I. Hobbing 1994.