Varga Benedek szerk.: Orvostörténeti közlemények 147-148. (Budapest, 1994)

TANULMÁNYOK - ESSAYS - Kaiser, Wolfram: Das ungarische Medizinstudium des 18. Jh. an der Universität Halle

Auffällig mag sein, daß in dieser halleschen Instutitionalisierungsperiode auch zahlreiche als , Jranssylvani" eingetragene Mediziner nach Halle kamen. 54 Nicht selten enthielten ihre Dissertatio­nen Beiträge zu einheimisch-regionalen Krankheiten wie dem Morbus Hagymdz, der in der Doktorar­beit von Johann Georg Schüller aus Nagyszeben 1726 als , Morbus endemicus Hungaricus ' ' bezeichnet wird, übersetzt als „Hitzige Haupt-Krankheit". Der Untertitel zur gedruckten Schüllerschen Arbeit (, ,addito in fine novo et specifico remedio in hoc morbo patriae usuali ' ') verrät, daß der Doktorand ein landesübliches Heilmittel vorstellen wollte; es handelte sich dabei um Herbula Ononidis, eine als Hagymáz-Kraut bezeichnete Hauhechel-Aufbereitung. Die in Tabelle 2 vorgelegte Liste schließt mit ei­ner Dissertatio philosophico-medica von Andreas Karl Grosse, bei der Friedrich Hoffmann über die Grundsystematik der Medizin nach seiner Vorstellung und zugleich auch über die Konzeptionen von Christian Wolff disputieren ließ. Die meisten der nach Halle gekommenen Ungarn bleiben jetzt bis zum Studienende am Ort; nur wenige — beispielsweise Johann Friedrich Mylius (1698—1764) und sein transsylvanischer Landsmann Samuel Pataki (1692—1766) — zogen es vor, das 1721 bzw. 1723 in Halle aufgenommene Studium anderenorts fortzuführen. Die Hochblüte des medizinischen Ungarn-Studiums in Halle In den dreißiger und den frühen vierziger Jahren stabilisierte sich die hallesche Führungsrolle in der Ars medica noch weiter und stiegen die Immatrikulations- und Doktorandenzahlen weiterhin an. Das traf auch für das Studium der Ungarn zu, bei denen nächst der fachlichen Motivation jetzt noch zusätz­liche Komponenten hinzukamen. Die Jahre zwischen 1732 und 1744 sind identisch mit der Wirkungs­periode von Johann Heinrich Schulze (1687—1744), der in dieser Zeit zum Gönner und Förderer seiner ungarischen hörer wurde. 58 Aber es gab jetzt auch weitere Mäzene: der mit Schulze befreundete, aus Transsylvanien gebürtige Historiker Martin Schmeizel (1679—1747) hatte ein offenes Haus für seine Landsleute, 59 die sich auch um den Schulze-Adlatus Michael Gottlieb Agnethler sammeln konnten, einen frühen Parteigänger von Linné. 60 Auch Agnethler war aus Siebenbürgen gebürtig. Nicht zuletzt war es schließlich der Ungar David Samuel Madai (1709—1780) aus Selmecbánya, der nach seiner hal­leschen Promotion in der Saalestadt blieb und hier zum Leiter der Medikamenten-Expedition avancier­te, die gerade zu dieser Zeit dank ihres Exportgeschäfts in wirtschaftlichem Flor stand. 61 Bei diesem 54 Kaiser, W. , u. Werner, K.: „Sozial- und arbeitsmedizinische Probleme in halleschen Inauguraldissertationen des 18. Jahrhunderts" Z. ges. Hyg. 20 (1974), S. 228—233 55 Kaiser, W: „Johann Friedrich Henckel (1679 bis 1744)" Zahn-, Mund- u. Kieferheilkd. 66 (1978), S. 265—276 56 Kaiser, W: „Impfärzte des frühen 18. Jahrhunderts" Mitt. Ges. Gesch. Med. 8 (1974), S. 11—13; Kaiser, W: „Impfarzte des 18. Jahrhunderts" Zahn-, Mund- u. Kieferheilkd. 64 (1976), S. 385—396; Völker, A.: „Einige Markierungspunkte aus der Geschichte der Pockenschutzimpfung" Z. gesamte Inn. Med. 45 (1990), S. 392—396 57 Kaiser, W.: „Die halleschen Inauguraldissertationen transsylvanischer Mediziner (18. Jahrhundert)" Forsch. Volks- u. Landeskunde (Rum.) 16 (1973), K. 2, S. 37—42 58 Kaiser, W, u. Piechocki, W.: „Johann Heinrich Schulze (1687—1744) und sein Wirken an der Medizinischen Fa­kultät Halle" Wiss. Z. Univ. Halle (Math.-naturw. R.) XIX (1970), H. 2, S. 155—172; Kaiser, W.: „Arzt und Po­lyhistor: zur 300. Wiederkehr des Geburtstages von Johann Heinrich Schulze (1687—1744)" Z. gesamte Inn. Med. 42 (1987), S. 220—226; Kaiser, W.: „Johann Heinrich Schulze (1687—1744) und sein ungarischer Freundes- und Arbeitskreis" Comm. Hist. Art. Med. 115—U6 (1986), S. 35—42 59 Kaiser, W„ u. Völker, A.: „Buch und Zeitungsaufsatz im Lehr- und Bildungsprogramm des Historikers Martin Schmeizel (1679-1747)" Wiss. B. Univ. Halle 1982/5 (A 57), S. 101—114; Völker, A.: „Der Transsylvanier Mar­tin Schmeizel (1679—1747) als Ordinarius in Halle" Comm. Hist. Art. Med. 115—116 (1986), S. 57—65 60 Kaiser, W. : „Das Wissenschaftliche Werk des transsylvanischen Arztes und Altertumsforschers Michael Gottlieb Agnethler" Comm. Hist. Art. Med. 81 (1979), S. 73—87 61 Kaiser, W„ u. Piechocki, W. : „Die Ärzte-Dynastie der Madai in Halle" Comm. Hist. Art. Med. 60—61 (1971), S. 49—96; Kaiser, W„ Piechocki, W. u. Völker, A.: „Die Anfange einer pharmazeutischen Industrie am Bei­spiel der Waisenhaus-Medikamentenexpedition" Pharmaz. Praxis (1975) H. 8, S. 187—192

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